Gesellschaft | Polemik

Ein Bozner Regenbogen

Seit Tagen wird heftig über ein Bozner Regenbogenfestival diskutiert. Die Zeit sei zwar reif, zu knapp aber, um ein solches Projekt umzusetzen.

Man möchte meinen, dass sich die Landeshauptstadt nun langsam an Großevents gewöhnen müsse. Alpinitreffen im vergangenen Jahr, Gay Pride im nächsten. So sieht zumindest der Plan von “propositiv”, der Südtiroler Aidshilfe, aus. Dieser Plan stößt aber ausgerechnet bei “Centaurus”, der einzig offiziellen Vereinigung gleichgeschlechtlich liebender Frauen und Männer in Südtirol, auf herbe Kritik. Der Vorschlag sei auch von “Centaurus” gekommen, die Aidshilfe habe dann aber “vorgeprescht”, so "Centaurus”-Vorstandsmitglied Michael Peintner. Bei zwei informellen Treffen am Anfang sei man zwar noch vertreten gewesen, “Centaurus” sei danach aber nicht mehr eingebunden worden. Weil aber nicht nur die schwul-lesbische Initiative, sondern auch Land und Gemeinde im Unklaren gelassen wurden, könnte die Umsetzung des Projekts nun misslingen. Denn bis 2014 sei zu wenig Zeit, sind sich Stadtverwaltung und Centaurus einig. Vor allem hinsichtlich Finanzierung gebe es noch Fragezeichen, und es müssten viele Ehrenamtliche gefunden werden, kritisiert Peintner. “Wenn Gay Pride, dann gut”, fügt Peintner hinzu.

Zeichen gegen Diskriminierung

Die Idee eines Regenbogenfestivals in Südtirol begrüßen aber nicht nur Homosexuellenvertretungen. Auch Gemeinderat Guido Margheri spricht sich positiv für das Event aus. Dieses würde Bozen sehr bereichern, meint er, die Stadt könne auch ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Dies sei in der heutigen Gesellschaft umso wichtiger, da vor allem Homosexuelle Opfer von Ausgrenzung und Gewalt seien. Michael Peintner ist der Meinung, dass auch der touristische Aspekt für die Stadt Bozen von tragender Rolle sei. Denn natürlich würden nicht nur Südtiroler Homosexuelle an der Veranstaltung teilnehmen. Wie das Festival bei den Einwohnern ankommen wird, kann sich Peintner schon ausmalen: "Die Meinung der Bevölkerung wird gespalten sein.” Obwohl er sicher ist, dass es mehr Befürworter gibt, würden die Gegner der Gay Pride aber vermutlich wieder “lauter schreien”.

“Gay Pride ist mehr”

Dabei würde man eine Gay Pride Parade immer gleich als schrillen, bunten Umzug abstempeln. “Gay Pride ist mehr!”, betont Peintner. Feiern gehöre zwar dazu, aber Lesungen, Vorträge und andere Kulturveranstaltungen würden ein solches Event erst ausmachen. Der Sinn der ganzen Sache sei es, “ die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren”. Von einem Gelingen ist man überzeugt, wenn nicht im nächsten Jahr, dann eben später.

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Sepp.Bacher Di., 23.07.2013 - 17:07

“Wenn Gay Pride, dann gut”, bin ich auch der Meinung. Ich würde vorschlagen, nächstes Jahr mit einer kleineren Veranstaltung, erste Erfahrungen zu sammeln und dann sich erst an etwas Größerem heranwagen. In diesem Zusammenhang wurden astronomische Teilnehmerzahlen genannt - ich weiß nicht, wer und wie er/sie zu solchen Teilnehmerzahlen kommt? 20 oder 25 Tausend Teilnehmer/innen wären auch schon ein Erfolg. Außerdem könnte man auch zusehen, dass die Parade nicht so schrill und provokativ daher kommt, wie in den üblichen Fotos dargestellt. Die Parade sollte ein Spiegelbild der alpenländischen Realität darstellen und da gibt es nicht viel Schrilles, Buntes und Provokatives.

Di., 23.07.2013 - 17:07 Permalink