Gesellschaft | Streik

Auf die Straße statt in die Schule

1.910 Lehrer legten ihre Arbeit nieder. Aus Protest gegen Renzis Schulreform. Streikende Schüler und Lehrer bereiteten dem Premier in Bozen einen lautstarken Empfang.

“Il futuro dell’Italia siamo noi!” Mit diesem und weiteren, etwas weniger freundlicheren, Sprechchören wurde Ministerpräsident Matteo Renzi um die Mittagszeit von Schülern, Studenten und Lehrpersonen vor dem Theater Rainerum empfangen. Dorthin war der italienische Premier auf Einladung des Bozner PD gekommen, um diesem im Schlusssprint der Wahlkampagne noch einmal unter die Arme zu greifen.

Gleichzeitig war am heutigen 5. Mai von den Gewerkschaften einheitlich ein ganztägiger Schulstreik auf gesamtstaatlicher Ebene ausgerufen worden. Zum ersten Mal nach gut acht Jahren. Und welche Gelegenheit wäre besser gewesen, der Unlust über die Schulreform der Regierung Luft zu machen, als sie dem Übeltäter par excellence, dem Oberhaupt der italienischen Regierung selbst, ins Gesicht zu schmettern?

Foto: Valentino Liberto

Gegen mehr private Finanzierungen, gegen Klientelismus und für eine Besserstellung der prekären Angestellten – all das forderten die streikenden Lehrpersonen gemeinsam mit ihren Schülern. Abgeriegelt von den Polizeikräften strömten zahlreiche der knapp tausend Teilnehmer des Protestmarschs gegen die Schulreform zum Rainerum-Theater.

Foto: Facebook/Maria Teresa Fortini

Mit Transparenten, Fahnen und Büchern in der Hand drückten sie ihren Ärger über die neue Schulreform aus.

Foto: Valentino Liberto

Insgesamt 1.910 Lehrkräfte haben an dem Schulstreik teilgenommen. Am niedrigsten war die Beteiligung an den ladinischen Schulen. Nur 8 von 342 der im Dienst stehenden Lehrpersonen haben die Arbeit niedergelegt. Das entspricht einem Anteil von 2,34 Prozent. An den deutschen Schulen hingegen lag die Streikbeteiligung bei rund 18 Prozent. 1.041 Lehrpersonen blieben ihrem Arbeitsplatz fern.

Foto: Valentino Liberto

Am höchsten war die Teilnahme am ganztägigen Streik an den italienischen Schulen. Von den 2.026 im Dienst stehenden Lehrkräften folgten 861 dem Streikaufruf. Das sind 42,5 Prozent. Zudem enthielten sich 3 der insgesamt 26 Schulführungskräfte der Arbeit. Zwar liegt über die Abwesenheit der Schüler aufgrund des Schulstreiks keine Daten vor. Doch dürfte auch dort die Beteiligung von allen Seiten recht rege gewesen sein. So zumindest der Eindruck bei einem Lokalaugenschein am Dominikanerplatz.

Foto: Valentino Liberto

Foto: Valentino Liberto