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Knödel als grafisches Projekt

Die Slowakin Agnesa Vavrinova schließt ihr Studium an der Design-Fakultät ab. Warum hat sie sich für Bozen als Studienort entschlossen ?

Dass sie in Bozen studiert, verdankt Agnesa Vavrinova einem puren Zufall. Bei einer Motorradtour durch Südtirol entdeckte ihr Vater vor einigen Jahren die Uni Bozen und nutzte die Gelegenheit, sich dort über die Studienmöglichkeiten zu informieren. Zuhause unterbreitete er dann seiner Tochter den Vorschlag, ein Studium in Südtirol zu erwägen. Agnesa meldete sich für die Aufnahmeprüfung an der Fakultät für Design und Künste an, sandte das erforderliche Video ein und reiste mit Neugier zur dreitägigen Aufnahmeprüfung im Schloss Rechtenthal in Tramin  an.

Obwohl die junge Slowakin zu den 60 aufgenommenen Kandidaten gehörte, wurde sie von Zweifeln geplagt. Die Dreisprachigkeit des Studiums schreckte sie, das von Bergen umgebene Bozen wirkte auf sie erdrückend. So entschloss sich Agnesa zur Inskription an der Fakultät für freie Künste der Universität Brünn. Doch schon bald reifte in ihr die Gewissheit, dass dort ihrem Lieblingsfach Design nicht der erwartete Stellenwert eingeräumt wurde. Da ihre Zulassung zur Uni Bozen unterdessen verfallen war, kam sie ein Jahr später erneut zur Aufnahmeprüfung nach Tramin, die sie auch im zweiten Anlauf problemlos bestand. Diesmal standen ihr die Berge nicht im Weg, Bozen erwies sich als idealer Studienort: „Es ist eine Stadt, in der das Leben langsam fließt und in der man sich geborgen fühlt". Ihre Wohngemeinschaft, in der sie mit zwei deutschen und einer italienischen Studienkolleginnen lebt, bezeichnet sie als „die schönste der Stadt."

"Anfangs habe ich die Zeit von 9 bis 24 täglich in der Uni verbracht. „Dann habe ich allmählich gelernt, dass man sich auch entspannen darf", lächelt die 24-jährige.
 

Knödel als streetfood



Agnesa, die akzentfrei Deutsch spricht, stammt aus der Stadt Stupava bei Bratislava, die als historische Sauerkraut-Metropole der Slowakei bekannt ist. „Ich bin stolz darauf, Slowakin zu sein, ich schätze die Kultur und die Menschen meines Landes", gesteht Agnesa. „Aber seit dem Fall der Grenzen sind wir ohnedies alle Europäer und das empfinde ich als gut."
 Eine der unterhaltsamsten Arbeiten während ihres Studienaufenthalts in Bozen war das startup Knödele, das den Publikumspreis beim letzten Entrepreneurship Evening der Freien Universität Bozen gewann. Ziel der Veranstaltung war es, umsetzbare Ideen zu entwickeln und diese Unternehmern und potentiellen Geldgebern vorzustellen. Auf viel Sympathie stieß das von Agnesa Vavrinova mit Vera Rehbichler, Nicoló De Biasio, Anna Romagna und Xiaoyun Feng  ausgearbeitete Projekt, Knödel nach dem Franchising-System als Streetfood zu verkaufen.
  http://vimeo.com/117470065
„Lokale Traditionskost auf der Straße anzubieten, ist eine reizvolle Initiative. Bei Knödeln sind viele Kombinationen denkbar, die je nach Saison variiert werden können und der Test mit einem von uns gestalteten Verkaufsstand ist gut angekommen", freut sich Agnesa die gerne ins Kino und auf Flohmärkte geht und bereits ein Praktikum als Designerin in Amsterdam absolviert hat. Ihre Arbeiten bestechen nicht nur durch den originellen Ansatz, sondern auch durch die kreative Phantasie und Konsequenz  ihrer Ausführung. Besonders suggestiv wirkt die Arbeit Das Monument des klaren Mechanismus, die sich am Partschinser Museum orientiert und in der eine alte Schreibmaschine grafisch so in ihre Einzelteile zerlegt wird, dass sie einer menschlichen Figur ähneln.

 

Links: Arbeit für das Uniprojekt "Der schöne Schein" / Rechts: Lampe "Die Lichtmasche" für das Uniprojekt "Empty Trash"

In ihrer Arbeit untersucht sie, mit welchen Formen visueller Suggestion und Kommunikation esoterische Produkte am Markt vertrieben und angepriesen werden. Ein Arbeitsplatz als Designerin ist noch nicht in Sicht. „Ich bin dabei, meine Netze zu spannen", versichert Agnesa mit geheimnisvollem Lächeln. Ein Blick auf ihre Arbeiten legt den Schluss nahe, dass sie um ihren beruflichen Erfolg wohl kaum bangen muss.

Links: TIS-Jahresbericht 2012 (in Zusammenarbeit mit Luca Guadagnini) / Rechts: Logo Knödele Startup