Wirtschaft | Sparkasse

"Ein heikles Thema"

"Kein Kommentar" heißt es derzeit aus der Südtiroler Sparkasse. Offiziell will man sich zum Prüfbericht der Banca d'Italia nicht äußern. Karl Pichler rechnet mit Strafen.

Es kommt wohl, wie es kommen musste. Trotz absolutem Stillschweigen und der Bekräftigung der Sparkassen-Leitung am Dienstag Abend “dass diesbezüglich kein Kommentar abgegeben werden kann” – einige Details zum gestrigen Treffen des Verwaltungsrates der Südtiroler Sparkasse mit Vertretern der Bankenaufsichtsbehörde sind am Tag danach doch durchgesickert. Wie salto.bz bereits am Dienstag Morgen ankündigte, wurde während dem Treffen am Nachmittag ein Inspektionsbericht präsentiert. Diesen hatten Prüfer der italienischen Zentralbank, der Banca d’Italia in monatelanger Kleinstarbeit angefertigt. Es ging darum, die millionenschweren Verluste der Sparkesse zu analysieren und eventuelle Konsequenzen daraus abzuleiten.


Viel Schweigen, doch einer spricht

Aus dem Verwaltungsrat ist nach wie vor nichts zu hören. Es gibt keine offizielle Stellungnahme zu dem Prüfbericht. Stephan Jäger sitzt als Präsident des Verbunds der Sparkassen-Kleinaktionäre im Verwaltungsrat. Diese sind von den Sparkassen-Verlusten mit am meisten getroffen. Doch auf Nachfrage von salto.bz heißt es auch von seiner Seite: “Das ist ein heikles Thema. Dazu kann ich als Mitglied des Verwaltungsrat im Moment nichts sagen.” 

Dass der Rekordverlust von gut 230 Millionen Euro Folgen für die Sparkasse haben wird, davon geht der Präsident der Stiftung Sparkasse Karl Pichler aus. Die Stiftung hält mit 67 Prozent das Gros der Anteile an der Bank. Im RAI Mittagsmagazin findet Pichler deutliche Worte. Nach der Einsicht in den Prüfbericht sei jetzt klar, dass nicht nur die Wirtschaftskrise Schuld am Millionen-Loch der Sparkasse war. Er sieht die frühere Führungsriege der Sparkasse in der Verantwortung. “Es ist viel falsch gemacht worden. Der Bericht der Banca d’Italia zeigt auf, dass die frühere Führung zu leichtsinnig und locker gehandelt hat”, so Pichler. Sie zeige sich damit mitverantwortlich für den großen Wertverlust der Sparkassen-Aktie: “Wenn das nicht passiert wäre, wäre auch die Aktie nicht so stark gefallen und die Bank stünde viel viel besser da.” Der Stiftungspräsident ist überzeugt: “Es wird sicher zu Strafen kommen.” Wie hoch diese ausfallen, könne Pichler im Moment nicht sagen. Er geht davon aus, dass die Führungskräfte mehr bezahlen müssen. Jene, die hingegen nicht direkt beteiligt waren, werden weniger berappen müssen.


War's das?

Laut Berichten von RAI Südtirol seien unter anderem der frühere Aufsichtsratspräsident Peter Gliera, der ehemalige Generaldirektor Peter Schedl sowie der frühere Verwaltungsratspräsident Norbert Platter im Visier der Bankenprüfer gelandet. Darüber hinaus noch weitere “drei bis vier Aufsichtsratsmitglieder”. Wer aber schlussendlich wie viel zahlen muss, wird erst in einigen Monaten feststehen. “Denn”, so mutmaßt Karl Pichler, “wahrscheinlich wird gegen die Strafen Rekurs eingelegt werden”. Ausgestellt werden diese aber nicht von der Sparkasse, sondern von der Banca d’Italia selbst.

Ob es auch personelle Konsequenzen geben wird, darüber ist weiterhin nichts bekannt. Geht es nach Karl Pichler, ist die Sache aber klar: “Wenn dir so etwas in einem Privatunternehmen passiert, dann bist du gleich einmal Weg vom Fenster. Und auch als Berater könntest du deinen Job vergessen. Das ist alles zu locker gehandhabt worden.” Wie locker, das könnte man wohl im Prüfbericht genauer nachlesen. Ob dieser jedoch jemals an die Öffentlichkeit gerät, steht in den Sternen. Einen Versuch wagen die Grünen und der Movimento 5Stelle. Sowohl Hans Heiss als auch Paul Köllensperger verlangen die Offenlegung des Berichts – im Sinne der Transparenz. Gebremst werden die beiden Landtagsabgeordneten von Landeshauptmann Arno Kompatscher. Das Land habe keinerlei Möglichkeit, die Veröffentlichung des Berichts anzufordern. Dies können nur die Aktionäre der Sparkasse machen. Und die Provinz Bozen zähle eben nicht dazu.