Politik | Feiern?

Autonomie schmeckt nicht allen

Letzte Vorbereitungen für den Tag der Autonomie am 5. September: 69 Jahre Pariser Vertrag. Keine rechte Feierstimmung kommt bei der Süd-Tiroler Freiheit auf.

Während in der Bozner Innenstadt die Vorbereitungen für das Altstadtfest auf Hochtouren laufen, rührt sich auch abseits davon so einiges. Auf dem Silvius-Magnago-Platz wird ebenso eifrig gewerkelt. Dort stehen für morgen, 5. September, nämlich die Feierlichkeiten zum Tag der Autonomie an. Denn es jährt sich zum inzwischen 69. Mal die Unterzeichnung des Parier Vertrags im Jahre 1946.

“Seit Jahren feiert die Landesregierung den 5. September als Tag der Autonomie, um an das Gruber-Degasperi-Abkommen zu erinnern, das die völkerrechtliche Grundlage unserer außergewöhnlichen Autonomie bildet”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher kürzlich auf einer Pressekonferenz. “Am Tag der offenen Tür bietet sich den Bürgern die Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was es bedeutet, autonom Gesetze erlassen und verwalten zu können”, so Kompatscher weiter.

Präsentation des Tages der Autonomie: Landesrätin Waltraud Deeg, Landeshauptmann Arno Kompatscher sowie Landtagspräsident Thomas Widmann und dessen Vize Roberto Bizzo (von links nach rechts). Foto: LPA/mb.


Keine rechte Feierstimmung

Naturgemäß wenig Begeisterung anlässlich der anstehenden Feiern kommt bei der Süd-Tiroler Freiheit (STF) auf. Der Pariser Vertrag sei keine Errungenschaft, sondern das Begräbnis der Hoffnungen auf Ausübung des Selbstbestimmungsrechts, sprich auf eine Loslösung von Italien und die Wiedervereinigung Tirols gewesen, schreibt der STF-Landtagsabgeordnete Sven Knoll in einer Aussendung. “Ich erinnere angesichts der von der SVP verordneten Jubelfeiern zum morgigen 5. September daran, dass dieser Tag für Süd-Tirol kein Freudentag ist”, so Knoll. Er wirft der Volkspartei “blinden Autonomiefetischismus” vor, in dem diese bewusst ausblende, “dass dieser Tag den unfreiwilligen Verbleib Süd-Tirols bei Italien markiert”, fährt er fort.

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!Vi aspettiamo! https://www.facebook.com/events/1632704927010308/

Posted by Arno Kompatscher on Giovedì 27 agosto 2015

Der Landeshauptmann freut sich, Sven Knoll weniger.

“Der Pariser Vertrag ist somit gewiss nicht die glorreiche Geburtsstunde der Süd-Tirol-Autonomie, sondern vielmehr die geglückte Verhinderung der Selbstbestimmung. Nicht umsonst stilisierte Alcide Degasperi — der den Vertrag für Italien unterzeichnet hatte — sich später selbst zu ‘dem Mann, der das Alto Adige damit für Italien gerettet hat’”, schreibt Knoll. “Diese historische Wahrheit mag der SVP nicht schmecken, aber sie muss gesagt werden”, ist der STF-Abgeordnete überzeugt.


Familie im Fokus

Nichtsdestotrotz öfnnen am Samstag zwischen 10 und 17 Uhr die Landesgebäude Tür und Tor für die Bevölkerung. “Auch der Landtag wird als oberstes Vertretungsorgan des Landes für alle Interessierten zugänglich sein”, teilt das Landespresseamt mit. Heuer steht der Tag der offenen Tür anlässlich des Autonomie-Tages ganz im Zeichen der Familie. “Neben einer Vielzahl an unterhaltsamen Angeboten ist der Fokus vor allem auf die Dienste der Verwaltung gerichtet, die den Familien zugute kommen”, so die Ankündigung. Erstmals stellt sich die neue Familienagentur des Landes vor. Mit dabei werden auch die erfolgreichsten Maturanten Südtirols sein, die von der Landesregierung geehrt werden. Zum ersten Mal wird auch eine Tagung die Feierlichkeiten begleiten. Auf Schloss Tirol wird unter dem Titel “Autonomie und Widerstand” ein Blick auf die Südtiroler Zeitgeschichte und die Entwicklung der Autonomie geworfen. Zu diesem Anlass wurde eigens eine Homepage eingerichtet, auf der alle Standorte angeführt werden.

Im Innenhof des Palais Widmann stellt sich am morgigen 5. September die Familienagentur vor. Foto:LPA/ohn