Kultur | lebensarhythmie

mittwochs

das schaf von frau abramović

chronia 141112 mittwochs. es war die frage der zeit und der damit verbundenen, wiederkehrenden takte, die im mittelpunkt ihrer selbstbeobachtungen standen. zyklisch, normalerweise in einem fast konstanten sieben-tage-rhythmus, kam in ihr das gefuehl auf, die eigenen wahrgenommenen sekunden, minuten, stunden und sogar tage wuerden ploetzlich eine rasche beschleunigung erfahren, um dann wieder - oft nach geraumen momenten der anhaltenden arhythmie wieder in die gewohnten chronischen taktschlaege zurueckzukehren. sie fuehlte sich wie ein herrenloses schaf im schosse von frau abramović, das dem bloekenden wiederkauen der eigenen lebenszeit ausgeliefert war und in panikhaftes verhalten geraten konnte, sobald die frage des alters im ritual der resoluten herdenfuehrerin sich in den mittelpunkt der liebkosungen ver-rueckte. schon in den zwanziger jahren des vorigen jahrhunderts gelang es da einem spanischen maler namens pablo in paris einen russischen zeit-komponisten aufzuzeichnen, ohne in ihm die frage der abfolge von folgeeinheiten aufkommen zu lassen. das portrait gelang gut. die zeit konnte also mit viel kuenstlerischem geschick als perzeptionsgrundlage fuer lang anhaltende taktgruppen ausgeklammert werden. gerade an einem bestimmten augenblick also schlief chronia im zuhoeren der musik ein und vergaß ihr alter wie im traum. wir moechten es ihr gleichtun und im zustand der nicht-zeitlichen wahrnehmung verbleiben, soweit wir es koennen. so.