Politik | Gewaltdebatte

Runder Tisch und Blaue Ecken

An einem Runden Tisch ist über Gewalt und Maßnahmen zur Prävention diskutiert worden. Die Teilnehmer sind mit dem Ergebnis zufrieden. Ulli Mair nicht.

Gewalt ist nicht jugendlich und Gewalt ist nicht ausländisch, Gewalt muss gesamtgesellschaftlich gesehen werden. So das Fazit des Runden Tischs zur Gewaltprävention, der am 15. Oktober stattgefunden hat. Die Teilnehmer - Jugend- und Integrationslandesrat Philipp Achammer, Vertreter von Jugendorganisationen, Gemeindenverband und Schulamt sowie Jugendrichter Benno Baumgartner und Kinder- und Jugendanwältin Paula Maria Ladstätter - sind sich einig: Es ist wichtig, den Kontext, in dem Gewalt entsteht und passiert, zu berücksichtigen, um entsprechend intervenieren zu können. Gewaltbereitschaft junger Menschen steige etwa mit zunehmender Perspektivlosigkeit, aber auch schwierige soziale und familiäre Hintergründe könnten das Gewaltpotential erhöhen, genauso wie Alkoholkonsum.

Um in Zukunft gezieltere Präventionsarbeit leisten zu können, ist die Schnürung eines Maßnahmenpaket beschlossen worden, aufbauend auf die Ist-Situation und bereits gut laufenden Programmen. "Es soll nichts Neues geschaffen, aber die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und Einrichtungen der Gewaltprävention sowie Bildungs- und Integrationspolitik noch stärker vernetzt werden", so Landesrat Achammer.

Den Runden Tisch will Achammer nun auf eine politische Ebene heben, damit die Ergebnisse konkretisiert werden können. "Ich hoffe, dass diese politische Ebene Landtag heißt", stellt die Freiheitliche Abgeordnete Ulli Mair klar. Ihr Vorwurf: Die Situation werde immer noch beschönigt und immer neue Diskussionen führten einfach zu nichts. Das Gewaltproblem werde weiterhin oberflächlich behandelt und anstatt "endlich strengere Sanktionen" einzuführen, würden Broschüren entworfen und "gar" eine Antidiskriminierungsstelle geschaffen werden. Für die Freiheitliche ist klar, wer in Südtirol für die "äußerst brutalen" Gewalttaten der letzten Zeit verantwortlich ist: "die Ausländer und deren geringe Hemmschwelle vor Brutalität". Und gegen diese soll scharf vorgegangen werden, anstatt Verallgemeinerungen anzustellen und die Schuld der Gesellschaft zuzuschieben, "genau jener Gesellschaft, die Garant für Sicherheit und ein friedliches Zusammenleben ist - unsere Südtiroler Gesellschaft".

Dabei genügt etwa ein Blick auf die Facebook-Seite "Südtirol gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten", um zu sehen, dass "unsere Südtiroler Gesellschaft" wohl kaum Ulli Mairs Vorstellung von friedliebend und Sicherheit garantierend entsprechen dürfte - die regelmäßig neu erstellten Einträge, Kommentare und beinahe 18.000 "Gefällt mir" innerhalb nicht einmal dreißig Tagen sprechen für sich. Und können Anlass zum Nachdenken geben.