Gesellschaft | montessori

Lernen ohne Belehrung

Erziehung hielt die Ärztin Maria Montessori für hinfällig. Kinder sollen selbst entscheiden können, welchen Weg sie nehmen wollen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Aber funktioniert dieses Prinzip tatsächlich? Ein Blick hinter die Kulissen der Montessori-Strukturen in Kohlern.

Kinder, die sich nach ihrem eigenen und nach dem Rhythmus der Natur entfalten sollen. Kinder, die selbst für ihr Lernen, für ihre Arbeit verantwortlich sind. Erwachsene, die keine Lehrer, sondern Lernbegleiter sind. Erwachsene, die Kinder nicht belehren wollen sondern ihnen nur den Weg weisen. Kinder, die selbst entscheiden können, welchen Weg sie nehmen wollen. Das die wichtigsten Ansätze von Maria Montessori. Die römische Ärztin ist die Begründerin der Montessori-Pädagogik.

Oberschule bleibt Traum. Nach den Ansätzen von Maria Montessori wird in Südtirol seit nunmehr 15 Jahren gearbeitet. In den Montessori-Kindergärten, -Grundschulen und -Mittelschulen. „Eine Oberschule bleibt momentan ein großer Traum, aber Träume sind da, um realisiert zu werden“, ist  Peter Tomasi überzeugt. Seine Kinder im Alter von 5, 8 und 10 Jahren gehen in den Montessori&Natur Kindergarten und in die Montessori-Grundschule in Kohlern. Einer Struktur auf 1.135 Höhenmetern, erreichbar mit der Seilbahn von Bozen aus. Vor 15 Jahren hat eine Gruppe von Eltern die Initiative ergriffen und hier mitten in der Natur einer der ersten Südtiroler Montessori-Strukturen gegründet. 32 Kinder besuchen dieses Schuljahr die Grund- und Mittelschule, 18 Kinder den Kindergarten. Während der Kindergarten bereits seit dem Jahre 2010 anerkannt ist und zum Teil von der öffentlichen Hand finanziert wird, wurde die Grundschule erst seit Kurzem vom deutschen Schulamt anerkannt. Die Mittelschule dagegen bleibt weiter eine rein private Schule. Finanziert über die Eltern, die einen monatlichen Beitrag zahlen.

Was ist anders an einer Montessori-Schule? Worin liegt überhaupt der Unterschied zum klassischen Unterricht? „Es gibt keinen Frontalunterricht. Die Kinder entscheiden fast ausschließlich selbst, welcher Aktivität sie nachgehen und wie lange sie sich damit beschäftigen möchten“, erklärt Peter Tomasi, der auch im Verwaltungsrat in Kohlern sitzt. Doch funktioniert das so ganz ohne klare Anweisungen? „Das heißt natürlich nicht, dass sie tun und lassen können was sie wollen. Es gibt klare Regeln, die Kinder können sich darin frei bewegen. Allerdings: Wer Freiheit will, muss sich auch mit der Verantwortung auseinandersetzen“, so Tomasi weiter. Konflikte, so erzählt er, werden bei ihnen angegangen, ausdiskutiert, es wird nach Lösungen gesucht. „Das kann sich manchmal ganz schön in die Länge ziehen, denn die Erwachsenen begleiten das Geschehen nur mit Worten. Sie geben aber keine Lösungen vor“, erklärt Peter Tomasi.

Als Privatisten zur Mittelschulprüfung. Durchschnittlich bleiben Kinder für zehn Jahre in der selben Gruppe. Vom Kindergarten bis zur Mittelschule. Bis sie in der dritten Mittelschule in Kontakt mit der prallen Welt des klassischen Unterrichts kommen. Da die Montessori-Mittelschule nach wie vor vom Schulamt nicht anerkannt ist, müssen sie als Privatisten die Mittelschulprüfung ablegen.

Selbst ist das Kind. Peter Tomasi fasziniert bei den Montessori-Kindern vor allem eines: Die Selbstverständlichkeit, mit der sie im Kindergarten etwa ihre Schuhe zubinden oder nach dem Spielen ihre Sachen wegräumen. „Das ist jeden Tag aufs Neue faszinierend. Wenn die Erwachsenen den Kindern ständig helfen, nehmen sie ihnen die Chance selbst etwas zu lernen. Damit führen wir unsere Kinder eigenhändig in eine Abhängigkeit“, so Tomasi. Er wünscht sich vor seine eigenen Kinder vor allem eines: Dass sie gesellschaftsfähige, kritische und mündige Bürger werden.

Tag der offenen Tür. Einen Einblick, wie im Montessori & Natur Kindergarten Kohlern und in der Montessori-Schule in Kohlern gearbeitet wird, erhalten Sie am Tag der offenen Tür. Am 14. November können sich Interessierte von 10.00 bis 16.00 Uhr über die Montessoripädagogik informieren und die Räumlichkeiten von Kindergarten und Schule kennenlernen.

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Georg Mair Di., 10.11.2015 - 23:20

Erziehung ist zwecklos - die Kinder machen uns sowieso alles nach (Karl Valentin). Bei Montesori ist auch nicht alles Gold was glänzt und wie es im normalen Schulsystem gute und weniger gute Pädagogen gibt, steht und fällt das System Montesori auch mit den Lehrkörpern

Di., 10.11.2015 - 23:20 Permalink