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Rainers Qualitätslinie

Maximilian Rainer agiert als Unternehmer lieber im Hintergrund. Diesem Motto ist der Ex-SEL-Generaldirektor jetzt treu geblieben. Bei einer diskreten Firmenübernahme.

Es gibt kaum einen Tag an dem Maximilian Rainer nicht anwesend ist. Der ehemalige SEL-Generaldirektor sitzt im Stein-an-Stein-Prozess vor dem Bozner Landesgericht dem Staatsanwalt und den Richtern gegenüber.
Rainer sitzt aufrecht da. Er suggeriert seinem Verteidiger leise ins Ohr und schreibt oft mit. Körpersprache und Mimik senden eine klare Botschaft: Da bin ich, ich verstecke mich nicht. Ich stelle mich dem Gerichtsverfahren.
Deutlich weniger transparent als sein Auftreten in den vergangenen und laufenden Verfahren vor Gericht, war hingegen lange Zeit die unternehmerische Tätigkeit des SEL-Generaldirektors. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.

Der Familienbetrieb

Im Frühsommer 2002 wechselt Maximilian Rainer endgültig aus der Ressortdirektion von Michl Laimer in die SEL. Im März 2002 unterzeichnen Laimer und Rainer den Arbeitsvertrag als SEL-Generaldirektor.
In diesem Vertrag werden dem Sterzinger Wasserbau-Ingenieur Tätigkeiten und Nebeneinkommen aus gleich drei Gesellschaften eingeräumt: Der „Rainer Holzservice KG“, der „Simeler KG“ und der „Müller Energie GmbH“.
Die Rainer Holzservice KG des Alexander Rainer & Co wird 1998 gegründet. Das Unternehmen gehört den drei Geschwistern Alexander, Martina und Maximilian Rainer. Die Firma führt das Sägewerk und den Holzhandel in Ratschings und hat ein Gesellschaftskapital von 117.752 Euro. Maximilian Rainer hält 35 Prozent der Firma. 2001 erweitert man das Unternehmen und richtet die neuen Geschäftszweige Zimmerei, Ingenieurholzbau und Spenglerei ein. Gleichzeitig beginnt man mit dem Neubau einer Produktions- und Fertigungshalle, eines Silos und eines Bürogebäudes.
Die Simeler KG des Alexander Rainer & Co wird im April 2001 gegründet und nach dem Hofnamen in Ratschings benannt. Das Unternehmen hat ein Gesellschaftskapital von 100.000 Euro und gehört zu je 21,33 Prozent den drei Rainer-Geschwistern Maximilian, Alexander und Martina. Je 18 Prozent halten Reinhold Leitner und die in der Schweiz lebende Maria Leitner, verwitwete Rommler. Gesellschaftszweck ist die Immobilienverwaltung und der Immobilienhandel.

Treuhand & Bruder

Als Maximilan Rainer zum SEL-Generaldirektor aufsteigt, ist er bereits im Energiesektor unternehmerisch tätig. Im März 2002 erwirbt der SEL-Chef mit zwei Partnern die „Müller Energie GmbH“. Dieses Unternehmen will ein neues Kraftwerk in Pfitsch errichten. Die Firma gehört zu 40 Prozent dem damaligen Pfitscher SVP-Vizebürgermeister Peter Delueg, Josef Mair (20 Prozent) und Maximilian Rainer (40 Prozent).
Weil es innerhalb der Landesverwaltung und der SEL zu rumoren beginnt, übergibt Maximilian Rainer seine Anteile an der Müller Energie bereits im November 2002 seinem Bruder Alexander. Die Müller Energie baut und betriebt seit rund einem Jahrzehnt ein überaus lukratives Kraftwerk in Pfitsch.
Dasselbe Spiel wiederholt sich einige Jahre später. Nur diesmal agiert Maximilian Rainer noch diskreter.
Am 28. September 2005 wird in Bozen eine weiteres Unternehmen gegründet, das in Pfitsch ins Energiegeschäft einsteigen will. Die Burgumer Energie GmbH gehört auf dem Papier den Geschwistern Benno Hofer (42 Prozent), Hans Heinz Hofer (15 Prozent) und Greti Hofer (43 Prozent). Unmittelbar nach der Gründung unterschreibt Benno Hofer vor dem Notar aber eine Spezialvollmacht. Der Begünstigte der Vollmacht ist Rainers Wirtschaftsberater Paul Schweitzer. Hofer übergibt mit der Generalvollmacht 27 Prozent der eben gegründeten Gesellschaft an Schweitzer.
Wer hinter dieser Aktion steht wird bei den Ermittlungen der Bozner Staatsanwaltschaft acht Jahre später lückenlos bewiesen: Maximilian Rainer. Kurz bevor das Kraftwerk am Burgumer Bach vor seiner Fertigstellung steht und damit das Geld zu fließen beginnt, wandern diese 27 Prozent verdeckt an den damaligen SEL-Generaldirektor.
Am 6. April 2009 gehen die 27 Prozent an die AF Società di Amministrazione Fiduciaria Spa aus Verona. Es ist eine professionelle Treuhandgesellschaft. Treugeber und eigentlicher Besitzer der Anteile ist Maximilian Rainer. Auch hier gibt der SEL-Direktor wenige Monate später seine Anteile und die Treuhänderschaft an seinen Bruder Alexander weiter.

Der Firmenkauf

Dass Maximilian Rainer bei den Geschäften lieber im Hintergrund agiert, zeigt sich aber auch an der weiteren Entwicklung der „Simele KG“.
Spätestens ab 2007 wollen die drei Rainer-Geschwister die Anteile der Geschwister Leitner am Unternehmen übernehmen. 2014 ist es soweit. Am 19. Juni 2015 ändert man die Gesellschaftsform. Aus der Simele Kommanditgesellschaft wird eine GmbH. Gleichzeitig erhöht man das Gesellschaftskapital auf 140.000 Euro. Die „Simele GmbH“ gehört jetzt zu 10 Prozent Martina Rainer und zu je 45 Prozent Alexander und Maximilian Rainer.
Am selben Tag gründet man vor der Bozner Notarin aber auch eine neue Gesellschaft, die zu 100 Prozent der „Simele GmbH“ gehört. Die Tochtergesellschaft hat ein Gesellschaftskapital von 10.000 Euro und den bezeichnenden Namen „Futura Solutions Gmbh“.

Firmensitz in Trens: Von Maximilian Rainer & Co übernommen.

Der eigentliche Hintergrund dieses Strukturänderung ist die Übernahme eines neuen Unternehmens. Die Firma „Qualyline GmbH“ wurde 2004 in Meran von vier Gesellschafters gegründet. Das Unternehmen, das Pavillons, Kioske, Faltzelte, Partyzelte, sowie Gartenmöbel wie Biertischgarnituren, Tische, Stühle, Klapptische, Klappbänke herstellt und auch verleiht, läuft anfänglich äußert gut. 2012 eröffnet man eine neue, moderne Produktions- und Verkaufshalle in der Gewerbezone Reifenstein in Trens.
In den darauffolgenden Jahren kommt die Qualyline in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Anfang 2015 wird das Konkursverfahren vor dem Bozner Landesgericht eröffnet. Dieses Verfahren steht derzeit vor dem Abschluss.
Am 4. Dezember 2015 wird aber der gesamte Betrieb der Qualyline an die Futura Solutions Gmbh verkauft. Seitdem betreibt die Firma der Geschwister Rainer das Werk.

Rainers Ehefrau

Die Übernahme des Unternehmens war nach Informationen von salto.bz von Maximilian Rainer persönlich betreut worden. Da der ehemalige SEL-Generaldirektor im Verfahren zum Konzessionsschwindel bereits verurteilt ist und in den zwei Verfahren um das Kleinkraftwerk „Stein an Stein“ derzeit noch alles möglich ist, hält er sich anscheinend lieber im Hintergrund.
Offizielle Verwaltungsräte der Futura Solutions Gmbh sind demnach der Sterzinger Marco De Antoni, Alexander Rainer und Sonja Resch, die Ehefrau von Maximilian Rainer.
Es dürfte kein Zufall sein, dass es auch in der Simeler Gmbh, der Muttergesellschaft der die Futura Solutions GmbH gehört, fast gleichzeitig zu einem Besitzerwechsel kommt. Knapp zwei Monate vor dem Kauf der Qualyline verkauft Maximilian Rainer seinen 45-Prozent-Anteil an der Simeler GmbH Käuferin der Quoten um 63.000 Euro ist ausgerechnet Rainers Ehefrau, Sonja Resch.
Der Besitz bleibt damit in der Familie.