Politik | Jubiläumsjahr

Black-Out in Rom

Wie harmlos sind die Stromausfälle in Holland, der Türkei und gestern in Rom? In allen drei Fällen sind die sensibelsten Sicherheitssysteme betroffen worden.

Ein seltsamer Energie-Ausfall hat mich bei meiner Rückkehr nach Rom empfangen. Von fünf Uhr morgens bis um neun Uhr vormittag brach am Mittwoch, 1. April, in der Haupstadt Rom und Teilen der zugehörigen Region Latium die Stromversorgung zusammen.  Am Groß-Flughafen Fiumicino blieb alles dunkel,  für kurze Zeit fielen die Systeme der Sicherheitskontrollen aus. Potentielle, mit Waffen ausgestattete Terroristen hätten sich so den direkten, unkontrollierten Zugang zu den Flugsteigen erschleichen können.  

Die Einsatzzentralen der Polizei spielten verrückt,  im öffentlichen Nahverkehr ging nichts mehr.  Zu recht hat der ehemalige, nicht gerade unbescholtene (wegen Erpressung und Korruption verurteilte) ehemalige Regionen-Präsident Francesco Storace eine Anfrage an seinen Nachfolger Zingaretti gerichtet. Darin  heißt es, dass ein derartiger Vorfall während des bevorstehenden Jubiläumsjahrs katastrophale Auswirkungen haben könnte. Ob die Behörden solche Black-Outs vorgesehen hätten und was sie dagegen unternehmen würden, fragt Storace weiter.

Tatsächlich stellt das am kommenden 8. Dezember beginnende Jubiläumsjahr die Stadt Rom vor eine ungeheure Herausforderung.  Die Stadtverwaltung hat wegen der kolossalen Mafia- und Korruptionsskandale kein Geld mehr und so musste Bürgermeister Marino "obtorto collo" das vatikanische Diktat annehmen. Papst Franziskus hatte  im Impuls - manche meinen in Konkurrenz zur Mailänder Expo - plötzlich dieses Jubiläumsjahr ausgerufen. Die römischen Behördenvertreter waren  überrascht und verstimmt, doch konnten  sie dem Papst schwer widersprechen.

Denn die Ewige Stadt braucht dringend Geld. Und das fließt anlässlich eines Jubiläumsjahres erfahrungsgemäß immer.  

Doch wie steht es mit den Sicherheitsmaßnahmen? Die aus Brüssel verordneten Sparmaßnahmen und der Abbau der Ordnungskräfte während der Berlusconi-Regierungen haben dazu geführt, dass die innere Sicherheit Italiens schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.  Schon Jahre zuvor hatten Funktionäre des Innenministeriums zugegeben, dass der Staat in einigen südlichen Regionen (Kalabrien und Kampanien)  die Kontrolle über das Territorium verloren habe.  

Im Gegenzug haben Camorra und N`drangheta die Kontrolle über die Hauptstadt Rom übernommen.  Die flächendeckenden Billig-Pizzerias im Zentrum von Rom sind der Beweis. Nachdem sie sich dort über mehrere Jahre hinweg bereichert hatten, schlug die Polizei endlich zu. Es kam zu Massen-Festnahmen und Massen-Schließungen.  Doch jetzt beobachte ich, dass diese Lokale alle wieder geöffnet sind. Nur neue Tischdecken und neue Namen (statt Ciro etwa Pummarò..)  unterscheiden sich von den Vorgängern.

Die Ausrufung des Jubiläumsjahrs fiel in die Zeit, als von der Bedrohung Roms durch den "Islamischen Staat" die Rede war. Es hieß, Rom als Zentrum der Christenheit gehöre zu den Hauptangriffszielen der IS-Terroristen, die sich bereits im benachbarten Libyien festgesetzt hatten und ihren Eroberungsfeldzug dort fortsetzen.  Nun plötzlich scheint diese Bedrohung verflogen zu sein.

Das Black Out vom Mittwoch hat diese verdrängte Bedrohung wieder ins Bewusstsein gerufen. Auch weil der römische Energie-Zusammenbruch zwei Tage nach dem noch schwereren Stromausfall in der Türkei erfolgt ist.  In 30 von 81 türkischen Provinzen, darunter Istanbul und Ankara kam es am 31. März zum Black-Out, das es den " Linksextremisten" ermöglichte, in den Justizpalast einzudringen und den Staatsanwalt zu kidnappen, der den Fall der erschossenen Gezi-Park-Demonstranten bearbeitete.  Ministerpräsident Davutoglu sprach von Sabotage. 

Vier Tage zuvor, am 27. März waren weite Teile der Niederlande von einem schweren Black-Out betroffen, das unter anderem den Großflughafen Schiphol lahmlegte. Man sei mit der Aufklärung des Stromausfalls beschäftigt, hieß es - wie in Rom - auch bei den zuständigen Stellen in Amsterdam. 

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Marco Putti Fr., 03.04.2015 - 01:55

Danke fùr diesen Beitrag Frau Brugger...von der Tùrkei hab ich gelesen..dies hat mir genùgt. Ehrlich gesagt sind mir diese suspekten Vorfàlle...wie auch immer..Hacker..Zufall usw..nicht unangenehm...Kerzen hab ich zu Haus...und herzlich gerne zieh ich mir die Folgen eines Black Out rein...aber nicht als kurzeitige Episoden ,sondern mindestens ùber die Akku Autonomie zahlreicher Iphons..smart phons..und dergleichen...Bin viel mit òffentlichen Verkehrsmittel unterwegs hierzulande....und..mit Wehmut beobachte ich unsere Jugend.
Null menschlicher Kontakt. Jeder in seiner virtuellen Parallelwelt.
Ps: Nimm zur Kenntniss dass ich als ewiger Sozialist...nicht mal so weit entfernt bin..von vermeintlichen Marxisten;))

Fr., 03.04.2015 - 01:55 Permalink