Wirtschaft | Anerkennung

Südtiroler Jungärzte klagen Rom an

Sechs jungen Südtiroler Ärzten reicht es. Die Anerkennung ihres Facharzt-Titels liegt seit einem Jahr in Rom. Nun klagen sie gemeinsam vor dem Europäischen Grichtshof.

Habt ihr uns vergessen? Habt ihr nicht an uns gedacht, als die Finanzverhandlungen in Rom liefen? Die Vorwürfe, die von Südtirols größter Spitalärztegewerkschaft BSK/VSK kommen, wenden sich direkt an die Politik. Dr. Ivan Simeoni, Gewerkschaftsvorsitzender, sagt es unverblümt: "Wir haben gehofft, dass dieses seit Monaten schwelende Problem im Land irgendwann zur Chefsache wird und Landeshauptmann Kompatscher diese Frage in Rom neben den Finanzverhandlungen aufwirft."

Doch dem war nicht so. Und weil römische Uhren anders ticken als Südtiroler warten hierzulande Dutzende Jungärzte auf eine Anerkennung ihres Facharzt-Titels durch das Römische Wissenschaftsministerium. Sie warten seit über einem Jahr. Kein gutes Haar lässt Simeoni an dem, der die Facharztausbildungsregelung "als große Errungenschaft angekündigt hatte":  dem damalige Gesundheitslandesrat Richard Theiner. Wurde eine Mogelpackung verkauft? Warum wird politisch immer noch zugewartet?

Hoffnungsschimmer für die Ärzte tauchten immer wieder auf, doch ohne Erfolg. "Seit August 2013 hat das Gesundheitsministerium in Rom keine Facharzttitel von Südtiroler Neo-Fachärzten anerkannt, die einen Teil ihrer Ausbildung in Südtiroler Krankenhausabteilungen absolviert hatten. Die römischen Beamten stießen sich nämlich daran, dass es nicht das römische Wissenschaftsministerium war, das seinen Sanctus zur Auswahl der Südtiroler Krankenhausabteilungen war, sondern die Österreichische Ärztekammer", schreibt stol.it

Dem BSK/VSK reicht es auf jeden Fall. Die Sammelklage von bislang sechs jungen Südtiroler Ärzten vor dem Europäischen Gerichtshof wird von der Gewerkschaft dahingehend unterstützt, dass eine Anwältin finanziert wird. Und - ein zweiter Schritt ist geplant: "Wir wenden uns an die EU-Behörde SOLVIT, ein bereitgestellter Dienst der bei Anerkennungsschwierigkeiten von Berufsqualifikationen innerhab der EU genutzt werden kann", erklärt Simeoni gegenüber der Tageszeitung Dolomiten.

Ohne Rechtssicherheit wird es weiterhin einen Facharztmangel in Südtirol geben, ohne Rechtssicherheit werden weiterhin qualifizierte Kräfte im Ausland arbeiten. Was die Ärzte in Südtirol brauchen, weiß Simeoni genau: "Wir brauchen nicht Forschung, oder größenwahnsinnige Medical Schools, sondern Rechtssicherheit."

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Martin B. Mo., 20.10.2014 - 10:41

Traurig, dass junge Fachkräfte so schikaniert und demotiviert werden. Die römischen Ministerialautokraten zeigen einmal mehr ihre Fratze und die politischen Zuständigen (in Rom und Südtirol) üben sich in Desinteresse zulasten der Dienste am Bürger.

Mo., 20.10.2014 - 10:41 Permalink