Wirtschaft | Wohnungsmarkt

"Eine Schweinerei"

In 16 Südtiroler Gemeinden liegen die Immobilienwerte über 4.000 Euro/m². Mancherorts sind russische Interessenten bereit, das Dreifache zu berappen.

Die vom Statistikamt des Landes kürzlich präsentierten Zahlen zum Immobilienmarkt bestätigen einmal mehr: Südtirol ist ein teures Pflaster. Zwischen 2.524 und 3.481 Euro kostet ein Quadratmeter Wohnfläche in den Gemeinden durchschnittlich. In Bozen sind es gar 4.025 bis 5.239 Euro, die man pro Quadratmeter hinblättern muss.

"Peanuts", werden sich jene Russen denken, die sich in unserem Land auf (Zweit-)Wohnungssuche begeben. Fündig werden sie etwa in einer kleinen ladinischen Fraktion der Gemeinde Kastelruth. In Runggaditsch rumort es in letzter Zeit im Dorf. Stimmen sind laut geworden, dass Russen Interesse an den neu errichteten Wohngebäuden am Dorfrand bekundet hätten. 12.000 Euro seien sie bereit, pro Quadratmeter zu zahlen.

Noch ist keine Wohnung an einen Russen verkauft, noch wird "nur geredet". Die Empörung und Verunsicherung ist jedoch bereits zu spüren. Und zu hören: "Mit diesen Preisen, da kommt kein Einheimischer zu einer Wohnung". Ob das denn legal sei, die gesamten Wohnungen eines Neubaus an Nicht-Ansässige zu verkaufen? "Sicher ist das alles legal, die SVP hat das seiner Zeit per Gesetz alles legalisiert", weiß ein ehemaliger Gemeindefunktionär zu berichten. "Und gerade diese Legalität ist die eigentliche Schweinerei".

Das zunehmende Interesse von Auswärtigen ist mit ein Grund, der die Marktpreise für Wohnungen nach oben treibt. Während das ASTAT der Landeshauptstadt Wohnungspreise, die häufig über dem tatsächlichen Wert liegen, bescheinigt, zeigt sich in den anderen Südtiroler Gemeinden durchschnittlich ein verlangsamter Anstieg der Kosten für eine Wohnung. Ausnahme: die Tourismusgebiete im Dolomitengebiet und im Hochpustertal. Dort steigen die Preise ungebremst weiter.

Schon seit Längerem wird in Südtirol von verschiedenen Seiten eine Regelung nach Nordtiroler Beispiel gefordert, wo maximal acht Prozent der Wohnungen in den Gemeinden als touristische Zweitwohnungen genutzt werden dürfen. Wirtschaftliche Interessen hätten eine solche Regelung bis jetzt immer erfolgreich verhindert. Auch in Runggaditsch sprechen die für Einheimischen unleistbaren Preise der neu erbauten Wohnungen eine deutliche Sprache. "Sanierungsmaßnahmen für insolvente Baufirmen" sei das, was gerade passiert. Dass das Baugewerbe in Südtirol wenig zu lachen hat, bestätigen auch die Zahlen vom ASTAT: Sowohl die Anzahl der in die Bauarbeiterkassen eingetragenen Unternehmen (-3,7 Prozent), als auch die Zahl der aktiven Arbeiter (-3,1 Prozent) sowie die im Jahr geleisteten Arbeitsstunden (-3,3 Prozent) sind 2013 – im Vergleich zum Vorjahr – rückläufig. Die Russen wird’s wenig stören.