Kultur | Einmischung

AfD-Theater mit Südtirolbezug

Die AfD in Potsdam hat etwas dagegen, dass "Illegale Helfer" von Maxi Obexer in ihrer Stadt aufgeführt wird. Doch die Südtiroler Autorin bekommt Schützenhilfe.

Die Südtiroler Autorin Maxi Obexer ist mit ihrer Arbeit ins Blickfeld – und die Kritik – der rechtspopulistischen Alterntative für Deutschland, kurz AfD, geraten. Am 9. Juni wird Obexers Theaterstück “Illegale Helfer”, das im Jänner dieses Jahres in Salzburg uraufgeführt wurde, am Hans Otto Theater in Potsdam zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Das Stück dreht sich um Menschen, die sich abseits der Legalität um Migranten und Menschen auf der Flucht kümmern.

“Sie helfen Flüchtlingen, Asylbewerberinnen und Migranten ohne legalen Status, sie retten sie vor der Abschiebung, bieten ihnen Schutz und Unterkunft, oder bringen sie über die Grenze, wenn alle Wege ausgeschöpft sind. Einige waren bereits mehrfach straffällig, andere riskieren Beruf und Existenz. Denn ihre Aktionen finden im Verborgenen statt, dort, wo das Gesetz keine Hilfe vorsieht – oder sie kriminalisiert.” So beschreibt die in Südtirol geborene und mittlerweile in Berlin ansässige Autorin auf ihrer Homepage ihr Werk, für das sie vier Jahre lang recherchiert hat. Und das nicht allen schmeckt. Am 11. Mai, wenige Wochen vor der Aufführung im städtischen Hans Otto Theater, veröffentlicht die Afd-Fraktion in Potsdam auf ihrer Webseite eine Stellungnahme. Darin richtet man sich an Hans Otto Theater, dem man unterstellt Gesetzesbrecher zu feiern, auf – es “täte gut daran, sein Programm noch einmal zu überdenken”.

Maxi Obexer lasse in ihrem Stück Menschen zu Wort kommen, “die sich über Recht und Gesetz hinwegsetzen, um vermeintlichen ‘Flüchtlingen’ zu helfen”, kritisiert die Potsdamer AfD. Menschen in Not zu helfen sei wichtig und richtig, aber auch humanitäre Hilfe müsse sich an Recht und Gesetz halten, so die Meinung der AfDler, die sich ausdrücklich gegen die Aufführung von “Illegale Helfer” in ihrer Stadt aussprechen: “Die Stadtratsfraktion der AfD im Potsdamer Rathaus lehnt die Aufführung von Theaterstücken in denen Gesetzesbrüche honoriert und für gut befunden werden kategorisch ab.”

Da erfährt man viel über Schliche und Absonderlichkeiten des Asylrechts im weitesten Sinn, über das Leben in einer Schattenwelt.
(aus der Rezension von Theaterkritiker Egbert Tholl in der Süddeutsche Zeitung)

Die offene Forderung nach einem Verbot für Obexers Stück hat in Potsdam und darüber hinaus Reaktionen hervorgerufen. “Dass ausgerechnet von den rechten Populisten der AfD, die sich für eine Alternative halten, aber keine sind, eine solche Forderung kommt, ist entlarvend. Gerade in Potsdam, wo der AfD-Landesvorsitzende Alexander Gauland sich um intellektuell-bürgerlichen Habitus bemüht. Erdogan lässt grüßen”, schreibt Sabine Schicketanz, Chefredakteurin der Potsdamer Neuesten Nachrichten in einem Kommentar.

Dass die Politik in die Kulturfreiheit eingreift, dass missliebige Stücke an Theatern auch in Potsdam auf politischen Druck abgesetzt wurden, hatte es zuletzt vor dem 89er-Umbruch gegeben. Nun gibt es anno 2016 erneut einen solchen Verstoß: Die Fraktion der Alternative für Deutschland (AfD) im Potsdamer Stadtparlament hat tatsächlich gefordert, am Hans Otto Theater ein Stück abzusetzen.
(Sabine Schicketanz)

Die Märkische Allgemeine hat beim Intendanten des Hans Otto Theaters, Tobias Wellemayer, nachgefragt. Dieser weist die Kritik der AfD scharf zurück: Theater sei “geradezu verpflichtet, diese dramatische und moralische Debatte zu führen”, die Obexer in ihrem Stück aufzeige. Und zwar jene des persönlichen Gewissens – “jenseits der Debatte über Gesetze, die die Politik führt und führen muss”, so Wellemayer. Unterstützung bekommt Maxi Obexer und ihr “Illegale Helfer” auch von der lokalen Politik. Neben der für Kultur zuständige Potsdamer CDU-Stadträtin stärkt auch die Linke der Autorin und ihrem Werk den Rücken: “Die so genannte Alternative verhält sich wie eine Diktatur. Gehen Sie ins Theater, schauen sie sich das Stück an bevor sie urteilen und respektieren Sie die Freiheit der Kunst”.

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Hartmuth Staffler Fr., 13.05.2016 - 17:38

Diese "illegalen Helfer" haben wir ja erst kürzlich am Brenner in Aktion gesehen. Warum hat die AfD etwas gegen junge Leute, die sich mit Polizisten prügeln und Bahnhöfe verwüsten? Laut Medien ist die AfD ja für Gewalttätigkeit.

Fr., 13.05.2016 - 17:38 Permalink
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gorgias Sa., 14.05.2016 - 06:46

Ich stimme Milf zu. Unter anderem verlangt die AfD Dinge auf ihren Parteitagen die eindeutig gegen das deutsche Grundgesetz gehen.

Aber dafür wird wohl salto nicht den Blätterwald abklopfen, es gibt ja kein Südtirolbezug . . .

Sa., 14.05.2016 - 06:46 Permalink