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Antiquierte Verlagsförderung auf Vordermann bringen

Druckkostenbeitrag: Wer mit der Herausgabe von Büchern zu tun hat, kennt diesen Begriff. Die Verlagsförderung in Südtirol beruht im Grunde darauf, ein Gesetz aus dem Jahr 1976, das nun endlich geändert werden soll.

„Das Fördergesetz 45 wurde zu einer Zeit gemacht, als es de facto im Land nur einen einzigen Verlag gegeben hat“, sagt der Südtiroler Verlegerpräsident Hermann Gummerer, um zu veranschaulichen, mit welchen Rahmenbedingungen die Verlagsförderung zu kämpfen hat.

Kulturelle Publikationen vom Buch bis zur Musik wurden seit jeher über den sogenannten Druckkostenbeitrag öffentlich bezuschusst, der jedoch nur sogenannten Non-Profit-Organisationen gewährt wird. „So mussten wir Verleger bei den gängigen Vereinen, etwa dem Bildungszentrum oder dem Kulturinstitut anklopfen, um über sie freundlicherweise Gesuche beim Land einreichen zu können.“ Ein Modell, das alle Verlage in Südtirol beanspruchen, ein Modell, das extensiv genutzt wurde, aber gleichzeitig ziemliche Lücken ließ. Denn, so Gummerer, auf diese Weise würden Summen über Vereine abgerechnet, die im Grunde von den Verlagen selbst abzurechnen wären. Die Non-Profit-Organisationen sind der Durchlaufposten, sie erhalten die gewährten Beiträge ohne Mehrwertsteueraufschlag, der aber in der Rechnung des Verlags dann sehr wohl aufscheinen muss. „So zahlen wir die 22 Prozent IVA und können diese komplett in den Wind schießen.“ Auch gebe es verschiedene Auslegungen bei der Mehrwertsteuerberechnung, je nachdem ob man die Drucklegung oder die Dienstleistung zugrundelegt. Kompliziert und ausgereizt bis zum Äußersten sei dieses Gesetz auf alle Fälle, meint Gummerer. "Es geht uns Verlegern nicht darum, mit einem neuen Gesetz an größere Geldtöpfe heranzukommen, sondern darum, eine nachvollziehbare und einfachere Verfahrensweise einzuführen, betont er.

Aus diesem Grund war die Vereinigung der Verleger Südtirols bei Kulturlandesrat Achammer vorstellig, und hat diesem das Problem geschildert. „Wir haben bereits in der Ära Hosp um eine Änderung des entsprechenden Gesetzes angesucht und wurden immer wieder vertröstet," weiß Gummerer. Die letzte Kulturlandesrätin Sabine Kasslatter Mur wollte die Verlagsförderung noch 2013 unter Dach und Fach bringen. Man hatte herausgefunden, dass das 45-Gesetz doch recht einfach auf zeitgemäßen Stand gebracht werden könnte. „Nämlich, indem man einen Passus hinzufügt, der auch uns Unternehmern das Ansuchen um Druckkostenbezuschussung gewährt,“ erklärt Gummerer. Klingt simpel, war es dann aber doch nicht. Denn weil alles nach Brüssel muss, was Gesetz heißt, wurde genau dort die Handbremse gezogen. Ohne EU-Tauglichkeit des Ursprungsgesetzes aus dem Jahr 1976 auch keine Anpassung. „Also musste die geplante Verlagsförderung wieder zurück auf Null,“ seufzt Gummerer.

Nun jedoch dämmert ein Lichtstreifen am Horizont. Noch innerhalb Herbst 2014 will Kulturlandesrat Philipp Achammer diese Gesetzgebung überarbeiten. „Die Landesregierung strebt eine Neuregelung an, die eine neue Form der Verlagsförderung beinhaltet, die Förderbestimmungen modifiziert und neue Kriterien andenkt. Durch das neue Gesetz sollen die mehrjährige Planung für die Verlage erleichtert und sprachgruppenübergreifende Projekte ermöglicht werden,“ heißt es aus dem Büro des Landesrats.

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Profil für Benutzer Patrick von Gelmini
Patrick von Gelmini Fr., 21.03.2014 - 17:44

Ich will den Verlegern nicht zu Nahe treten, aber wenn ich bedenke was ich ihnen als Student an Geld alles in den Rachen habe werfen müssen nur um zu den Wissen zu kommen für den der Autor gerade mal ein Fünftel bekommt, sollte so langsam ein umdenken stattfinden. Es gibt heutzutage doch so viele Alternativen zu Papier, wieso halten wir so krankhaft daran fest? Sonst wird immer gepredigt wir sollen sparsam und nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen und hier fördern wir Jahrhundert alte und seit Jahrzehnten überholte Technologien. Ich verstehe, dass es in der Branche viele Arbeitsplätze gibt, aber galt für Pferdezüchter und Kutschenherstellern nicht das gleiche als das Auto erfunden wurde? Ich denke auch nicht, dass es richtig wäre von heute auf morgen die Leute auf die Straße zu setzen, aber Schritt für Schritt könnte eine Rationalisierung der Sparte stattfinden. Erster Schritt: mindestens für Studenten sollten die billigeren Alternativen wie Ebooks oder digitale Bücher verpflichtend angeboten werden.

Fr., 21.03.2014 - 17:44 Permalink

Lieber Patrick von Gelmini,

warum trauern Sie dem nach, was Sie als Student für Bücher ausgegeben haben? Haben Sie nichts davon profitiert? Davon dass Autorinnen und Autoren Ihnen ihr Wissen zur Verfügung gestellt haben? Dass Verlage dieses Wissen, dieses geistige Eigentum bestmöglich geprüft und regelmäßig dem aktuellen Wissenstand entsprechend aufbereitet und Ihnen zugänglich gemacht haben? Haben Sie keinen Gewinn daraus bezogen, dass Verlage sich überlegt haben, welches Wissen Sie voraussichtlich brauchen werden und welche Autorin/welcher Autor kompetent sein könnte, für Sie dieses Wissen zu erarbeiten und weiterzugehen?

Unsere Kernaufgabe als Verlage ist geistige Leistungen in verschiedenster Form aufzubereiten, ihnen eine (analoge oder digitale) Form und Gestalt zu geben und möglichst breit zugänglich zu machen, also für deren Vertrieb zu sorgen: als Bücher, Zeitschriften, Hörbücher, E-Books usw. Das Papier ist da nur ein Medium. Das Entscheidende ist dass wir geistiges Eigentum entwickeln helfen, es schützen und vermarkten – so viel zur „jahrhundertealten und seit Jahrzehnten überholten Technologie“. Schauen Sie doch mal rein bei: www.was-verlage-leisten.de

Dass diese Leistung der Autorinnen und Autoren sowie der Verlage etwas kostet versteht sich von selbst. Tatsächlich wird sie häufig weit unter ihrem Wert gehandelt. Und nicht immer kann diese Leistung – insbesondere wenn es um kulturelle, künstlerische oder wissenschaftliche Inhalte geht – allein über den Verkauf der Verlagsprodukte angemessen vergütet bzw. abgegolten werden. Dann ist die öffentliche Hand gefordert, einzuspringen und Autoren sowie Verlage finanziell zu flankieren – so wie sie es im Übrigen aus gutem Grund bei Museen, Theatern, Konzerthäusern usw. tut.

Sa., 22.03.2014 - 14:12 Permalink

Ich habe nicht von den Büchern profitiert sondern vom Wissen! Das ist doch ein großer Unterschied genau wie der zwischen zur Verfügung stellen und verkaufen. Was meine Fachbücher anbelangt wurde dieses Wissen von Professoren, Wissenschaftlern und Forschern der verschiedenen Universitäten geprüft und auf den neusten Stand gehalten. Ob ein Autor kompetent oder weniger ist entscheidet der Dozent der den Kurs haltet (manchmal kauft man sogar sein Buch). Es handelt sich hier um enge Sparten in der die Entwicklung dieses Wissen von den vorgenannten Akteuren gestaltet wird und eben nicht von Leuten die darauf verdienen wollen.
Wenn sich jemand dann das Ziel setzt dieses Wissen der breiten Masse anzubieten und es dafür die von Ihnen beschriebene Arbeit eines Verlegers braucht, dann soll das ruhig was kosten dürfen und jeder kann selbst entscheiden ob er dieses Produkt kaufen will oder nicht, als Student (dessen Bücher keine Nacharbeit benötigen) hat man diese Wahl aber nicht und das finde ich einfach nicht in Ordnung.

So., 23.03.2014 - 16:21 Permalink