Politik | Stichwahl

Die große Unbekannte

Die Wahlbeteiligung droht auf ein historisches Tief zu sinken. Wie war das damals? Eine kurze Analyse der Stichwahlen der vergangenen 15 Jahre. In Bozen, Meran, Leifers.

Sie ist die große Unbekannte bei den Stichwahlen in Bozen, Meran und Leifers: die Wahlbeteiligung. Ob Pfingsturlaub, erste Wanderausflüge oder schlicht politisches Desinteresse und Frust – all das sind Faktoren, die Einfluss auf den (erneuten) Gang zu den Urnen am Sonntag haben könnten. Doch wie war das bisher? Ein kurzer Blick zurück, auf die Bürgermeister-Stichwahlen der vergangenen fünfzehn Jahre. Wie hoch war die Wahlbeteiligung? Wer waren die Kandidaten? Und wer hat wie viele Stimmen bekommen?


Bozen

In Bozen gab es sowohl vor fünfzehn als auch vor zehn Jahren Stichwahlen. Im Jahr 2000 lag die Wahlbeteiligung bei 59,8 Prozent. Deutlich geringer als im ersten Wahlgang. Bei diesem waren noch 76,2 Prozent der Wähler zu den Urnen geschritten. Den Kampf um den Bürgermeistersessel gewann damals Giovanni Salghetti Drioli. Mit 58,9 Prozent und 27.820 Stimmen hatte er einen klaren Vorsprung auf seinen Gegner, den Mitte-Rechts-Kandidaten Alberto Pasquali. Dieser erhielt 19.447 Stimmen, was 41,1 Prozent entspricht. Fünf Jahre später, 2005, stieg die Beteiligung bei der Stichwahl um gut sechs Punkte auf 66,2 Prozent an. Am ersten Wahlgang hatten sich hingegen weniger Personen als noch 2000 beteiligt, insgesamt 73,7 Prozent. Mit sieben Stimmen Vorsprung gewann Giovanni Benussi 2005 die Stichwahl gegen Giovanni Salghetti Drioli. Doch Benussis Amtszeit hielt nur kurz, bereits im November mussten die Bozner erneut in die Wahlkabine. Zu einer Stichwahl sollte es nicht kommen. Luigi Spagnolli gewann mit 72,86 Prozent und über 50 Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Benussi. 75,3 Prozent machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch, zwei Prozentpunkte mehr als noch im Mai.
 

Meran

In der Passerstadt kam es sowohl 2000 als auch 2005 und 2010 zu Stichwahlen. 2000 beteiligten sich 58,3 Prozent der Wahlberechtigten daran. Im Unterschied dazu hatten sich am ersten Wahlgang 74,2 Prozent beteiligt. Franz Alber gewann die Wahl mit 61 Prozent der Stimmen. Insgesamt 9.766 Wähler gaben ihm ihr Vertrauen. Sein Herausforderer, dem Mitte-Rechts-Kandidaten Eugenio Aprile kam auf 6.233 Stimmen. 2005 sank die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl zwischen Günther Januth und Maruo Minniti um gut sechs Punkte im Vergleich zu 2000 auf 52,6 Prozent. Auch im ersten Wahlgang waren mehr Wähler den Urnen fern geblieben als noch fünf Jahre zuvor: 68,9 Prozent beteiligten sich an den Meraner Gemeinderatswahlen – über fünf Prozentpunkte Rückgang. Januth gewann die Wahl mit 8.342 Stimmen und 58,4 Prozent. Minniti wählten 5.933 Meraner. 2010 musste Günther Januth erneut in die Stichwahl. Dieses Mal gegen die Grüne Cristina Kury. Die Wahlbeteiligung sank deutlich. Bei der Stichwahl gingen 42,7 Prozent wählen, ein sattes Minus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zu 2005. Daher reichten Januth 6.977 Stimmen, knapp 1.500 Stimmen weniger als 2005, um wieder Bürgermeister zu werden. Kury erhielt 4.868 Stimmen.


Leifers

In Leifers gab es 2005 und 2010 Stichwahlen. 2005 beteiligten sich 53,1 Prozent der Wahlberechtigten daran. Im Vergleich dazu: Am ersten Wahlgang nahmen noch 78,9 Prozent der Wähler teil. Das Duell um das Bürgermeisteramt gewann Giovanni Polonoli deutlich. Er erhielt 4.499 Stimmen und 74,3 Prozent. Sein Gegner, der SVPler Georg Forti kam auf 1.556 Stimmen. 2010 stieg überraschenderweise die Wahlbeteiligung bei den Stichwahlen. 55,4 Prozent der Wähler schritten zur Urne, ein Plus von über zwei Prozentpunkten. Insgesamt sank die Beteiligung jedoch. 72,9 Prozent, genau sechs Punkte weniger als noch 2005, gaben ihre Stimme im ersten Wahlgang ab. Das Duell hieß damals wie auch fünf Jahre später: Liliana Di Fede gegen Christian Bianchi. Di Fede konnte 4.202 Stimmen auf sich vereinen, 61,4 Prozent. Christian Bianchi erhielt 2.640 Stimmen.

2015 ist die Wahlbeteiligung bei den Gemeinderatswahlen bekanntlich in allen drei Städten, in denen am 24. Mai Stichwahlen anstehen, gesunken. Von 65,8 auf 57,8 Prozent in Bozen; von 63,8 auf 56,4 Prozent in Meran; und von 72,9 auf 64,8 Prozent in Leifers. Es ist davon auszugehen, dass auch die Beteiligung an den Stichwahlen rückläufig sein und auf ein historisches Tief sinken wird. Ob letzte Appelle der Parteien helfen werden, die Wähler zum Urnengang zu animieren, ist fraglich. Sicher ist hingegen der Wahlmodus:

Gewählt wird der neue Bürgermeister in Bozen, Meran und Leifers am Sonntag, 24. Mai. Die Wahllokale sind von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Die Stimmenzählung erfolgt am Sonntag nach Abschluss der Abstimmung. Die Ergebnisse in Echtzeit gibt es auch dieses Mal auf der Seite der Region.