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Dramatische Altlasten

In der Halbjahres-Bilanz der Südtiroler Sparkasse soll ein Verlust zwischen 30 und 50 Millionen Euro stehen. Und es braucht eine weitere Kapitalerhöhung.
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Foto: Hannes Prousch

Norbert Plattner ist ein unverbesserlicher Optimist, der sich die Welt auch mal schönredet. 
Als der Präsident der Südtiroler Sparkasse im vergangenen April nach zehn Jahren an der Spitze der Südtiroler Traditionsbank abgetreten ist, sagte er auf der Aktionärsversammlung einige Sätze, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. „Wir haben im Rahmen eines mehrjährigen Restrukturierungsprogramms in den vergangenen Jahren die Kapitalausstattung und Liquiditätslage der Bank sowie das ordentliche Betriebsergebnis deutlich gefestigt“, meint Plattner am Rednerpult. Und weiter: „So konnten wir letzthin umfangreiche Bereinigungsmaßnahmen, insbesondere im Kreditportfolio, vornehmen. Damit haben wir eine solide Basis für die Zukunft der Sparkasse geschaffen“.
Wie diese solide Basis allerdings aussieht, durften die Aktionäre wenig später bei der Genehmigung der Bilanz 2013 erfahren. 37,8 Millionen Euro Verlust. Ein Loch, das vorwiegend auf Kreditausfälle und Wertberichtigungen aus den vergangenen Jahren zurückzuführen ist. Die Aktionäre erhielten zum ersten Mal seit vielen Jahren keine Dividende.
Schon damals war Insidern aber klar: Das Ende der Fahnenstange ist damit noch lange nicht erreicht.

Große Opfer

Im April hat man klare Zeichen gesetzt. Der Verwaltungs- und Aufsichtsrat der Sparkasse wurde vollständig erneuert. Nur ein Mitglied des alten Verwaltungsrates wurde bestätigt. Die Spitze des Hauptaktionär Stiftung Sparkasse, Gerhard Brandstätter und Carlo Costa wechselten als Präsident und Stellvertreter in die Bank. Beide wussten, dass damit eine harte Sanierungsaufgabe auf sie zukommen wird.


Dass es aber so dramatisch wird, dürfte die neue Sparkassen-Spitze nicht erahnt haben. Erst 100 Tage im Amt gab Gerhard Brandstätter vergangene Woche den Dolomiten ein Interview in dem er erstmals Klartext redet. „Wir haben nach eingehender Prüfung leider – und für uns überraschend – festgestellt, dass es einer weiteren Bereinigung, also einer bedeutenden Risikovorsorge für Kredite, bedarf“, sagt der Sparkassenpräsident. Und weiter: „Es wird Opfer brauchen, große Opfer.“
Auch in der Stiftung Sparkasse hat man bereits vorgebaut. Der neue Präsident Karl Pichler hat größere Sparmaßen bei den Förderungen angekündigt. Der Grund: Die Stiftung geht davon aus, heuer und auch im kommenden Jahr keine Dividenden aus der Bank zu bekommen.

Die Halbjahresbilanz

Der Grund für die Alarmstimmung ist die Halbjahresbilanz 2014. Bereits Anfang August auf der Sitzung des Verwaltungsrates angesprochen, soll sie Ende August/Anfang September genehmigt werden. Die Bilanz sieht gar nicht gut aus. Gerhard Brandstätter gegenüber den Dolomiten: „Operativ wird es nicht schlecht ausfallen, aber das Ergebnis wird schlussendlich von den bedeutenden Rückstellungen für die Kreditvorsorge beeinträchtigt werden.
Nach Informationen von salto.bz stehen im ersten Halbjahr 2014 weitere Wertberichtigungen in der Höhe von rund 100 Millionen Euro an. Dabei handelt es sich vorwiegend um Kreditausfälle im norditalienischem Raum. Altlasten aus den vergangenen sechs Jahren.
Noch muss der Verwaltungsrat die Kriterien für die Halbjahresbilanz genau definieren. Am Ende dürfte aber ein Verlust zwischen 30 und 50 Millionen Euro in der Halbjahres-Bilanz 2014 stehen.
Im Vergleich: Die Halbjahresbilanz 2012 schloss mit 18,1 Millionen Gewinn, im vergangenen Jahr standen wenigstens eine halbe Million Euro an Gewinn in Halbjahresbilanz. Am Ende des Jahres wurden daraus, dann fast 40 Millionen Euro Verlust. Die neue Sparkassen-Führung will jetzt einen anderen Weg gegen. Das heißt die reellen Verluste bereits in die Halbjahresbilanz schreiben.
Sicher werden aber zum Jahresende 2014 noch weitere Wertberichtigungen auf die Bank zukommen.

Geplante Kapitalerhöhung

Die Bank ist trotz dieser Verluste immer noch solide“, sagt ein Verwaltungsrat. Zum einen ist es der Umsatz von fast 10 Milliarden Euro, der die Bank hält, zum anderen die Rücklagen des Hauptaktionär Stiftung Sparkasse von über 25 Millionen Euro.
Dennoch zeichnen sich die Folgen der Millionen-Verluste bereits jetzt ab. Erst Anfang Juli stufte die Rating Agentur „Moody´s“ die Sparkasse von Ba1 auf Ba2 herab. Eine Nachricht, die der man bisher bewusst hinter dem Berg gelassen hat.
Sicher ist: Die Sparkasse braucht eine weitere Finanzspritze. „Es wird weitere, umgehende Rückstellungen und einen neuen Strategieplan innerhalb dieses Jahres, sowie Überlegungen zur Kapitalisierung der Bank, brauchen“, kündigt Präsident Gerhard Brandstätter im Dolomiten-Interview an. Die Sparkasse hatte erst im Herbst 2012 eine Kapitalerhöhung von 123 Millionen Euro durchgeführt. Die Stiftung zeichnete davon rund ein Viertel. Der Rest waren private Investoren. Die Aktionärsbasis der Sparkasse stieg dabei von rund 18.000 auf über 24.000 an.
In den nächsten zwei Wochen wird deshalb nicht nur die Halbjahresbilanz genehmigt, sondern es sollen auch die Weichen für diese erneute Kapitalerhöhung genehmigt werden.