Gesellschaft | Flüchtlinge

Übergang statt Endstation

Am Brenner hat die vom Land eingerichtete Anlaufstelle ihre Dienste aufgenommen. Respekt zollt LRin Stocker den Freiwilligen, die bisher das Notwendigste bereit stellten.

Heiß diskutiert, von vielen a priori abgelehnt und doch so dringend gebraucht. Nun ist sie da, die Anlaufstelle für am Brenner ankommende Flüchtlinge. Seit Montag, 15. Dezember, dient ein Warteraum im Bahnhofsgebäude als Erstversorgungsstelle für die betroffenen Menschen. Die Anzahl der Flüchtlinge am Brenner schwankt stark: In den vergangenen Monaten wurden an manchen Tagen bis zu 60 Personen gezählt. In den vergangenen Tagen waren es täglich zehn bis 15. Bisher hatten Freiwillige in Eigeninitiative Kleidung gesammelt und den Flüchtlingen an Ort und Stelle Essen und Trinken zur Verfügung gestellt. “Der Dienst, den die Zivilgesellschaft hier übernommen hat, ist enorm wichtig. Diesen Freiwilligen gilt all unsere Anerkennung, man muss ihnen ehrlichen Respekt zollen”, so Soziallandesrätin Martha Stocker.

Gemeinsam mit Bischof Ivo Muser war sie am Mittwoch Mittag an den Brenner gekommen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Dabei war auch Franz Kompatscher, Bürgermeister der Gemeinde Brenner, in der es im Vorfeld der Einrichtung der Anlaufstelle zu einigem Widerstand und Missgunst gekommen war. Von einem Flüchtlingszentrum war die Rede, wo den Menschen eine ständige Bleibe geboten werden sollte – und dieses wurde am Brenner nicht gewünscht. “Unsere Gemeinde hat es schwer genug”, ließ der Bürgermeister selbst noch Anfang November verlauten. Die Lega Nord veranstaltete einen Fackelzug an der Grenze und startete eine Unterschriftenaktion gegen ein Flüchtlingszentrum am Brenner. Landesrätin Stocker bezeugt: “Es ist wohl zu einigen Missverständnissen gekommen.” Und beschwichtigt: “Dabei war von Anfang an klar, dass hier am Brenner nichts anderes als eine Anlaufstelle entstehen konnte.”

Brigitte Waldner (Direktorin des Landesamts für Senioren und Sozialsprengel), Luca Critelli (Direktor der Landesabteilung Sozialwesen), Bischof Ivo Muser, LRin Martha Stocker, BM Franz Kompatscher und einige Mitarbeiter von Volontarius. Foto: LPA/Angelika Schrott

Eine Übergangslösung also. Diese ist nun gefunden, in einem Aufenthaltsraum am Bahnhof werden die ankommenden Flüchtlinge mit dem Notwendigsten versorgt. Und auch die Gemeinde ist mittlerweile “voll dabei”, zeigt sich Stocker erfreut. Ab Freitag, 19. Dezember, werde der Dienst dann in eine andere Räumlichkeit übersiedeln, die für die Versorgung der Flüchtlinge geeigneter sei. Übernommen hat die Verpflegung, Ausstattung mit Kleidern und Information der Flüchtlinge die Vereinigung Volontarius – auf Initiative des Sozialressorts des Landes und in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Wipptal. “Es war uns ein großes Anliegen, dass wir als Land den Dienst übernehmen”, bekräftigt Stocker, “und wichtig ist zudem die Information der Bevölkerung, welche wir in die Hand genommen hat.” Dadurch werde auch die bisherige Arbeit der Freiwilligen, mit denen eine Zusammenarbeit angestrebt werde, um einiges erleichtert. Etwa, wenn es um die Überführung unbegleiteter Minderjähriger nach Bozen gehe, wo die geeigneten Unterkünfte vorhanden sind.

Auf die Frage, warum ihr Besuch am Brenner nicht mit der von etlichen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vereinen aus Südtirol, Tirol und dem Trentino ins Leben gerufenen Aktion zum Internationalen Tag der Migration am 18. Dezember zusammen gelegt wurde, meint die Landesrätin: “Es war uns wichtig zu zeigen, dass Volontarius begonnen hat, die notwendigen Dienste zu versehen. Außerdem hätte ich an der morgigen Aktion niemals teilnehmen können, da im Landtag die Abschlussdebatte zum Haushalt 2015 ansteht.”