Chronik | Attentat

"Hochgefährlich Reisender" in Ottawa getötet

Der beim Angriff auf das Parlament in Ottawa erschossene mutmaßliche Attentäter Michael Zihaf-Bibeau war den Behörden als hochgefährlich bekannt.

Panik in Ottawa, der kanadischen Hauptstadt. Um 9.52 Uhr Ortszeit, das ist 15.52 mitteleuropäischer Sommerzeit, eröffnete ein unbekannter vermummter Mann mit einem Jagdgewehr das Feuer auf zwei Soldaten am Kriegerdenkmal, dem National War Memorial, in der Nähe des Parlaments. Dabei wurde einer der Soldaten, der 24-jährige Italo-Kanadier Nathan Cirillo getroffen und tödlich verletzt, der zweite Wachmann konnte sich in Sicherheit bringen. Der Attentäter lief weiter in Richtung Parlament, am Parliament Hill, wo es zu einer weiteren Schießerei kam. 

Das Parlament wurde wegen Amokalarm abgeriegelt, laut mehreren Augenzeugen sollen jedoch auch innerhalb des Gebäudes zwischen 20 und 50 Schüsse zu hören gewesen sein. Der Premierminister Stephen Harper wurde in Sicherheit gebracht. Der Attentäter wurde vom Sicherheitschef des Parlaments erschossen. 

Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Mann um den 32-jährigen Michael Zihaf-Bibeau, einen Kanadier, der zum Islam konvertiert war. Vor seiner Konvertierung hieß er Michael Joseph Hall, wie RAI News berichtet. Die Behörden hätten den 32-Jährigen als "hochgefährlichen Reisenden" eingestuft, schreibt die kanadische Zeitung The Globe and Mail. Demnach wurde ihm erst kürzlich der Pass entzogen. Wegen Raubes und Waffenbesitzes soll er 2003 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden sein. 

Welche Hintergründe zu der Tat führten, ob es einen oder mehrere Attentäter gegeben hat, wird derzeit noch ermittelt. Heute, am Mittwoch, wird der kanadische Ministerpräsident Harper Stellung beziehen. Einen geplanten Termin mit der frisch gekürten pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai sagte Harper kurzfristig ab. Yousafzai hätte bei dem Termin die Ehrenstaatsbürgerschaft Kanadas erhalten sollen.

Ob der Vorfall mit einer weiteren Schießerei zusammenhängt, die einen Tag zuvor im Osten Kanadas, nahe Montréal passiert, ist ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen. Dabei hatte ein Mann zwei Soldaten mit seinem Auto angefahren, diese wurden verletzt. Der Mann wurde von der Polizei verfolgt und erschossen. Einer der Soldaten verstarb im Krankenhaus. 

In Kanada geht man derzeit von einer erhöhten Anschlagsgefahr aus. Das Land will sich an den von den USA angeführten Luftangriffen auf Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien beteiligen.