Chronik | Sterzing

Sterzinger Klimaschwankungen

Wie hält's die Sterzinger SVP mit der Wipptaler Einigkeit? Warum SVP-Bezirksobmann Karl Polig das Verständnis für seine Parteikollegen in der Stadt abhanden kommt.

Karl Polig klingt in diesen Tagen ein wenig irritiert. „Für mich persönlich herrscht hier ein komisches Klima, das ich nicht mehr ganz nachvollziehen kann“, sagt der  Wipptaler SVP-Obmann und Ratschingser Gemeindereferent. Dabei sollte im Norden des Landes nach den aufregenden vergangenen Monaten langsam wieder Ruhe einkehren. Die Gefahr, das eigene Bezirkskrankenhaus zur Tagesklinik degradiert zu sehen, ist vom Tisch. Nach dem römischen Treffen der vergangenen Woche steigt auch die Hoffnung auf eine Rettung der Sterzinger Geburtenstation wieder. Und: Politisch hat die SVP-Bezirksleitung vor rund einer Woche ihre Konsequenzen aus den Diskussionen der vergangenen Monate gezogen. Im Mai wollen die SVP-ler im Tal vereint unter einem Wipptaler Edelweiß antreten, also einem kleinen Edelweiß. Ein Kompromiss zwischen der Drohung, Bürgerlisten zu bilden, und einem Fortfahren als wäre nichts gewesen.

Doch ausgerechnet im Zentrum des Bezirks scheint es mit der Wipptaler Einigkeit vorbei zu sein. Denn im Sterzinger Stadtrat ist man vom beschlossenen Kurs alles andere als begeistert. Ein kleines Edelweiß zeige nur, dass man mit der SVP unzufrieden ist und trotzdem nicht die Courage hat, klar Stellung zu beziehen, erklärte beispielsweise Stadtrat Herbert Seeber in den vergangenen Tagen. Und er ist nicht der einzige, sagt Bürgermeister Fritz Karl Messner. „Es haben bereits mehrere Stadträte angekündigt, dass sie auf einer Kleinen-Edelweiß-Liste nicht kandidieren werden.“ Für ihn selbst sei die Situation zwar aufgrund des eigenen Stimmzettels für Bürgermeisterkandidaten nicht so eng. „Doch als Gemeinderatskandidat gilt es schon gut zu überlegen, ob man für etwas herhalten will, das man nicht verbrochen hat“, sagt Messner. Noch in dieser Woche, allerspätestens zu Beginn der kommenden, wollen er und sein Stadtrat endgültig über ihr Vorgehen entscheiden.

"Schon während man am Kämpfen ist, wird einem hinterhergespuckt – und wenn man vom Kampf zurückkommt, wird einem noch ein Prügel über den Kopf gezogen.“

Optionen gibt es mehrere: Am unwahrscheinlichsten scheint derzeit eine herkömmliche SVP-Liste. Eine der Möglichkeiten: gleich zwei Sterzinger Ex-SVP-Listen, also ein Kleines Edelweiß neben einer Bürgerliste. „Als Bezirksobmann muss ich schon ehrlich sagen, dass ich das sehr schade finden würde“, sagt Karl Polig. Und auch ein wenig undankbar, wie er zumindest indirekt verstehen lässt. „All die Verbesserungen, die es nun gegenüber den ursprünglichen Plänen der Sanitätsreform gibt, wurden schließlich innerhalb der Südtiroler Volkspartei erzielt“, meint der Wipptaler Bezirksobmann. Warum also sollten dieselben Leute, die erfolgreich dafür gekämpft haben, nun bei den Gemeinderatswahlen abgestraft werden? Warum wird dies ausgerechnet in seinem Bezirk so interpretiert, während die Oberpustertaler und Vinschger weit besonnener auf die Diskussionen um ihre Krankenhäuser reagieren? Und was haben die Gemeinderatswahlen überhaupt mit der Sanitätsreform zu tun, fragt Polig. „Dabei sollte es schließlich darum gehen, tüchtige Verwalter zu wählen.“

Doch Tüchtigkeit allein scheint nicht auszureichen in Zeiten wie diesen, lautet die bittere Schlussfolgerung des Bezirksobmanns. „All die Monate heißt es, kämpft für uns und setzt Euch ein“, sagt er. „Doch schon während man am Kämpfen ist, wird einem hinterhergespuckt – und wenn man vom Kampf zurückkommt, wird einem noch ein Prügel über den Kopf gezogen.“