Wirtschaft | Identität

Wem gehört der Bozner Obstmarkt?

Gemeinderat Rudi Benedikter antwortet Vizebürgermeister Klaus Ladinser. "Vier Standln" am Bozner Obstmarkt reichen für "Rote Hahn Produkte" nicht aus, "gehen wir weiter."

Der Obstmarkt gehört zu Bozen, gehört den Bozner, gehört den Einheimischen. Das ist das Credo von Vizebürgermeister Klaus Ladinser. Das will er verteidigen, hier setzt er an. Dass aus dem über 500 Jahre alten Markt, "kein Bazar" werden soll, das ist Ladinser wichtig, und so hat er ein neues Reglement entworfen, das dem Bozner Stadtrat vorgelegt wurde. "Identifikationspunkt für die Stadt" soll der Obstmarkt bleiben, so Ladinser. Ein Dorn im Auge sind ihm die drei Standln an denen Trockenobst verkauft wird.

Rudi Benedikter, Grüner Gemeinderat, stimmt Ladinser teilweise zu. Einen Brief schreibt Benedikter an den Vizebürgermeister von Bozen:

"Lieber Klaus, (...) Es ist allgemeiner politischer Konsens, dass der Obstmarkt nicht nur ein wichtiger „Marktplatz“ ist, sondern auch ein ensemblegeschütztes städtebauliches Kleinod ist, dessen Funktion als Obst-und Gemüsemarkt eine bedeutende kulturelle und wirtschaftliche Attraktion unserer Stadt darstellt. Da somit der Obstmarkt einen klaren Mehrwert für Bozen darstellt, bestimmen die „Stadtväter“ dafür im öffentlichen Interesse der Stadt Bozen mit Fug und Recht einige spezielle Zuweisungsregeln."

Benedikter präzisiert: "Ich will niemanden ausschließen, sondern eben im positiven Sinne fördern." Detaillierte Warentabellen, so wie sie Ladinser im Reglement möchte, reichen nicht aus, meint Benedikter. "Auf der einen Seite heißt es 'Oje, die Standln sterben uns weg', auf der anderen Seite vergessen wir wirtschaftliche Anreize zu setzen." Benedikter möchte mehr Südtiroler Bioprodukte am Bozner Obstmarkt sehen, "da kann doch die Standplatz- und Müllgebühr komplett fallen", schlägt er vor.

Rote Hahn Produkte nach vorne, fordert Ladinser. Laut seinem Vorschlag sollen zwei Stände am Obstmarkt für die Anbieter solcher Waren reserviert werden - mit mindestens 70 Prozent zertifizierter Ware. Zwei weitere Stände sollen für ausschließlich einheimische, landwirtschaftliche Produkte reserviert werden. Auch hier geht Benedikter weiter: "Die Anzahl der Verkaufsstände, die (gemäß Reglement) Produkte mit den Markenzeichen „Südtirol“ und „Roter Hahn“ sowie „Bauernmarkt-gängige“ Produkte aus Südtirol anbieten, sollen von 4 auf 8 verdoppelt werden, und eben diese Anbieter sollten durch Befreiung von der Standplatzgebühr und der Müllgebühr besonders gefördert werden."

Benedikter will "Nägel mit Köpfen machen", er sagt "die Trockenobstanbieter stören mich nicht" und er weiß auch: "Wenn man nicht gegensteuert kommt die Verdrängung der einheimischen Produkte ganz von allein." Eigentlich sind sich Benedikter und Ladinser recht einig - die Identifikation fängt bei heimischen Produkten an, die Frage bleibt bestehen: Wer ist, wer fühlt, wer darf  sich in Südtirol heimisch - einheimisch - fühlen?