Wirtschaft | Meransen

"Mühlbach braucht den Tourismus"

Im salto.bz Interview wird Katrhin Oberleitner, Vizebürgermeisterin von Meransen, drei Tage vor der Volksbefragung, noch einmal deutlich: "Das ist kein Schokoladenkauf."

Am Sonntag, 21. September, wird in Meransen abgestimmt.  Die Fragestellung für 640 wahlberechtigte Meransner wird lauten: „Soll bei einer Neueinrichtung der Seilbahn Mühlbach-Meransen die heute bestehende Trasse beibehalten werden?“ Kathrin Oberleitner, die Vizebürgermeisterin von Mühlbach, ist "enttäuscht" über die Bürgerversammlung vom 17. September. Diskutiert wurde über die Erneuerung der Seilbahn nach Meransen. Zum xten Mal. Der Sukkus? "Nichts Neues."

Frau Oberleitner, in Meransen gab es am Mittwoch Abend eine Bürgerversammlung zur bevorstehenden Volksbefragung. Hat Sie das präsentierte Finanzierungskonzept der Bürgerliste überzeugt?
Kathrin Oberleitner: Absolut nicht. Ich muss sagen ich bin sehr enttäuscht, denn ich habe wirklich viel erwartet von der Versammlung gestern. Es hat nur geheißen „Wir Meransner finanzieren das“ - das ist doch keine Information für die Bürger.

Keine konkreten Zahlen oder Pläne lagen am Tisch?
Kein Businessplan, gar nichts. Ich hatte mir vom Promotorenkomitee ein ausgefeiltes Konzept erwartet. Etwas Neues. So hatten sie es uns ja versprochen. Man kann doch den Leuten nicht sagen, wir präsentieren euch etwas, und dann wird gar nichts präsentiert.

Es hat nur geheißen „Wir Meransner finanzieren das“ - das ist doch keine Information für die Bürger.

Ging es nur Ihnen so, oder auch anderen Anwesenden?
Ich hatte heute schon eine Reihe von enttäuschten Anrufen, die auch gesagt haben 'Was war das gestern?' Es war wirklich ein negativer Auftritt. Einen anderen Standpunkt zu vertreten, das ist legitim und wichtig. Aber es war nichts Greifbares da. Nichts. Die Bürgerliste hat davon gesprochen, dass sie 90 Prozent vom Land finanziert bekommen für die Sanierung der Seilbahn. Aber Achtung: Sie haben bislang noch kein einziges Gespräch mit den zuständigen Personen im Land geführt.

Sie hingegen schon?
Natürlich. Wir hatten viele Vorgespräche mit dem Land, und die ganz klare Zusage, dass das Land 90 Prozent der Finanzierung übernehmen. Die restlichen zehn Prozent werden von der Liftgesellschaft Gitschberg-Jochtal übernommen. Auch das ist fix. Aber nur wenn die Trasse verlegt werden.

Die Gesellschaft, die mit 17 Millionen Euro Schulden in der Kreide steht. Haben Sie denn Vertrauen in diese Gesellschaft?
Ja, das habe ich. Und wer diese Zahlen ins Spiel bringt, soll sich die ganzen Bilanzen anschauen. Das Investitionsvolumen, die Abschreibungen. Ich muss sagen, die Gesellschaft Gitschberg-Jochtal arbeitet gut, bemüht sich sehr. Es wird ihnen alles andere als leicht gemacht, aber ich hab Vertrauen in die Gesellschaft.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass sich die Gemeinde positioniert, bevor die Leute überhaupt abgestimmt haben?
Schauen Sie, wir beschäftigen uns jetzt seit drei Jahren mit der Sache. Sind eine Gruppe von 15 Leuten. Haben diskutiert, Fachleute angehört. Ich glaube als Gemeideverwaltung haben wir irgendwann auch die Verantwortung zu sagen, so und so sehen wir es. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, für eine Verlegung der derzeitigen Trasse zu plädieren. Diese Entscheidung basiert auf vielen Gesprächen und Gedanken. Aber eine Wahlempfehlung haben wir keine abgegeben.

Ich glaube als Gemeideverwaltung haben wir irgendwann auch die Verantwortung zu sagen, so und so sehen wir es.

Und was sind die wichtigsten Argumente für eine Verlegung der Trasse von Mühlbach bis hoch auf die Gitsch?
Zuerst einmal die Entwicklung unserer Gemeinde Mühlbach mit den vier Fraktionen. Wir sind eindeutig eine Tourismusgemeinde, das belegen die Zahlen. Und nur so können wir uns weiterentwickeln. Dann – ich sag es noch einmal – steht die Finanzierung, das ist bei anderen Vorhaben ja oft überhaupt nicht gewährleistet. Und drittens garantierten wir die Mobilität für die Bevölkerung für die nächsten Jahrzehnte.

Eine Sanierung der bestehenden Trasse würde für die Bevölkerung doch auch reichen.
Aber da spielt die Gesellschaft Gitschberg Jochtal nicht mit. Und das verstehe ich auch. Die Gesellschaft muss wirtschaftlich denken, sie wollen Leute auf den Berg ziehen, Gäste ansprechen. Und das geht nicht, wenn die Trasse bleibt. Eines wird oft vergessen: Wenn es der Gesellschaft gut geht, geht es der ganzen Bevölkerung gut.

Eines wird oft vergessen: Wenn es der Gesellschaft gut geht, geht es der ganzen Bevölkerung gut.

Ohne Tourismus stirbt das Dorf?
Auf jeden Fall. Die heutige Seilbahn könnte niemals allein durch die Fahrten der Bevölkerung finanziert werden. Seien wir fair: es braucht den Tourismus um bestimmt Strukturen aufrecht zu erhalten. Um weiter zugehen. Die Bevökerung kann nicht immer nur sagen „ich möchte, ich möchte“ - es muss ein Geben und Nehmen sein. Nur so kann eine Gemeinde funktionieren.

Die Fronten haben sich verhärtet in Meransen, in Mühlbach?
Die ganze Diskussion wird mittlerweile auf einer sehr emotionalen Ebene geführt. Man darf solche Entscheidungen nicht nur mit dem Bauch treffen, hier muss auch die Vernunft hereinkommen. Es geht nicht tu um einen Schokoladenkauf, sondern um eine zukunftsweisende Vision.

Den Widerstand in der Bevölkerung gibt es aber.
Das kann ich auch zum Teil verstehen. Acht Häuser etwa würden mit der neuen Trasse überflogen. Und ja, das ist unangenehm. Diese Bedenken verstehe ich. Aber deshalb kann ich doch nicht ein Konzept über den Haufen schmeißen, das stimmig und zukunftsweisend ist.

Acht Häuser etwa würden mit der neuen Trasse überflogen. Aber deshalb kann ich doch nicht ein Konzept über den Haufen schmeißen, das stimmig und zukunftsweisend ist.

Und was, wenn die Leute am Sonntag mehrheitlich ja sagen, zur Beibehaltung der Trasse, was macht dann die Liftgesellschaft?
Ich denke, die wird sich zurückziehen. Ich hoffe aber stark, dass ein „Nein“ herauskommt. Aber lassen wir den 21. September auf uns zukommen. Wirklich e Szenarien für danach gibt es noch nicht.

 

 

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Willy Pöder Do., 18.09.2014 - 13:45

Die Großzügigkeit unserer Provinzverwaltung ist nicht zu übertreffen. Im Falle der Seilbahn Mühlbach - Meransen soll sie laut obigem Interview sowohl der Bürgerliste als auch der Personen-Transportgesellschaft "Gitschberg-Jochtal" die 90-prozentige Finanzierung des jeweiligen Projektes zugesagt haben. Super! Ergo kann a priori nicht ausgeschlossen werden, dass im Sinne des Haus- und des talübergreifenden (Meransen -Vals) Volks-, Partei- und Gesellschafterfriedens beide Varianten realisiert werden. Außerdem: Warum äußert sich der Regierungschef bzw. die zuständigen Provinzminister (Wirtschaft und Finanzen) nicht selbst zur Sache? Haben sie die Übernahme von 90 Prozent der Kosten nun versprochen oder nicht? Und wenn ja, welchem von den beiden Bewerbern? Oder stehen wir vielleicht erneut vor einem Fall von gnadenloser Augenauswischerei?

Do., 18.09.2014 - 13:45 Permalink
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Armin Mutschlechner Do., 18.09.2014 - 19:04

Zitat: "Aber eine Wahlempfehlung haben wir keine abgegeben".
Das Stimmt nicht! Die Gemeindeverwaltung - welche die Volksbefragung abhält - hat erst gestern eine Message PRO neuem Standort an alle Wahlberechtigten in Meransen ausgesendet. Pro-Argumente für den alten Standort gab es keine.
Demokratipolitisch unter jeder ... . Wie auch die Aktion vom Herrn Landtagspräsidenten heute.

Do., 18.09.2014 - 19:04 Permalink