Chronik | Seilbahn Plose

Pürgstallers Abrechnung

Ende gut, alles gut für Brixens Bürgermeister? Was Albert Pürgstaller seinen Kritikern und Regierungspartnern nach dem langen Ringen ums Referendum zu sagen hat.

Zufrieden, endlich grünes Licht für das Referendum zur Plose-Seilbahn zu haben, Herr Bürgermeister?

Albert Pürgstaller: Ja, grundsätzlich bin ich zufrieden, dass sich eine Mehrheit von immerhin zwei Drittel im Gemeinderat dafür ausgesprochen hat, dieses Referendum zu machen. Denn 20 Ja-Stimmen und nur sechs Gegenstimmen sind ein klares politisches Signal.

Weniger zufrieden sind die Gegner einer Talstation am Bahnhof. Sie werfen Ihnen vor, mit der nunmehrigen Fragestellung das Lager der Nein-Stimmen zu spalten, um so das Projekt mit einem knappen Ja durchzubringen. Alles geschickte Strategie?

Wenn Sie mit Gegner jene Gemeinderäte meinen, die sich nicht dafür ausgesprochen haben, kann ich dazu nur sagen: Wir hatten schon einen Vorschlag, wo es ein klares Ja oder Nein für eine Seilbahnverbindung zwischen dem Bahnhof und St. Andrä gegeben hätte. Doch obwohl uns diese bei der Eintragung zum Bauleitplan von der Grünen Bürgerliste fast aufoktroyiert wurde, waren sie nur wenig Monate später im Gemeinderat dagegen. Auch die jetzige Fragestellung bzw. die zusätzliche Option der Busverbindung wurde übrigens ursprünglich von Roman Zanon von der Bürgerliste vorgeschlagen. Die Freiheitlichen haben sie nun als Alternative akzeptiert. Die Grüne Bürgerliste hat dem Vorschlag dagegen interessanterweise erneut nicht zugestimmt. Da ist es dann schon schwierig, der Jammerei noch folgen zu können.

Doch es nicht nur die Grüne Bürgerliste, es sind auch Bürgerkomitees, die das Referendum in dieser Form als Farce bezeichnen.

Man muss aber auch ganz klar sagen, dass sich die Positionen in diesen beiden Fällen decken bzw. die Grüne Bürgerliste als Sprachrohr dieser Initiative fungiert hat.

Sie sprechen vom Komitee ProALTvor?

Ja, oder eben auch Aurora, hier geht es um eine Initiative, die nur den Namen geändert hat, da man nicht zwei Mal beim Verwaltungsgericht zum selben Thema eine Eingabe machen kann.

Ich war immer bereit, auf Alternativen einzugehen und habe in der Vergangenheit auch alle politischen Gruppierungen, aber auch Initiativen eingeladen, ganz konkrete Vorschläge vorbringen. Doch in all den Jahren ist diesbezüglich kein einziger realisierbarer und finanzierbarer Vorschlag gekommen und irgendwann muss man in die Umsetzung gehen.

Einer der Hauptkritikpunkte dieser Initiative ist in jedem Fall Ihre standhafte Weigerung, eine Abstimmung über andere Talstationen für die Seilbahn zuzulassen. Was haben Sie gegen Alternativen zum Bahnhof?

Ich war immer bereit, auf Alternativen einzugehen und habe in der Vergangenheit auch alle politischen Gruppierungen, aber auch Initiativen eingeladen, ganz konkrete Vorschläge vorbringen. Doch in all den Jahren ist diesbezüglich kein einziger realisierbarer und finanzierbarer Vorschlag gekommen und irgendwann muss man in die Umsetzung gehen.

Es gab aber gerade von ProALTvor konkrete Alternativvorschläge...

Ja, doch wenn Sie sich zum Beispiel die Alternative Milland genauer ansehen, ist nie erklärt worden, wie diese finanziert werden soll – einmal abgesehen von der 45-prozentigen Kostendeckung durch das Land. Dort würde sich kein Privater finden, der bereit ist, Investitionen zu tätigen, dort würden auch weder Private noch das Land Führungskosten übernehmen. Auch würden in Milland Extra-Kosten für den Bau eines neuen Parkplatzes oder Verbindungsbrücken anfallen, man würde neben dem Kirchturm von St. Andrä über das gesamte Dorf fahren, man müsste eine  Waldschneise hinaufschlagen, weil dort nur eine 3S-Bahn statt einer Umlaufbahn möglich ist. Selbst das Amt für Landschaftsökologie hat sich in einem Memorandum vehement gegen den Standort Milland ausgeprochen.

Jeder, der sich wirklich seriös mit den verschiedenen Optionen auseinandersetzt, wird recht schnell die Antwort bekommen, wie sinnlos ein Standort in Milland ist. Aber man muss sich die Mühe der Auseinandersetzung antun, und das habe ich bisher vermisst.

Sie setzen also nicht nur brav die Bahnhofs-Lösung um, die Ex-Verkehrslandesrat Thomas Widmann vorgegeben hat?

Jeder, der sich wirklich seriös mit den verschiedenen Optionen auseinandersetzt, wird recht schnell die Antwort bekommen, wie sinnlos ein Standort in Milland ist. Aber man muss sich die Mühe der Auseinandersetzung antun, und das habe ich bisher vermisst.

Spaltet die Seilbahn-Frage Brixens Bevölkerung?

Nein. Was ich nun feststelle ist, dass die Bevölkerung dankbar ist, dass es zu einer Abstimmung kommt.

Und was ist mit dem „Grand Canyon“, der sich laut einem salto-User-Beitrag in dieser Frage zwischen Volk und Politik aufgetan hat?

Ich glaube das Abstimmungsergebnis und die Beteiligung am Referendum werden ziemlich klar aufzeigen, was man von solchen Aussagen zu halten hat.

Das heißt, Sie haben schon ein Gefühl dafür, wie das Referendum ausgehen wird?

Ich hab schon ein Gefühl, aber ich werde jetzt sicher keine Prophezeiungen machen, wie das Ergebnis ausfallen wird. Mir ist jetzt einmal wichtig, dass die Bevölkerung abstimmen kann, und das Ergebnis dann auch konkret zur Umsetzung gebracht wird.

Die Problematik bei der Grünen Bürgerliste ist bis heute, dass sie nie wissen, ob sie Regierungspartei oder Oppositionspartei sind. Deshalb ist es sehr schwierig, mit einem solchen Partner zu arbeiten.

Wird die ganze Causa noch Auswirkungen auf Ihre Regierung haben? Eine Belohnung für die kooperativen Freiheitlichen, Konsequenzen für den grünen Regierungspartner?

Was die Freiheitlichen anbelangt, hatten wir auch davor bereits eine punktuelle Zusammenarbeit. Und natürlich sind wir ordentlich verärgert, was die Haltung der Grünen Bürgerliste anbelangt, vor allem was ihren Wackelkurs betrifft. Das macht alles sehr schwierig. Ich gehe davon aus, dass wir uns nun einmal ansehen, was die nächste Zeit bringt und dann werden wir unsere Haltungen schon deutlich machen.

Vor den Wahlen wird es aber keine großen Umbrüche mehr geben?

Ich gehe nicht davon aus, dass jetzt noch weiß Gott was passieren wird. Doch natürlich gibt es auch Sachfragen, bei denen die einen oder anderen daran interessiert sind, ihr Heu ins Trockene zu fahren, und da werden wir uns eben gleich loyal verhalten wie sie.

Könnten Sie sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit vorstellen, falls Sie erneut als Bürgermeisterkandidat antreten?

Ich muss sagen, dass wir in den vergangenen Jahren nicht unbedingt eine riesenpositive Erfahrung gemacht haben. Denn die Problematik bei der Grünen Bürgerliste ist bis heute, dass sie nie wissen, ob sie Regierungspartei oder Oppositionspartei sind. Deshalb ist es sehr schwierig, mit einem solchen Partner zu arbeiten.

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Walter Richter Di., 22.07.2014 - 13:17

Brixen ist gespalten! Da nützt das ganze Schönreden und Verleugnen nichts. Es gibt nicht nur die Kluft zwischen den Gegnern des Standorts Bahnhof und deren Befürworter, sondern, noch schlimmer, den Grand Canyon zwischen Bevölkerung und Gemeindepolitik gibt es wirklich!
Das Übel nimmt mit der Vorstellung der „Schwindelstudie Besier“ seinen Lauf. Seit damals klammern sich die Regierungsparteien an diesen Vorgaben und unseriösen Versprechungen. Das eigentliche Ziel, das Wohl und die Weiterentwicklung der Stadt wurde schon lange aus den Augen verloren. Politisches Machtspiel beherrscht die Tagesordnung. Alternativen werden von den Verwaltern schlichtweg nicht gesucht. Diese Arbeit wird an die Bürger bzw. den Komitees delegiert. „Bringt mir eine Alternative samt Finanzierungsplan , dann werden wir schon schauen“ heißt es spöttisch. Ist es nicht die ureigene Arbeit des Bürgermeisters und seines Teams die besten und vor allem für alle tragbare Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen? Volkabstimmungen würden nicht notwendig sein, Bürgerkomitees hätten keine Argumente!
In der Brixner Gemeindestube scheint die neue Ära nicht angekommen zu sein. Der Politikstil der letzten Jahrzehnte wird hier immer noch angewandt.

Di., 22.07.2014 - 13:17 Permalink