Politik | Fussball-Pech

Oh, Cesare !

Cesare Prandelli, der italienische Trainer von Galatasaray-Istanbul, steht vor dem Aus. Das Champions-League-Spiel gestern mit Borussia Dortmund war ein Desaster.

Vorweg sei präzisiert : mit Fussball kenne ich mich nicht aus, auch ist mein Mann absolut kein Fussballfan. Trotzdem hat es Spass gemacht, das Champions-League-Spiel Galatasary-Borussia Dortmund in der Istanbuler TT Arena mitzuerleben. Diszplinierte, faire türkische Fussballfans, tolle Arena, ideales , mildes Wetter : alles passte, bis auf die Istanbuler Mannschaft und deren Trainer Cesare Prandelli . Mit dem 4:0 Ergebnis fuer Borussia Dortmund wurde einmal mehr klar, dass die türkische Mannschaft und der italienische Trainer entweder  nicht miteinander können oder nicht miteinander wollen.  

Mit hilflosen Gesten und Kopfschütteln versuchte Prandelli, seine Mannschaft zu korrigieren. Doch seine Fussballspieler folgten ihm nicht und spielten wild durcheinander. Jeder für sich, alle gegen Cesare Prandelli. Mein Eindruck war: Prandelli ist ein zu feiner, zu wenig autoritärer Mann,  als dass er von den Rabauken von Galatasaray ernst genommen werden könnte . Und so setzte sich die Talfahrt der Mannschaft gestern fort. Die einheimischen Fussballfans, die neben uns sassen, schlugen sich nur noch die Haende vors Gesicht. Beim phantastischen Weitschusstor von Marco Reus ( es war das dritte Tor von Borussia Dortmund ) standen die türkischen Fans auf und - applaudierten : ein Hoch auf den gegnerischen Torschützen.

Seit Wochen kritisieren die türkischen Medien den italienischen Trainer, der nach der " brutta figura " der italienischen Nationalelf in Brasilien zurückgetreten und sofort von Galatasaray engagiert worden war.  Diese Kritik hat jetzt einen neuen Höhepunkt erreicht . Und weil Fussball auch in der Türkei eine hochpolitische Angelegenheit ist , droht dem eleganten und sympathischen Cesare Prandelli ( ich durfte ihn persönlich kennenlernen ) wohl bald das Aus.

Welche Rolle der Fussball in der Politik spielen kann, hat der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi gezeigt. Sein langjähriger  Freund , Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan,  wollte sogar selbst Fussballer werden, wie aus der offiziellen Biographie hervorgeht. Die Fussballmannschaft Fenerbahce habe ihn engagieren wollen, als sie auf das Talent des jungen Erdogan aufmerksam wurde. Er hat sich für die Politik entschieden.  Doch bis heute ist Erdogan ein feuriger Anhänger von Fenerbahce geblieben.