Gesellschaft | Sitzung

"Hören wir auf, nur das Negative zu sehen"

Thomas Schael appelliert an die Ärzte: Vieles am Südtiroler Gesundheitsbetrieb werde schlecht geredet. Dabei haben wir ein durchaus vorzeigbares System.

“Wir können uns Stillstand nicht leisten!” Diese Worte stammen nicht etwa aus dem Mund eines Politikers, sondern aus jenem von Thomas Schael. Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs war am Mittwoch am Krankenhaus Brixen zu Besuch. Dort fand eine Sitzung der Chefärzte statt, an der auch die Primare aus Sterzing teilnahmen. Ein heißes Thema, das dort auf den Tisch kam, war die Schwierigkeit, ärztliches Personal zu finden. Klar und deutlich war die Position von Schael dazu: “Wenn junge Ärzte nach ihrer Ausbildung im Ausland nicht mehr nach Südtirol zurückkommen, so hat dies nicht mit einem einzelnen Aspekt zu tun, etwa der zu geringen Bezahlung oder den Schwierigkeiten, neben der Arbeit auch noch Forschung zu betreiben. Der Sanitätsbetrieb als Ganzes besitzt eine zu geringe Attraktivität.” Ärzte seien in ganz Europa Mangelware und es sei ganz einfach so, dass jener Betrieb, dem es gelinge, eine hohe Attraktivität zu vermitteln, auf kurz oder lang weniger Personalprobleme habe. Daher Schaels Appell: “Wir müssen alle gemeinsam eine Vision für den Sanitätsbetrieb entwickeln.”

Wenig hilfreich sei auch, so der Generaldirektor weiter, wenn das Südtiroler Gesundheitswesen über Monate, ja Jahre hinweg schlecht geredet würde. Vergessen würde, dass Südtirol insgesamt über ein sehr gutes Gesundheitswesen verfügt, und der Sanitätsbetrieb auch als Arbeitgeber nicht den Vergleich mit anderen Betrieben scheuen müsse: “Hören wir auf, nur das Negative zu sehen und eine Einrichtung gegen die andere auszuspielen. Wir verfügen über tolle Strukturen, haben noch die Möglichkeit, Investitionen zu tätigen und ambitionierte Projekte auf den Weg zu bringen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb kann in der Liga der mitteleuropäischen Gesundheitsanbieter ganz vorne mitspielen.” Auch mit Blick auf die anstehende Gesundheitsreform wandte sich Schael an die versammelte ärztliche Führungsriege: “Es geht nicht darum, etwas zu verteidigen, sondern gemeinsam zu entwickeln!” Es müsse ein einziger Sanitätsbetrieb geschafft werden, “sonst sind wir im internationalen Wettbewerb zu klein”, so der Generaldirektor. “Gerade für die kleinen Spitäler ist auch die Vernetzung mit den großen Spitälern von vitalem Interesse, selbst wenn dies derzeit als Verlust der Autonomie und Reduktion des Leistungsportfolios empfunden wird. Aber auch das Krankenhaus Bozen muss sich künftig stärker und profilierter in das landesweite Netz der Versorgung einbringen müssen.”

Ebenso thematisierte Schael die nachzubesetzenden Primariate des Gesundheitsbetriebs. “Das Medizin-Primariat in Sterzing steht kurz vor der Vergabe; auch die Wettbewerbe für HNO Brixen und Meran laufen; die Orthopädie in Bruneck wird in diesen Tagen ausgeschrieben”, informierte er. In Zukunft solle jedoch professionell Ärztepersonal angeworben werden. Dazu wurde im Anschluss an die Primarsitzung vereinbart, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Ressortdirektor Michael Mayr, Abteilungsdirektorin Laura Schrott, dem Generaldirektor höchstpersönlich und SABES-Personaldirektor Christian Kofler einzuberufen.