Gesellschaft | Aus dem Netz

Brasiliens starke Frauen

Brasilien ist mehr als Fußball und Armut. Weibliche Botschaften aus Südamerika, die gegen Gewalt und Armut ankämpfen.

Panmela Castro sprayt ihre Botschaft an die Wand. Sie ist eingedrungen in eine Männerdomäne, und das ganz bewusst.  Jeder soll es sehen, auch die, die nicht lesen können. Gegen häusliche Gewalt kämpft Castro an, mit ihrem feministischen Graffiti.

"Ein Bild an der Straßenecke ist für alle, die daran vorbeigehen, sichtbar. Es hat eine ganz andere Kraft und Anziehung", betont sie und meint, dass Papier weniger Überzeugungsarbeit leistet.

"Meine Mutter sagte mir immer: Wenn dich ein Mann schlägt, verlass ihn!", erzählt Castro. Ihr Mutter wurde geschlagen, der  32-jährigen Brasilianerin selbst ging es nicht anders. Der Kampf gegen Gewalt muss sein, findet Castro, die 2012 als eine der "150 Frauen, die die Welt bewegen" nominiert wurde. Mehr lesen Sie im standard.at.

"Noch immer werden Mädchen in Brasilien zum Gehorsam dem Mann gegenüber erzogen. Wichtig ist, dass wir die Rolle der Frau in der Gesellschaft ändern." Der Umdenkprozess begann in der Hip-Hop-Szene. Dort konfrontierten sie feministische Freundinnen erstmals mit einer neuen Weiblichkeit und der Möglichkeit, sich über die Verhaltensnormen hinwegzusetzen, die bisher für sie als normal galten.

  Yvonne Bezerra de Mello arbeitet seit zwanzig Jahren mit bedürftigen Kindern in Slums.

ContiSoccerWorld: Mitte der neunziger Jahre gründeten Sie UERÈ, nachdem die Ermordung von acht Slumkindern durch die Polizei für einen Aufschrei gesorgt hatte. Was ist heute das Hauptanliegen Ihres Projekts – U-Erê heißt ja "Kinder des Lichts"?

Yvonne Bezerra de Mello: Kindern in schwierigen Umständen eine angemessene Bildung und Erziehung zu geben. Bei meiner Arbeit geht es darum, neue Wege zu finden, um mentale Blockaden zu lösen. Die von mir entwickelte Methode erschließt kognitive Verbindungen, die den Kindern das Lernen erst ermöglichen. Jedes Kind, auch wenn es bisher in noch so schwierigen Umständen aufgewachsen ist, kann das Lernen erlernen und lernen, erfolgreich zu sein.

Uerè nennt sich die Schule, die de Mello ins Leben rief. Von den Favela-Bossen werde sie nicht bedroht, so die engagierte Frau. Kinder von Drogenhändlern finden in ihrer Schule Unterschlupft, Kinder, die als Dorgenspäher eingesetzt waren, Kindern, die körperliche Einschränkungen haben.

Die 10jährige Viktoria kam mit 7 zu UERÈ. Beide Eltern sind Alkoholiker. Sie kam als Frühchen mit einem Alkoholsyndrom zur Welt. Als ich sie kennenlernte, hatte sie eine 80 %ige kognitive Blockade: Sie litt unter einer Sprachentwicklungsverzögerung und war nicht in der Lage, bestimmte Ereignisse in Zusammenhang zu bringen. Aufgrund motorischer Störungen hatte sie Koordinationsprobleme. Sie konnte zum Beispiel nicht mit einer Schere umgehen. Außerdem war sie ziemlich aggressiv.

Eine besondere Methode prägt den Schulalltag, der zum Ersatzelternhaus wird. De Mello erklärt: "Die Methode basiert auf dynamischen Zeitplänen und einer Abfolge von Aktivitäten, die ich „Momente“ nenne. Ein typischer Tag ist in 11 Momente von maximal 10 bis 20 Minuten eingeteilt. Wir beginnen mit einer Art freier Gesprächsrunde, gefolgt von mündlichen Gruppenübungen. Anschließend werden die Kinder in kleinere Gruppen mit zeitlich unterschiedlich ablaufenden Aktivitäten aufgeteilt. Am Ende des Tages stehen Schreibübungen und gemeinsame Gespräche, in denen wir das an diesem Tag Gelernte noch einmal Revue passieren lassen. Ziel der einzelnen “Momente” ist es, die Aufnahmefähigkeit des Gehirns zu erhöhen, also die Fähigkeit des Gehirns, neue gedankliche Verbindungen zu schaffen, seine Speicherkapazität zu steigern, was sich wiederum positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt. Entscheidend sind die Geschwindigkeit und die Interaktion. Ich habe auch den entsprechenden didaktischen Ansatz für Lehrer entwickelt, die diese Methode in öffentlichen Schulen und anderen Einrichtungen anwenden wollen." Fehlen darf der Fußball in Brasilien nirgendwo, auch nicht in einer Uerè-Schule:

"Fußball ist eine hervorragende Möglichkeit, Gruppenverhalten zu erlernen und zu üben. Fußball ist unser Nationalsport und die Quelle unseres Nationalstolzes: Jeder Junge wünscht sich, der nächste Pelé oder Neymar zu sein. Die Ausübung von Teamsportarten ist der Entwicklung von sozialen Fähigkeiten außerhalb des Klassenzimmers sehr förderlich. Beim Fußball lernen die Kinder so wichtige Dinge wie Führungsverhalten, Kameradschaft und taktische Intelligenz. Sport macht Spaß und gibt einem das wunderbare Gefühl, dass Körper und Geist eins sind.

Das ganze Interview lesen Sie hier.