Chronik | Eismensch

Taliban verhindern Reinhold Messners Expedition

Er hätte britische Genforscher auf die Spuren des Yeti bringen sollen. Doch das Risiko für Anschläge war zu hoch. Rede und Antwort hat der 70-Jährige der SZ gestanden.

Es hätte ein Wiedersehen zweier alter Bekannter werden können. Reinhold Messner war bereits auf dem Weg in die pakistanische Hauptstadt Islamabad. Von dort aus hätte eine Expedition nach Tibet starten sollen. In Begleitung des Südtiroler Extrembergsteigers wollten sich britische Genforscher nämlich auf die Suche nach dem Yeti machen, jenem sagenumwobenen Eismenschen, dem Messner vor rund 20 Jahren im Himalaya-Gebirge begegnete. Auch heute noch ranken sich zahlreiche Mythen um das Wesen. Und das, obwohl Messner bereits 1998 den vermeintlichen Eismenschen als einfachen Bären enttarnte.

Was nun aber genau der Yeti ist, das ist die Mission der britischen Wissenschaftler, mit denen sich Messner im Rahmen einer groß aufgezogenen britischen TV-Produktion erneut in den Tibet aufmachen sollte. Sie wollten wissenschaftliche Beweise dafür finden, dass der Yeti in Wirklichkeit eine Kreuzung zwischen Braun- und Eisbär ist. “Ich glaube, wir treffen ihn”, zeigte sich Messner in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung überzeugt. Doch aus dem Wiedersehen wurde vorerst nichts. Laut Medienberichten kam es in einem Tal auf dem Weg zu dem Bären zu Problemen mit den pakistanischen Taliban. Da das Risiko eines Anschlags auf die britische Produktionsfirma schließlich zu groß wurde, legte man die Mission auf Eis. Reinhold Messner selbst ist inzwischen nach Südtirol zurückgekehrt. Wie es mit der Expedition weitergehen soll, verrät er nicht. Nur so viel ließ er im Gespräch mit Rai Südtirol durchblicken, dass er seinen Teil der Geschichte wohl bei Filmdrehs in Sulden und den Dolomiten erzählen wird.


“Darüber zu reden ist schwierig”

Erzählt hat Messner vor kurzem auch in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Von seinen Exkursionen, seiner Vergangenheit und seiner zwiespältigen Beziehung zu Südtirol. Am Montag Morgen erschien das vierseitige Interview in der Onlineausgabe der SZ. Geführt wurde es vom SZ-Journalisten Oliver Das Gupta auf Schloss Juval. Unter anderem sprach er mit Messner über die Vergangenheit unseres Landes. Dabei fiel auch das Stichwort “Option”. Für Messner sei dies “unser großer Fehler” gewesen.

Darüber zu reden, ist in Südtirol schwierig. Bis heute ein Tabu, das unsere Geschichte verfälscht. Sie wird noch immer nicht sauber erzählt. Dabei ist es keine schlimme Geschichte. Die Option bleibt wie eine Erbschuld, solange wir sie nicht aufarbeiten. (Reinhold Messner)

Er hat es bekanntlich versucht. “Wenn wir über Heimatverrat reden, sollten wir über die Option reden”, so Messner wörtlich in einem Interview vor mittlerweile über 30 Jahren. Die Reaktionen darauf beschreibt Messner folgendermaßen: “Es war wie im Mittelalter. Ich wurde auf offener Straße bespuckt, mein Auto wurde beschmiert, ich wurde überfallen. Dass man mich nicht umgebracht hat, ist Glück.”

Das gesamte Gespräch, in dem Reinhold Messner auch über die EU, die Griechenlandkrise und die Südtiroler Unabhängigkeitsbestrebungen spricht und an einer Stelle sogar zu Tränen gerührt ist, lesen Sie hier.