Kultur | Transart14

Opening mit der Needcompany

Mit dem Stück "Just for Bolzano/Bozen" eröffnete die Needcompany die diesjährige Transart Ausgabe.
Ein Gedankenstrich dazu.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Eine Festival-Eröffnung verhält sich wie eine Toilette in einem Restaurant: beide dienen als Visitenkarte. 
Dementsprechend wird bei einer Eröffnung normalerweise nichts dem Zufall überlassen. Man kann sich also ungefähr die Aufregung vorstellen, die dieses Jahr im Transart Büro herrschte, als man beschloß sich blind auf Jan Lauwers und seine Needcompany zu verlassen.  Niemand wusste genau, was für ein Stück präsentiert werden würde.  Nun stellt man sich die Frage, ob diese Aktion als Kühnheit oder als Übermut gewertet werden kann. 



Ein solches Risiko würden nicht viele bis keine Festivals in Südtirol eingehen. Doch genau dieses Risiko ist der Beweis dafür, dass der Kunst immer noch Vertrauen entgegengebracht wird. Ein Vertrauen, das in anderen Bereichen nur noch als Schatten seiner selbst existiert. Dieses Vertrauen in die Kunst und deren Erschaffer pulsierte förmlich in der Menge des Stadttheaters, als sich das Publikum am 10. September dort eintraf. 
Umso interessanter wurde es, als manche Besucher enttäuscht wurden. 



Das Stück "Just For Bolzano/Bozen" wurde, wie der Titel bereits verrät, ausschließlich für Bozen inszeniert. Jan Lauwers und die Needcompany präsentierten eine Eröffnung, die wie für das Festival zugeschnitten war. Ein Stück, das sich allumfassend mit der Frage nach der Existenz der Kunst und ihrem Umgang in einer überkritischen Gesellschaft beschäftigt. 
Der Missmut über Jan Lauwers' Kunst wurde im Stadttheater spürbar, als einige Besucher bereits nach einer halben Stunde den Saal verließen. 
Doch obwohl die große Mehrheit sich vom Stück hat mitreissen lassen und sehr viel positive Kommentare zu den Veranstaltern durchdrangen, fand ich genau jenes Publikum, das den Saal verließ, die beste Bestätigung für die Existenz der Kunst und ein Festival wie das Transart.
Denn mit diesem Stück wurden Menschen schockiert, in ihrem Kunstbegriff angegriffen und im höchsten Grade bewegt. Menschen zu bewegen, ihr Tiefstes zu erregen und Saiten anzuschlagen, die noch nie oder seit langem nicht mehr vibrierten - eines der vielen Elemente der Kunst, dessen Existenz heute viele anzweifeln. Mit dieser Eröffnung bewies das Transart Festival, dass genau darauf vertraut wird. Auf eine Kunst, die im heutigen "Ach-das-haben-die-schon-in-den-60ern-gemacht"-Zeitalter in welchem ein scheinbar unerschütterliches Kunstverständnis herrscht, sich als genau das präsentiert: Eine Hand die auf der inneren Harfe des Kunsthorizonts  Saiten erklingen lässt, verstaubte streift und neue aufzieht. 


                                                                      "Art is the time between two mistakes"
                                                                          (Jan Lauwers, Just for Bolzano)



Eleonore Khuen-Belasi




Ein Eindruck über die Eröffnung finden Sie hier:

                                             

[TRANSART_14] Opening + Just for Bozen from Festival Transart on Vimeo.