Politik | Gemeindewahlen

Auch ohne Eva

Mit der Vorstellung ihrer Plakatkampagne hat die Südtiroler Freiheit eine frenetische Woche abgeschlossen. Über einen bombigen Gemeindewahlkampfauftakt - ganz ohne Eva.

Wer gedacht hat, ohne Grande Dame Eva Klotz sei bei der Südtiroler Freiheit der Ofen aus, musste spätestens in der abgelaufenen Woche seinen Irrtum eingestehen. Engagiert, frenetisch, überzogen: Wie auch immer man den Auftritt von Sven Knoll und seiner MitstreiterInnen in den vergangenen Tagen  beurteilen mag. Offensichtlich ist, dass sich hier jemand gerade recht aggressiv für den Gemeindewahlkampf warm läuft.  34 Gemeinderats-Mandate in 24 Gemeinden konnte die junge Bewegung bei ihrer ersten Gemeinderatswahl 2010 erzielen. Mehr als 20.000 WählerInnen bescherten ihr bei der Landtagswahl im Oktober 2013  ein drittes Landtagsmandat.

Und nun, inmitten der nicht enden-wollenden Krise Italiens, in der auch Südtirol immer deutlichere Schrammen abbekommt, und mit geschwächten Mitstreitern an der Seite, scheint es die Südtiroler Freiheit bei der Gemeinderatswahl 2015 wissen zu wollen. „Misch dich ein“ lautet das Motto, unter dem die Bewegung möglichst viele BürgerInnen dazu bringen will, für den Gemeinderat zu kandidieren.  Seit Wochen würden bereits interne Erhebungen laufen, in welchen Gemeinden eine Kandidatur möglich ist; besonders vielversprechend schaue es derzeit im Vinschgau aus. In Meran, wo man derzeit mit Reinhild Campidell im Gemeinderat vertreten ist, wurde am Mittwoch eine neue Ortsgruppe gegründet. Als  Anlaufstelle für die umliegenden Täler und Ortschaften, und mit dem klaren Ziel, neuerlich „mit einer ausgeglichenen und vielseitigen Kandidatenliste bei den Gemeinderatswahlen anzutreten“, wie der neue Ortsprecher Christoph Mitterhofer verkündete. Besonders krachen ließen es die Selbstbestimmungskämpfer am Freitag Abend in ihrer Hochburg Ahrntal, wo sie seit 2010 mit sechs Gemeinderäten politisch mitmischen. Ehrengast der dortigen großen Auftaktveranstaltung war der österreichische Nationalratsabgeordnete und Südtirol-Sprecher Werner Neubauer, der bekanntlich mit seiner Anfrage zum Finanzabkommen mit Rom für einen sportlichen Schlagabtausch der Südtiroler Freiheit mit der Volkspartei gesorgt hatte.

Wadlbeißen bei der SVP

Damit klang die Woche mit den selben Tönen aus, mit denen sie am Montag eröffnet wurde: dem Angriff auf die Mehrheitspartei und ihre Autonomiepolitik. „Haben Sie tatsächlich in der Cusanus Akademie die Aussage getätigt, den Südtirolern keine Illusionen machen zu wollen, da es die Vollautonomie nicht geben wird", fragte da Heimatbund-Obmann Roland Lang in einen offenen Brief an den Landeshauptmann. Eine Antwort von Parteiobmann Philipp Achammer goutierte der Vertreter der Südtiroler Freiheit wenig – und veröffentlichte als Reaktion gleich ein Video mit der entsprechenden Aussage des Landeshauptmanns: „La Vollautonomie da un lato non la avremo mai, ….“.

Ein Geplänkel, das jedoch nur der Auftakt für den zwei Tage später folgenden Angriff von Sven Knoll war:  Seine – mit Neubauers Hilfe beschaffte – „politische Bombe“, wurde zwar von Seiten der Volkspartei schnell entschärft. Die Polemik, ob das Finanzabkommen nun völkerrechtlich relevant sei, beschäftigte die Medien allerdings noch bis zum Wochenende. Davor lieferten Knoll & Co am Freitag mit der Vorstellung einer neuen Kampagne bereits weiteren Zündstoff. „Italien macht den Unterschied!“ heißt es nun statt „Südtirol ist nicht Italien“. So wenig greifbar der Slogan auf den ersten Blick wirkt, so gespürt die drei Themen, die in den Mittepunkt der Kampagne gestellt werden: die Geburtenabteilungen, die Kaufkraft und Jugendarbeitslosigkeit. Überall wird in Wort und Bild ein Vergleich mit Tirol gezogen. Schaut, wie viel besser es uns in Österreich gehen würde, wird auf Plakaten im ganzen Land und Radiospots signalisiert. Denn: Hier reicht das Geld hinten und vorne nicht mehr, Wirtschaftsbetriebe wandern aus, und Jungakademiker kehren oft nicht mehr nach Süd-Tirol zurück, skizziert die Bewegung die aktuelle Lage im Land. „Die Politik kann und darf die Augen vor dieser Realität nicht verschließen, sondern muss endlich den Mut aufbringen, ganz offen das auszusprechen, was längst jeder weiß: Ohne Italien würde es uns besser gehen!“

Und die neue Woche startet - in Wien 

Wer glaubt, mit dem Ende dieser Woche ist die Munition erst einmal verschossen, der täuscht sich. Am morgigen Montag meldet sich erneut Roland Lang zu Wort. Er wird mit dem Heimatbund im Wiener Presseclub Concordia eine beim Linzer Marktforschungsinstitut Spectra in Auftrag gegebene Umfrage präsentieren. Das Thema? Südtirols Selbstbestimmung – aus Sicht der Österreicher. 

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Mensch Ärgerdi… So., 25.01.2015 - 14:32

Mich würde mal interessieren wo der Unterschied zwischen den Heimatbund und die SF liegt. Sie treten für die gleichen Themen immer wieder zusammen auf, da könnte doch ein Lang frisch zur Partei wechseln und amen, oder?
Sonst kann ich ja irgendwo der Linie der SF in der Landespolitik auch was abgewinnen, aber auf Gemeinde-ebene finde ich das, mir Verlaub, bescheuert. Hab ich dann in meinen Gemeinderat jemand der bei jeder Umwidmung, Verordnung, oder Beschluss einen der "los von Rom" schreit? Nein, danke.

So., 25.01.2015 - 14:32 Permalink
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gorgias So., 25.01.2015 - 15:09

Zumindest zeigt die Südtiroler Freiheit mit desen Plakaten Humor und macht selbst die eigene Satire. Wenn mir jemand diese Plakate ohne Kontext gezeigt hätte, hätte ich ihn gefragt ob hier jemand verarscht werden soll.

So., 25.01.2015 - 15:09 Permalink