Chronik | Unwetter

"Einen 100prozentigen Schutz wird es nie geben"

Fassungslosigkeit angesichts des Todes des Atzwanger Feuerwehrkommandanten Alexander Mayr - die Bestandsaufnahme nach den Unwettern.

Fünftausend Kubikmeter Material sind am Sonntag nach 19.00 Uhr beim Gastererbach zwischen Blumau und Atzwang in einer Mure in mehreren Schüben niedergegangen. Zum Einsatz gerufen war die Freiwillige Feuerwehr von Atzwang und eine Carabinieristreife, als es sich noch um eine erste kleinere Überschwemmung handelte. Beim überraschenden und plötzlichen Abgang einer zweiten und dritten Mure geschah das Unglück: der 39-jährige Kommandant Alexander Mayr wurde von den Erdmassen mitgerissen und konnte nicht mehr gerettet werden.

Auf der Pressekonferenz von Landeshauptmann Arno Kompatscher, Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler, dem für die Straßen zuständigen Florian Mussner sowie den Abteilungsdirektor Pollinger und Staffler galt demnach der erste Gedanke dem verunglückten Alexander Mayr und seiner Frau Patrizia sowie den Kindern Anna, Lukas und Tobias. ""Nicht nur das Dorf Atzwang, sondern das ganze Land schließt sich um die Angehörigen", unterstrich Landeshauptmann Kompatscher, "wir werden alles in die Wege leiten, um der Familie beizustehen." Der 39-jährige Feuerwehrkommandant Mayr habe für die Feuerwehr gelebt und sei im Einsatz bei einem außerordentlichen Ereignis ums Leben gekommen, bedauerte Zivilschutzlandesrat Schuler. In Südtirol als einem Land mitten im Gebirge, sagte er, werde es immer Gefahren geben: "Wir tun unser Möglichstes hinsichtlich Schutzbauten - aber einen hundertprozentigen Schutz wird es nie geben."

"Die Niederschlagsmengen von gestern Abend haben alle überrascht", erklärte Zivilschutzchef Hanspeter Staffler. Die Gewitterzelle im Raum Ritten - Völs -Schlern sei ausnahmsweise stehen geblieben, die Wetterstation in Völs hat in zwei Stunden rund 70 Liter pro Quadratmeter Niederschlag aufgezeichnet, ein intensiver Hagelschlag hat die Situation zusätzlich verschärft. In den Dolomiten und im Pustertal sind über mehrere Stunden rund 20 bis 30 Millimeter Niederschlag gefallen. Ein lokales Gewitter wie jenes um und in Atzwang könne hingegen erst kurzfristig lokalisiert werden. "Wir haben", betonte Staffler, "viele kleine Schäden zu beklagen - aber vor allem müssen wir einen Kameraden betrauern."

Im Namen aller Feuerwehrleute des Landes gab der Präsident der Freiwilligen Feuerwehren Wolfram Gapp seiner Fassungslosigkeit und Traurigkeit über den Verlust des Kameraden Alexander Mayr Ausdruck. 20 Jahre war der 39-Jährige Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, davon übte er zehn Jahre lang das Amt des Kommandanten aus, das er von seinem Vater übernommen hatte. Der erfahrene und gut ausgebildete Kommandant Mayr, unterstrich Gapp, habe nach bestem Wissen gehandelt und sei bei der Lageerkundung von den Wasser- und Schlammmassen überrascht worden.

Bei einem Lokalaugenschein in Atzwang wurde festgestellt, dass im Murauslauf noch viel Wasser abfließt. Die bestehenden Schutzbauten bergseitig der Staatsstraße blieben unbeschädigt. Wegen Murenabgangs unterbrochen wurden auch die Landesstraße von Sarntal nach Wangen, die Landesstraße von Blumau nach Völs beim Gasthof Faust und die Landesstraße nach Tiers.

Von Muren verlegt sind derzeit neben der Brennnerstaatsstraße zwischen Atzwang und Blumau auch die Straßen von Blumau nach Völs sowie jene nach Tiers und Wangen und mehrere Nebenstraßen.