Gesellschaft | Verschwendung

Rettet die Lebensmittel!

Über 90 Kilogramm genießbarer Lebensmittel landen in jedem Südtiroler Haushalt jährlich in der Tonne. Das muss nicht sein, schon gar nicht am heutigen Welternährungstag.

Heute ist Welternährungstag. Seit 1979 wird er jährlich am 16. Oktober in verschiedenen Ländern begangen, um auf den weltweiten Hunger aufmerksam zu machen. Laut Daten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO – gegründet am 16. Oktober 1945 – sind auch im Jahr 2014 noch immer knapp eine Milliarde Menschen nicht ausreichend mit Nahrung und sauberem Wasser versorgt, täglich sterben 24.000 Menschen an Hunger und seinen Folgen. Und längst sind die Hungernden nicht mehr nur in den Ländern der so gennanten "Dritten Welt" zu Hause. 

Immer mehr Einheimische kommen auch zur Lebensmittelausgabe in Bruneck. Doch was in einem Haushalt dringend gebraucht wird, landet vielleicht schon beim Nachbarn in der Mülltonne.

Daten des Amtes für Abfallwirtschaft belegen: Jährlich werden 94 Kilogramm genießbare Lebensmittel in jedem Südtiroler Haushalt weggeworfen. Auf nationaler Ebene sind es nach Schätzungen von Coldiretti 10 Millionen Tonnen, weltweit laut FAO sogar 1,3 Milliarden Tonnen.

Auf den zunehmenden öffentlichen Druck haben Supermärkte auch hierzulande dahingehend reagiert, dass nicht mehr allzu frisches Obst und Gemüse oder solches, das kleine Schönheitsfehler oder anderweitige Mängel aufweist, verbilligt angeboten wird. Auch Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind, werden im Preis reduziert. Zahlreiche Bäckereien bieten Backware vom Vortag um die Hälfte günstiger an, hart gewordenes Brot wird an Bauern verschenkt.

Doch auch die Zivilgesellschaft bleibt nicht untätig. Transition BZ ist eine Initiative, die Projekte für eine bessere Lebensqualität der Bozner und Boznerinnen entwickelt und dabei versucht, lokale Antworten auf globale Probleme zu finden. Als eine solche wurde 2011 die VOKU POCU (Volkskuchl – cucina popolare) ins Leben gerufen. Regelmäßig werden allen offenstehende Abendessen veranstaltet, für die Freiwillige "gerettete" Lebensmittel vom Bozner Wochenmarkt verkochen. RE-Food ist ein weiteres Projekt von Transition BZ. Das "RE" steht für "recupero", "recycling" und "Rettung". Das Konzept dahinter ist schnell erklärt: In Kooperation mit Bio-Supermärkten und Bauern des Dienstag-Marktes "retten" Freiwillige – jung, alt, Familien, StudentInnen – Lebensmittel vor der Mülltonne und verteilen sie unter Freunden und Familien.

Den Welternährungstag hat auch die youngCaritas zum Anlass genommen, auf die welt- und landesweite Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam zu machen und die SüdtirolerInnen für einen sorgsamen und nachhaltigen Umgang damit zu sensibilisieren. In Zusammenarbeit mit dem Verein Arciragazzi und PIPPO.food.chill.stage wird am heutigen Donnerstag von 12.30 bis 14 Uhr ein Gratis-Buffet im Bozner Petrarca-Park aufgebaut, zubereitet von den SchülerInnen der Hotelfachschule "J. Gutenberg". Das Besondere: Alle Zutaten stammen aus Bozner Supermärkten und Lebensmittelgeschäften, wo sie aussortiert wurden, weil sie zu nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum sind.