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Mals geht weiter

Am Montag wurde in Mals die erste Bürger-Genossenschaft Südtirols gegründet. Das Ziel? Eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung im Obervinschgau.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Bürger-Genossenschaften (cooperative di comunità) entstehen aus dem Zusammenschluss von Bürgern, die die lokale wirtschaftliche und soziale Entwicklung, sowie die Führung bestimmter Dienstleistungen auf lokaler Ebene, selbst in die Hand nehmen wollen. Diese Genossenschaftsform hat sich in den letzten Jahren in Italien durchgesetzt, vor allem in abgelegenen und strukturschwachen Gebieten, mit dem Ziel der Bevölkerung neue Arbeitsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven zu bieten. Es handelt sich hierbei um ganz verschiedene Initiativen, welche sich im einzelnen weitgehend unterscheiden, aber eines gemeinsam haben: Sie alle verfolgen das Ziel einer nachhaltigen gemeinwohlorientierten Entwicklung, die der gesamten Gemeinschaft zugute kommt. 

 Mit diesem Ziel hat sich nun auch die Bevölkerung des Obervinschgaus zusammengeschlossen und gestern (29.02.2016) im Hotel Greif in Mals den Gründungsakt der ersten Bürger-Genossenschaft Südtirols unterzeichnet. Insgesamt 43 Gründungsmitglieder aus allen Landesteilen zählt die neue Genossenschaft - Bauern, Ärzte, Biologen, Studenten, Unternehmer, Architekten, Künstler usw. Dass diese Initative auch über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregt, zeigte sich bei der gestrigen Pressekonferenz, als Blogger und Filmemacher aus ganz Italien und Deutschland erschienen. 

Zentrale Themen dieses innovativen Projektes sind die Stärkung der lokalen Kreisläufe, der Umstieg auf ökologische Landwirtschaft, die Erhaltung der Gesundheit aller und die Vermarktung der Ökologie auch als touristisches Qualitätsmerkmal. “Die Genossenschaft bezweckt es, interessierte Bürger, sowie Organisationen und Unternehmen, gemeinsam an der Regionalentwicklung teilhaben zu lassen”, so der Vorsitzenden des Aufsichtsrates der neugegründeten „Bürger-Genossenschaft Obervinschgau - BGO” Jürgen Wallnöfer. 

Christian Sommavilla, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft erklärt, wie das konkret funktionieren soll: „Wir werden der Bevölkerung und den Unternehmen beratend zur Seite stehen, aber auch gemeinsam neue Projekte ausarbeiten, Weiterbildungsangebote starten, sowie Sensibilisierungsmaßnahmen treffen“. So wird man zum Beispiel jenen landwirtschaftlichen Unternehmen zur Seite stehen, die eine Umstellung auf nachhaltige und biologische Wirtschaftsweisen in Erwägung ziehen. Außerdem möchte man den Vertrieb der lokalen Erzeugnisse fördern, auch z.B. durch die Organisation eines ganzjährigen wöchentlichen Bauernmarkts. Des Weiteren wird die Einführung einer Regionalwährung in Erwägung gezogen. Die Genossenschaft wird also in den verschiedensten Bereichen Akzente setzen und dadurch nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern auch die Entwicklung der gesamten Gemeinschaft unterstützen. „Unsere Projekte und Maßnahmen zielen auf die Förderung des sozialen Zusammenhalts der Bevölkerung des Obervinschgaus ab“, erklären die Mitglieder, die bei der gestrigen Gründung anwesend waren: „Wir müssen aber die Voraussetzungen für diese Entwicklung schaffen und die Denk- und Verhaltensmuster der Bevölkerung in Richtung einer umweltbewussten, sozialen und ethischen Einstellung stärken“.  

Heini Grandi, Präsident vom Genossenschaftsverband Legacoopbund, welcher die Bürger-Genossenschaft in der Gründungsphase betreut hat, zeigte sich erfreut: "Es handelt sich hierbei um die erste Genossenschaft dieser Art in Südtirol. Gemeinsam mit den anderen Genossenschaftsverbänden haben wir das Phänomen der cooperative di comunità in den letzten Jahren genauer untersucht und dabei überprüft, wie man dieses Modell auch in Südtirol anwenden kann".

Bürger-Genossenschaften werden von der Bevölkerung getragen; gerade deswegen versuchen die Promotoren der „Bürger-Genossenschaft Obervinschgau - BGO”  möglichst viele Mitbürger und Unternehmen bzw. Organisationen für ihr Projekt zu begeistern: „Unsere Initiative wird bereits von zahlreichen Organisationen und Bürgern getragen, wir werden jedoch möglichst viele Akteure miteinbeziehen und alle Wirtschaftszweige in dieses Projekt einbinden. Jede und jeder, die oder der unsere Ziele teilt, ist als Mitglied willkommen!

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