Gesellschaft | Geburten

Thöni: "Innichen gehört geschlossen"

Krieg der Schwachen oder harte Tatsachen? Warum der ehemalige Sterzinger Primar Albin Thöni die Geburtenstation in Innichen sofort schließen würde.

Eigentlich beschäftigt er sich mittlerweile mehr mit Wein als mit Wasser: Albin Thöni, einstiger Pionier der Wassergeburten auf der Geburtenstation Sterzing und mittlerweile Genussbotschafter. Eine Schließung seiner Hinterlassenschaft will der pensionierte Primar aber offenbar dennoch nicht ganz kampflos hinnehmen. Immerhin hat er die Sterzinger Geburtenabteilung bereits einmal vor bald 20 Jahren vom Totenbett gerettet. Damals konnte Albin Thöni die Geburtenzahl mit der Spezialisierung Sterzings auf Wassergeburten von 250 auf mehr als 500 im Jahr steigern – und die Politik davon überzeugen, die Geburtenabteilung nicht wegen Unwirtschaftlichkeit zu schließen.

Dass Sterzing bis heute viele werdende Mütter außerhalb seines Einzugsgebietes anzieht, ist für Thöni mit ein Grund, warum sich auch die politischen Nachfolger von Luis Durnwalder und Otto Saurer diesen Schritt gut überlegen sollten. Sterzing möge zwar derzeit wieder unter 500 Geburten gerutscht sein, meint er gegenüber dem Corriere dell’Alto Adige. Doch es habe das Potential wieder zu wachsen – vor allem nach der Schließung der Geburtenstationen in der Bozner Marienklinik und der Trentiner San Camillo-Klinik, deren Klientel zumindest teilweise gewonnen werden könnte.

Wo Gesundheitslandesrätin Martha Stocker dagegen sparen sollte, ist für den pensionierten Gynäkologen sonnenklar: bei der Geburtenstation in Innichen. Gerade einmal 250 Geburten im Jahr, davon zumindest 50 aus dem Cadore, die keinen Euro an Südtirols Sanität zahlen würden, registriere man im Hochpustertal. Damit verstoße das Bezirkskrankenhaus nicht nur gegen die neuen staatlichen Richtlinien, sondern auch gegen das Landesgesetz. „Vor drei Jahren hat der damalige Landesrat Richard Theiner das untere Limit bereits bei 300 Geburten festgesetzt“, erinnert Albin Thöni, „deshalb gehört Innichen auf der Stelle zugesperrt.“ 

Ob damit Sterzing gerettet wäre, ist auch angesichts der nun staatlich vorgeschriebenen 24-Stunden-Präsenz von Kinderarzt oder -ärztin, Gynäkologen und Anästhesisten fraglich. Eine Vorschrift, die vor allem für kleine Abteilungen untragbare Mehrkosten verursacht – doch laut dem ehemaligen Sterzinger Primar generell in Frage gestellt werden sollte. „Denn, wenn sie tatsächlich eingehalten würde, müssten Hunderte von Spitälern in ganz Italien schließen“, sagt er. Sein Rat an Martha Stocker: Machen Sie mutig weiter, denn das braucht es.  Vor allem vor den anstehenden Wahlen – „und Menschen, die nicht über die eigene Nase hinausschauen können".