Wirtschaft | Messe Bozen

Illustrer Verwaltungsrat

Reinhard Schäfers, deutscher Botschafter in Rom, wurde kürzlich in den Verwaltungsrat der Messe Bozen gewählt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Das ist beispiellos in der Geschichte der Messe Bozen und dürfte wohl auch weltweit einen einmaligen Fall darstellen. Schäfers, der vor kurzem an der ersten Sitzung des Verwaltungsrates teilnahm, stellt sich den Fragen nach dem Warum.

Messe Bozen: Was war der ausschlaggebende Grund, dass Sie die Berufung in den Verwaltungsrat der Messe Bozen angenommen haben?
Reinhard Schäfers: In zwei Monaten bin ich 65 und gehe als Botschafter in den Ruhestand. Daher suchte ich bereits seit einiger Zeit nach einer Herausforderung für diesen neuen Lebensabschnitt. Meine Stationen in Kiew, Paris und Rom als bilateraler Botschafter hatten viel auch mit Wirtschaft zu tun, die mir sehr am Herzen liegt. Deshalb erschien mir eine Aufgabe in diesem Bereich besonders interessant. In Rom kamen Politiker aus Südtirol auf mich zu und schlugen mir die Mitgliedschaft im Verwaltungsrat der Messe Bozen vor, um die internationale Dimension der Messe zu stärken. In den vergangenen 15 Jahren habe ich alle meine Sommerurlaube hier verbracht und durch meine Kontakte zu vielen Persönlichkeiten Südtirol kennen- und schätzen gelernt.  

Was werden Sie aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung im Ausland und im diplomatischen Dienst in die Arbeit des Verwaltungsrates einbringen können?
Das wird sich noch im Detail herausstellen. Aber mit 38 Jahren Berufserfahrung in ganz Europa bringe ich eine gewisse Kenntnis in internationalen Belangen mit und könnte damit internationale Kontakte und Kooperationen erleichtern und fördern. Dazu bringe ich noch eine ganze Reihe an persönlichen Kontakten zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren mit.

Als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Italien (und vorher in anderen Ländern) haben Sie stets auch eine Brückenfunktion als Vermittler zwischen verschiedenen Kulturen eingenommen. Diese Rolle nimmt traditioneller Weise auch Messe Bozen für sich in Anspruch: was ist das Besondere an dieser Aufgabe? Was kann man mit dieser Rolle bewirken?
Eigentlich ist eine Randlage - und noch dazu eine gebirgige - wie sie Bozen auszeichnet immer ein Nachteil. Im Falle Südtirols ist dies aufgrund dieser Nord-Süd-Verbindung, die von alters her durch das Land verläuft, nicht so. Dieses geographische und geopolitische Faktum hat in einem zusammenwachsenden Europa nichts Peripheres mehr: die Lage an Grenzen zwischen Kulturen und Wirtschaften hat heute im Gegenteil etwas Verbindendes. Daher kann alles was hier geschieht und angestoßen wird, nur im Kontext Europas geschehen. Südtirol hat diese besondere Lage zu nutzen gewusst und kann insgesamt als eine große Erfolgsgeschichte bezeichnet werden.

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Messe Bozen?
Messe Bozen ist eine verhältnismäßig kleine Struktur im Vergleich zu anderen Messen, kann jedoch, da an einer uralten Handelsroute gelegen, auf eine große Vergangenheit zurückblicken. Durch diese Lage war Bozen von alters her etwas Besonderes als Vermittler zwischen den Kulturen und Mentalitäten. Diese Scharnierfunktion, die Bozen erfüllt, spiegelt sich auch in der Institution Messe, die ihrerseits der Inbegriff der Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren ist.

Welche wirtschaftlichen Sektoren haben Ihrer Ansicht nach Potential für weitere zukünftige Messethemen?
Ich glaube man ist mit den in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelten Messekonzepten, die den Kernkompetenzen Südtirols entsprechen, sehr gut aufgestellt. Diese gilt es jetzt weiter zu entwickeln und auszubauen sowie – wie bereits teilweise geschehen – neuen Märkten zu erschließen.


Reinhard Schäfers (* 27. Mai 1950) ist ein deutscher Diplomat. Er ist seit 2012 Botschafter in Italien. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und beherrscht neben Deutsch auch noch Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch. Er studierte Rechtswissenschaften und absolvierte 1972 sein erstes und 1975 sein zweites juristisches Staatsexamen. Von 1975 bis 1976 war er Praktikant an der École nationale d’administration (ENA) in Paris und trat 1977 in die Ausbildung zum höheren auswärtigen Dienst ein.

Sein beruflicher Werdegang begann 1979 als zweiter Sekretär in der Wirtschaftsabteilung des Auswärtigen Amts, Von 1979 bis 1982 war er Konsul an der deutschen Botschaft in Prag, damals Tschechoslowakische Sozialistische Republik. Von 1982 bis 1985 wurde er als Ständiger Vertreter an der deutschen Botschaft in Mogadischu eingesetzt. Von 1985 bis 1988 war er Referent im Bundeskanzleramt für Ost-West-Fragen, Abrüstung und Sicherheitspolitik. Ab 1988 bis 1991 war Schäfers Botschaftsrat an der deutschen Botschaft in Moskau und zuständig für deutsch-sowjetische Beziehungen und Außen- und Sicherheitspolitik. 1991/92 war er im Auswärtigen Amt im Referat Sowjetunion tätig und war von 1992 bis 1998 Referatsleiter für Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Bundeskanzleramt unter Helmut Kohl. Ab 1998 war er Gesandter an der deutschen Botschaft in Paris und wurde 2000 zum Botschafter und Ständigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der Westeuropäischen Union ernannt. Ab 2001 war Schäfers Botschafter und Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee der EU und ab 2006 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kiew. Von August 2008 bis 2012 war er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Paris.