Politik | Brexit

“Wir müssen jetzt egoistisch sein”

EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann kommentiert das Brexit-Referendum: “Lassen wir das Spiel der Populisten aufgehen, riskieren wir, die ganze EU in Gefahr zu bringen.”

Herr Dorfmann, das Ergebnis des Brexit-Referendums steht fest: 51,9 Prozent haben sich für den Austritt Großbritanniens aus der EU ausgesprochen. Für Sie unerwartet?
Herbert Dorfmann: Ja, das habe ich mir wirklich nicht erwartet. Ich glaube, wenige haben damit gerechnet. Ich halte mich gerade in Berlin auf und war gestern bei einer Veranstaltung des Deutschen Bundestages. Dort habe ich Abgeordnete getroffen und der Brexit war eines der großen Themen. Niemand hat sich das wirklich erwartet. Vor allem wie sich die Dinge in den letzten Tagen entwickelt haben, sind wir zwar schon davon ausgegangen, dass es relativ eng, aber am Ende doch anders ausgehen würde.

Ihre erste Reaktion?
Mein Gott, es war eine demokratische Entscheidung, die aber selbstverständlich viele Fragen offen lässt. Übrig bleibt ein zerrissenes Land. Man darf ja nicht vergessen, dass Großbritannien aus vier Nationen besteht. Darunter zwei, die eh schon immer wenig Freude mit London haben.

Schotten und Nordiren werden militantere Töne anschlagen.

Die internen Spannungen sind auch bei diesem Referendum überdeutlich zutage getreten.
Schottland und Nordirland haben deutlich für die Europäische Union gestimmt. Ebenso wie die Stadt London. England und Wales haben dagegen gestimmt. Am meisten leid tut mir das Ergebnis für die jungen Menschen, die mit großer Mehrheit für einen Verbleib in der EU gestimmt haben. Den Ausschlag haben leider Leute mittleren und höheren Alters in England und Wales gegeben. Aber mein Gott, das ist eine Wahl und sie ist zur Kenntnis zu nehmen.

Ist das Abstimmungsergebnis ein Sieg der Populisten?
Auf jeden Fall. Wenn man die Sache rein rational durchüberlegt, dann fällt mir kein Grund ein, warum ein Land wie Großbritannien nicht Teil der Europäischen Union sein sollte. Die Meinung, dass man danach als Staat besser dastehen würde, ist kein rationaler Grund, nur einer von vielerlei populistischen Gefühls-Gründe sozusagen. Mit diesen wurde in Großbritannien gespielt.

Vor allem im rechten Lager wurde ja kräftig Stimmung gegen die EU und für einen Brexit gemacht.
Der große Macher Nigel Farage (Chef der rechtspopulistischen UKIP, Anm.d.Red.) sitzt seit ich im EU-Parlament auch dort. Ich kenne ihn, er ist ein Populist wie er im Bilderbuch steht. Er ist nur einer der Vertreter des neuen Nationalismus’, den es in Europa gibt. Und leider muss ich sagen, dass auch Südtirol davon nicht verschont bleibt. Ich warne seit Monaten vor dieser Entwicklung. Ein Land wie Südtirol kann mit dieser nationalistischen Stimmung in Europa wenig anfangen und wird darunter sogar vielleicht leiden.

Der wenig erbaulich Umgang mit der Flüchtlingsfrage hat am Ende viele Stimmen gekostet.

Wird das Ergebnis des Referendums in Großbritannien nationalistischen Strömungen in anderen europäischen Ländern weiteren Aufschwung geben?
Man darf sicher nicht vergessen, dass es in vielen anderen Staaten, um nicht zu sagen in allen Staaten der Europäischen Union inzwischen Kräfte gibt, die sich mit den britischen Populisten von UKIP sehr gerne verbünden würden. Ob das jetzt der französische Front National ist oder in Italien der Movimento 5 Stelle oder die Lega Nord, die FPÖ in Österreich oder Geert Wilders in den Niederlanden. Sie alle haben logischerweise nur darauf gewartet, dass es einmal ein solches Ergebnis irgendwo gibt.

Besteht nun die Gefahr, dass andere Mitgliedsstaaten einen EU-dem Beispiel Großbritanniens folgen und einen Austritt anstreben werden?
Populisten haben in ganz Europa bereits heute (Freitag, Anm.d.Red.) Morgen begonnen, lautstark ein Referendum für ihr Land zu fordern. Ich denke, das hängt jetzt von den verbliebenen 27 Mitgliedsstaaten ab. Die britischen Populisten haben propagiert, dass Großbritannien Teil des gemeinsamen Binnenmarktes bleiben wird ohne alle weiteren Pflichten der Europäischen Union einhalten zu müssen. Wenn wir den Briten dieses Spiel nun zugestehen und erlauben, dass sie sich die Rosinen aus dem Kuchen herauspicken, dann sind wir selbst blöd. Denn dann geht die Rechnung der Populisten auf.

Wie kann das verhindert werden?
So leid es mir für die Briten tut, wir müssen jetzt egoistisch sein.

Was heißt das konkret? Wie muss die EU reagieren?
Wir müssen schauen, dass die Finanzmärkte London so schnell und umfassend als möglich verlassen; dass es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen vor allem von London in die restliche Europäische Union kommt. Das heißt, wir müssen zu verstehen geben, dass dieses populistische Spiel nicht aufgeht. Ansonsten riskieren wir effektiv, dass die EU in ihrer Gesamtheit in Gefahr gerät.

Wie geht es nun auf politischer Ebene weiter?
Das erste große Problem werden die Briten einmal selbst haben. Die Abstimmung im Parlament über den Austritt wird nicht einfach werden. Wenn sie aber gemacht ist, dann muss es laut EU-Vertrag zu einem Austritts-Ansuchen kommen und binnen zwei Jahren sollte an und für sich dann der Austritts-Vertrag folgen. Aber das ist logischerweise alles Theorie.

Wenn wir das populistisches Spiel aufgehen lassen, riskieren wir, dass die EU in ihrer Gesamtheit in Gefahr gerät.

Wie sieht die Realität aus?
Zum Beispiel soll Großbritannien 2017 die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Wir können doch nicht zulassen, dass ein Land, ein Austritts-Ansuchen gestellt hat, die Präsidentschaft der Europäischen Union übernimmt. Oder wir haben zum Beispiel einen britischen Kommissar in der EU-Kommission, der für Finanzmärkte zuständig ist. Wir können doch nicht zulassen, dass genau jener Bereich, in dem wir jetzt besonders schauen müssen, dass unsere Interessen gewahrt werden, in den Händen eines britischen Kommissars ist. De facto werden wir also sehr schnell reagieren müssen und schauen, dass wir unsere eigenen Interessen wahren.

Wird die EU auch darüber hinaus reagieren müssen? Ihr wird vielfach Reform-Unwilligkeit vorgeworfen. Viele Menschen nicht nur in Großbritannien haben das Gefühl, nicht Teil der Union zu sein, nicht mitentscheiden zu können und von Brüssel aus regiert zu werden. Damit haben auch die Brexit-Befürworter argumentiert. Wird sich die EU an die Menschen annähern müssen?
Ich glaube schon. So werden wir insgesamt in den Bereichen, in denen wir zuständig sind, klarer und effizienter werden müssen. Und die anderen Punkte, wo es die EU nicht unbedingt braucht, es gescheiter ist, dass sich die Regionen darum kümmern. Es wäre daher jetzt etwas zu einfach vonseiten des EU-Parlaments zu sagen, dass das Ergebnis nur auf den britischen Populismus zurückzuführen ist. Dass es so weit gekommen ist, hat natürlich seine Ursachen, an denen die Briten zum Teil auch selbst Schuld sind.

Inwiefern?
Ein Problem, das die EU seit jeher gehabt hat und immer wieder haben wird, weil sie einfach eine Staatengemeinschaft ist, ist die ewige Suche nach einem Kompromiss. Die dauert oft lange. Wenn man speziell die letzten Monate anschaut, war der Umgang mit der Flüchtlingspolitik beziehungsweise der Flüchtlingsfrage alles andere als erbaulich. Ich denke, das hat am Ende viele Stimmen gekostet.

Für mich gibt es keinen rationalen Grund, warum ein Land wie Großbritannien nicht Teil der Europäischen Union sein sollte.

Die Uneinigkeit innerhalb der EU hat den Brexit-Befürwortern also in die Hände gespielt?
Dass wir als EU hier nicht imstande waren, gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten eine effiziente Vorgangsweise zu finden, war sicher ein ganz wichtiger Punkt in der ganzen Debatte. Wobei man sagen muss, dass Großbritannien dort ganz deutlich mitverantwortlich ist, als eines der Länder, die sich ganz massiv gegen die Umverteilung von Flüchtlingen gewehrt haben.

Im Hinblick auf die Flüchtlingsthematik könnte man jetzt sagen: ein unwilliges EU-Land weniger...
Wenn man etwas Positives sehen will, muss man sagen, dass bei einem ‘Remain’, also einem Verbleib in der EU gekommen wäre, die EU den Briten einige Zugeständnisse machen müssen. Die waren mit David Cameron schon ausgehandelt und werden jetzt logischerweise nicht mehr gemacht. Es war immer vereinbart, dass die ausgehandelten Punkte nur umgesetzt werden, wenn die Briten den Austritts-Vertrag nicht machen.

Was wird in Großbritannien nun passieren?
Es war ein nicht bindendes Referendum für das britische Parlament, das jetzt abstimmen muss. Wenn ich mir das Wahlergebnis anschaue, erwarte ich mir, dass es in den kommenden Tagen und Wochen zu großen Verwerfungen innerhalb des Vereinigten Königreichs kommen wird. Das hat ja schon angefangen. Betracht man das Ergebnis, sieht man, dass genau jene zwei Nationen, mit denen Großbritannien schon seit jeher Probleme hat, Schottland und vor allem Nordirland, sofort gesagt haben, dass sie das Ergebnis nicht akzeptieren werden. Alte Wunden brechen wieder auf, die über lange lange Zeit mühevoll zugekittet worden sind.

Die Populisten in ganz Europa haben auf so ein Ergebnis nur gewartet.

Gehen Sie davon aus, dass Schottland wie bereits 2014 und vielleicht auch Nordirland jetzt ein Referendum in die Wege leiten, um vom Königreich unabhängig zu werden um in der EU zu bleiben? Wäre das überhaupt möglich?
Das hängt vor allem vom Vereinigten Königreich selbst ab. David Cameron hat ja im Hinblick auf Schottland immer gesagt ‘Das Referendum hat es gegeben und es wird kein zweites mehr geben’. Aber man darf nicht vergessen, dass Schottland inzwischen von der Scotish National Party (linksgerichtete Regierungspartei, die sich für die Unabhängigkeit einsetzt, Anm.d.Red.) regiert wird. Beide Großparteien, weder die Tories noch die Labour Party, haben dort eigentlich noch etwas zu sagen.

Wie wird sich das auf die Stimmung in Schottland und im gesamten Königreich auswirken?
Meiner Meinung nach wird es zu einem sehr viel aggressiveren Ton kommen als beim letzten Mal. Weil eine Sache ist sicher: Dieses Mal wissen auch die Engländer, dass wenn die Schotten ein neues Referendum provozieren und es ihnen zugestanden wird, dann kommt es mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu einer Spaltung. 2014 hat David Cameron genauso riskiert, wie er jetzt riskiert hat. Mit dem Brexit-Referendum wollte er der ganzen UKIP-Geschichte ein Ende bereiten. Wäre alles so gegangen, wie er es sich vorgestellt hat, wäre der ganze Spuk vorbei gewesen. In Schottland ist es vor zwei Jahren in seinem Sinne ausgegangen. In diesem Fall nicht. Und jetzt werden die Schotten und auch die Nordiren sicher militantere Töne anschlagen. War für das Vereinigte Königreich und insgesamt für Europa nicht gut ist.


Während dem Interview mit EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann hat der britische Premierminister am Freitag Vormittag seinen Rücktritt angekündigt.

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Mensch Ärgerdi… Fr., 24.06.2016 - 12:12

"Wir müssen schauen, dass die Finanzmärkte London so schnell und umfassend als möglich verlassen; dass es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen vor allem von London in die restliche Europäische Union kommt."
Ja genau! Verschieben wir die ganze Bande an Bankiers, Rating Agenturen und weitere Gauner nach Brüssel oder Frankfurt. Da kommt sicher bei allen Freude auf!
Wenn das europäische Volk auf etwas gerne verzichten sollte, dann genau diese Bagage, aber die geht ja schon lang Hand in Hand mit unseren Politikern in Brüssel.

Fr., 24.06.2016 - 12:12 Permalink
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gorgias Fr., 24.06.2016 - 12:24

Hier wurde leider die Gelegenheit verpasst den TTIP Befürworter Herbert Dorfmann zu fragen was er davon hält, dass eine Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP von der Eurpäischen Kommission mit fadenscheiniger Begründung abgelehnt wurde.
Dass das kein Zeichen für mehr Demokratie und Bürgernähe in der EU sein kann ist wohl klar.

Herbert Dorfmann sollte damit konfrontiert werden, dass er mit der Befürwortung von TTIP den Ausverkauf der europäischen Souveränität vorantreibt. Wir bauchen mehr Souveränität, Demokratie und Transparenz in der EU und weniger gepacktle zwischen den Regierungen die mit billigen Populismus zu Hause und mit einseitiger Förderung der Interessen der Wirtschaft und mit Verhandlungen hinter verschlossenen Türen von denen die Öffentlichkeit nur über Leaks erfährt die Europäische Union ruiniren.

Da fehlt eine sichtbare kritische Haltung Herbert Dorfmanns zum Thema. Ich hoffe sie ist ihn nicht während seiner Reise in die USA als Berichterstatter des EU- Parlaments bei TTIP Verhandlungen in das Klo gefallen und weggespühlt worden.

Fr., 24.06.2016 - 12:24 Permalink
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alfred frei Fr., 24.06.2016 - 12:41

......... da steht einer vor dem Scherbenhaufen des Europaspiegels und fragt sich: “Spieglein Spieglein an der Wand wer ist der Schönste im ganzen Land” oder
nach Karl Valentin: das ist ein Saustall und keine Vogelausstellung - die Vögel singen und zwitschern ja alle durcheinander.

Fr., 24.06.2016 - 12:41 Permalink
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Marcus A. Fr., 24.06.2016 - 14:17

Mir stehen die Haare zu Berge........

Ist es möglich, dass ein Politiker dermaßen die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung verkennen kann?
Kein Wort der nostra culpa? Nein die Populisten sind schuld? Dummes Volk.

"Ich glaube, wenige haben damit gerechnet."
Es war immer ein Kopf an Kopf Rennen und beide Ergebnisse waren gut möglich. Ein Ja zur EU schien leicht wahrscheinlicher, nicht mehr und nicht weniger. Von einem Politiker, der über TTIP usw. abstimmen soll, erwarte ich mir mehr Professionalität.

"Mein Gott, es war eine demokratische Entscheidung, die aber selbstverständlich viele Fragen offen lässt."
Dumm gelaufen möchte man meinen. Mit demokratischen Entscheidungen tun sich Brüsseler Kommissare, Troikas und Lobbyisten halt schwer. Ist halt blöd, dass das in nationalen Demokratien so üblich ist und weniger auf EU-Ebene.

"Den Ausschlag haben leider Leute mittleren und höheren Alters in England und Wales gegeben. Aber mein Gott, das ist eine Wahl und sie ist zur Kenntnis zu nehmen."
Sagt jemand, dessen eigenen Partei den größten Rückhalt in genau diesen Altersgruppen genießt. Ist halt blöd, dass in Demokratien alle wählen dürfen......

"Die Meinung, dass man danach als Staat besser dastehen würde, ist kein rationaler Grund, nur einer von vielerlei populistischen Gefühls-Gründe sozusagen."
Wenn man rational wählen würde, dürfte man der SVP nach den ganzen Skandalen und Versagen nie und nimmer die Stimme geben. Wahlen sind nie oder in den seltensten Fällen rational. Sollte auch ein Politiker wissen.

" Ich kenne ihn, er ist ein Populist wie er im Bilderbuch steht."
Populisten gehen noch unter die Leute und verstehen die Probleme des einfachen Volkes. Bürokraten und Lobbyisten haben mit dem Volk so viel gemein wie die Liebe mit der Prostitution.

"So leid es mir für die Briten tut, wir müssen jetzt egoistisch sein."
Wer ist wir?????? Auf der einen Seite die nationalen Egoismen verteufeln und auf der anderen Seite Egoismus fordern. Die EU ist nicht Europa! Die EU ist ein Teil von Europa!

"Wir müssen schauen, dass die Finanzmärkte London so schnell und umfassend als möglich verlassen; dass es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen vor allem von London in die restliche Europäische Union kommt."
??????? Lese ich hier richtig? Böse Briten, tun nicht was wir wollen? TTIP mit planwirtschaftlichen Prinzipien.

"De facto werden wir also sehr schnell reagieren müssen und schauen, dass wir unsere eigenen Interessen wahren."
Ich frage mich immer, wessen Interessen hier gemeint sind.

" Betracht man das Ergebnis, sieht man, dass genau jene zwei Nationen, mit denen Großbritannien schon seit jeher Probleme hat, Schottland und vor allem Nordirland,"
Das sagt ein Südtiroler Politiker? Wenn man konsequent ist, müsste hier auch Italien mit Südtirol stehen. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl würde nicht schaden, Herr Dorfmann.

Die restlichen Punkte lasse ich stehen, sonst sitze ich morgen noch hier.

Ich muss gestehen, dass ich selten beim einem Interview so oft den Kopf schütteln müsste.
Hier fliegt gerade der europäische Gedanke um die Ohren und man liest so gut wie nichts zu den Ursachen.
Ein Trauerspiel.
Jede Krise ist auch eine Chance, es wäre aber allerhöchste Zeit, dass man die Ursachen dieses EU-Verdrusses angeht und nicht nur die Wirkung verteufelt.

Fr., 24.06.2016 - 14:17 Permalink
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Alessandro Zuech Fr., 24.06.2016 - 15:37

La notizia della ‪‎brexit‬ è già di per sè pesante, certificando nei fatti la fine della seconda belle époque europea.
Sentire poi stamane su Rai1 l'ex presidente Napolitano blaterare di "incauta scelta" l'essersi affidati ad un referendum non fa altro che confermare il cuore del problema, ovvero il fallimento di una intera classe dirigente che ha perso completamente il contatto con la realtà.
Da europeista convinto quale sono e sono sempre stato ritengo che oggi a doversi dimettere non sono coloro che in Uk questo referendum lo hanno voluto, non sono i loro governanti, bensì gli incapaci che ci hanno rifilato gentaglia corrotta come Junker. Devono dimettersi le segreterie dei partiti che a Bruxelles hanno mandato i trombati nazionali come contentino o pensione anticipata, gente spesso ignorante su tutto che ha votato leggi e regolamenti senza essere in grado di comprenderne il 10% dei commi.
Devono dimettersi i capi di governo che hanno deciso di utilizzare l'EU come discarica abusiva dei loro fallimenti locali.
In mezzo a tutto questo, consiglierei di controllare se si hanno le munizioni prima di minacciare di usare l'artiglieria contro chicchessia.

Fr., 24.06.2016 - 15:37 Permalink
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günther bluthund Fr., 24.06.2016 - 16:20

Wenn nicht endlich auf die Nöte und Sorgen der Menschen eingegangen wird,
(siehe TTIP /Ceta) einseitige Förderungen von Lobbys reduziert werden, ist mE
eine positive Zukunft der EU mehr als fraglich und wenn den Populisten nicht mit Taten den Wind aus den Segeln genommen wird ,wird auch Herr Dorfmann (leider?) wieder auf Grund von Arbeitslosigkeit wieder zurück in die Landespolitik (sofern gewählt) gehen müssen. Sic !

Fr., 24.06.2016 - 16:20 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 24.06.2016 - 17:29

Für die EU ist der Austritt Großbritanniens ein Glücksfall, weil diese ewigen Bremser mit ihren unzähligen Sonderwünschen endlich draußen sind. Dass der Dorfmann das nicht versteht oder nicht verstehen will, wundert mich nicht allzu sehr. Jetzt geht es darum, die EU von einer Vereinigung von Nationalstaaten zu einem Bündnis der Regionen und Völker umzugestalten. Auch das ist dem Dorfmann fremd. Schotten, Katalanen und auch viele Süd-Tiroler wären froh, der EU ohne nationalstaatliche Zwänge angehören zu dürfen. Für die Lobbysten in Brüssel ist es ein Greuel, da könnten sie ja keine großen Geschäfte mehr machen.

Fr., 24.06.2016 - 17:29 Permalink
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carlo sperzna Sa., 25.06.2016 - 03:40

Es schmerzt das England geht. Das Land welches mit Churchil die Horden der Barbaren aufgehalten hat und denen wir unsere Freiheit und Demokratie verdanken, das Land der Weltsprache, das Land der Beatels und Rollingstones, fish and chips, Picadilly. Das waren irgendwie auch wir. Das war europaeische Gemeinschaft. Was wird aus diesem Europa sein ohne ohne ihre unglaubliche Kulturleistung? Hoffen wir nicht es verfaellt in regionalen Egoismus

Sa., 25.06.2016 - 03:40 Permalink
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Winny Felderer Sa., 25.06.2016 - 07:26

Brexit ist DIE chance für europa. Machen wir uns doch nichts vor. England hat sich immer eine sonderrolle in europa zugedacht. Es hat seit jeher geschickt die verschiedenen parteien gegeneinander ausgespielt. seit jahrhunderten.
Auch jetzt versuchen sie schon wieder sonderregelungen mit europa herauszuschinden um nicht isoliert zu werden. Immer haben sie versucht mit erpresserischen methoden die rosinen herauszupicken. Endlich ist (hoffentlich) schluss damit.
Liebes europa: nutze die chance!

Sa., 25.06.2016 - 07:26 Permalink
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Michael Bockhorni Sa., 25.06.2016 - 08:15

Um ein EU - Austrittstrittsreferendum abzuhalten braucht es sicher 1-2 Jahren politische und organisatorische Vorbereitungszeit. Das Vereinigte Königreich wird zu diesem Zeitpunkt politisch und wirtschaftlich in schwerer Krise stecken, möglicherweise vom Zerfall bedroht sein. Ob das dann ein Vorbild für die anderen "Aussteiger" sein wird?

Sa., 25.06.2016 - 08:15 Permalink
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gorgias Sa., 25.06.2016 - 08:40

Antwort auf von Michael Bockhorni

Das sehe ich genauso. Das VK profitiert in so mannigfaltigerweise von ihrer Mitgliedschaft. Es wird einen katharsischen Effekt haben mit dieser Realität konfrontiert zu werden und zu einer neuen Wertschätzung der europäischen Integration führen.

Sa., 25.06.2016 - 08:40 Permalink
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Profil für Benutzer carlo sperzna
carlo sperzna Sa., 25.06.2016 - 08:53

Antwort auf von Michael Bockhorni

wishful thinking my dear... ist Norwegen beim zusammenkrachen? oder die Schweiz?
Machen wir uns nichts vor. Wir sind aermer geworden. Der Austritt Englands bedueted der Austritt einer Vision der EU.EU: Starke wirtschaftliche Beziehungen, viel Subsidarietaet, so wenig " red tape" wie moeglich

Sa., 25.06.2016 - 08:53 Permalink
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carlo sperzna So., 26.06.2016 - 05:07

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Es war nicht ein billiges politisches Palaver. Gegen die Eu hat das "little england" gestimmt. Nicht die Grossstadt London aber die "countryside" welche vieleicht am besten von Tolkien im "Hobbit" beschrieb wird. Jenes England das lieber nach Disneyworld Orlando faehrt als nach Disneyworld Paris und in Blackpool Urlaub macht.
In analogie zu uns. Menschen die noch stolz die Tracht tragen und bei den Feierlichkeiten in Prozession gehen.

So., 26.06.2016 - 05:07 Permalink
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Profil für Benutzer F. T.
F. T. Sa., 25.06.2016 - 10:53

Das Land das sich pompös Grossbritannien nennt, hat immer noch nicht verstanden dass die Zeiten des Empires vorbei sind. Jahrhunderte haben sie gut damit gelebt die Welt auszurauben. Vor fünfzig Jahren, als ich das erste Mal in England war, kam es mir oft vor wie im 19.Jahrhundert. Viele Male war ich dann dort, aber geändert hat sich nicht viel. Es ist ein verstaubtes, heruntergewirtschaftetes Land, das ausser Gas und Whisky nicht viel produziert, und beides gehört eigentlich den Schotten. Der Rest lebt von den Finanzjongleuren der Londoner City. Alles was einen Namen hatte musste verkauft werden, sogar Rolls Royce an die BMW. Und ein guter Teil wird importiert. Die EU wird gut daran tun, sich nicht länger von den Oxbridge Leuten erpressen zu lassen. Denn die Brexit Leute (Boris Johnson) wollen jetzt schon auf die Bremse treten, nachdem sie gesehn haben welche Katastrophe sie angerichtet haben. Wie sagte doch der alte Plutarch: "Wenn wir noch so eine Schlacht gewinnen, sind wir endgültig ruiniert." Ich glaube dass es auch eine Lehre für alle anderen rechten oder linken Schreier sein wird.

Sa., 25.06.2016 - 10:53 Permalink
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Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Sa., 25.06.2016 - 14:10

Oliver, das ist bisher der vernünftigste Kommentar, den ich gelesen habe. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, sagte meine Mutter immer und an der hapert's allgemein gewaltig.

Sa., 25.06.2016 - 14:10 Permalink
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Profil für Benutzer Marcus A.
Marcus A. Sa., 25.06.2016 - 14:13

Herr Dorfmann bedauert ja sehr, dass besonders die Leute mittleren und höheren Alters für einen Brexit gestimmt haben.

Dieser Logik folgend, möchte man doch glatt fragen, welche Wählerschichten ihn selbst nach Brüssel gewählt haben?

Sa., 25.06.2016 - 14:13 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel Sa., 25.06.2016 - 17:37

"Die EU wirkt wie ein trotziges Kind" - da bin ich anderer Meinung: Großbritannien, nicht die EU, hat sich über 4 Jahrzehnte hinweg wie ein trotziges Kind aufgeführt, das sich die Vorteile rausgepickt und dem die EU zahlreiche Sonderwünsche erfüllt hat. Wenn dir dieses Kind nun die Tür vor der Nase zuschlägt und du ihm das folgenfrei durchgehen lässt, welche Wirkung hat das für deinen Selbstwert, deine Würde, deine Autorität als verbindendes, ausgleichende, Gemeinschaft schaffende Element bei 27 Nationalstaaten - auch im Hinblick auf die pädagogische Wirkung auf seine Geschwister? Oliver, du bist ein Anhänger des freien Marktes und als solcher kennst du die Wirkung von Anreizsystemen nur zu genau.
Die Briten sollen nicht bluten, auch darf es nicht um Bestrafung gehen (ich werde den Eindruck nicht los, dass die Entscheidung ein Unfall war). Aber Entscheidungen und Handlungen haben Konsequenzen, das weiß jedes Kind. Die Briten pokern ja schon wieder, spielen auf Zeit mit dem Antrag auf Austritt; die Tories hielten aus innerparteilichen Überlegungen ein 2. Mal einen ganzen Kontinent in Geiselhaft, meint ein EU-Politiker. Die EU gründet nun mal auf den 4 Säulen. Den Wählern die Beibehaltung der einen (Binnenmarkt mit Sonderstellung des Finanzplatzes London) und die Befreiuung von der anderen (Personenfreizügigkeit) zu verheißen, war nichts als ein weiterer Versuch der Rosinenpickerei. Wenn sie damit durchkämen, dann können wir den Laden schließen.
Natürlich muss sich Europa zu all den Punkten hinterfragen (tut es nun gaaaanz laaangsaam - die SPD scheint einen Anfang zu machen), sich neu ausrichten, wieder für alle Bürger einen Mehrwert darstellen, nicht nur für die Konzerne. Nur mit effektiven Verbesserungen der Lebensumstände ist den rechtspopulistischen Bewegungen a là Farage, die mit ihren Isolationsrezepten a là longe wohl kaum Wohlstand schaffen werden, beizukommen. Dass dabei auch das angelsächsische neoliberale Element auf dem Prüfstand steht, geht mit der Diskussion einher.

Sa., 25.06.2016 - 17:37 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Sa., 25.06.2016 - 18:41

Antwort auf von Martin Daniel

und was soll jetzt dann die Antwort der EU sein? Handelsembargo für den größten (noch) EU-internen Importeur bzw. die sechst größte Wirtschaft auf den Planeten? Da machen wir sicher ein großes Geschäft!
Die "out is out" Linie von Junker und co. ist eben genau die eines trotzigen Kindes, es bleibt ihnen ja sonst nicht viel übrig. Neue Abkommen werden kommen müssen und dann wird jeden Europäer bewusst, dass "Rosinenpickerei" durchaus auch eine Möglichkeit ist. Mal schauen ob sich dann was ändert.

Sa., 25.06.2016 - 18:41 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel So., 26.06.2016 - 11:02

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Natürlich wird jetzt mal auf scharf gemacht, aber ein Embargo gegen UK (wie gegenüber Russland, Kuba, Nordkorea?!) steht wohl für niemanden zur Debatte. Es werden bilaterale Handelsabkommen geschlossen werden, vielleicht ähnlich den existierenden mit den USA (nicht TTIP), vielleicht auch als Zollunion, vielleicht nur für den Warenverkehr und nicht auch für die Dienstleistungen (so heute mit Schweiz). Aber, dass ein Nicht-EU-Land weiterhin Finanzprodukte für den gesamten Kontinent fabriziert, als ob es Teil der Union wäre, kann ich mir nicht vorstellen. Noch dazu in einem Regime verzerrenden Wettbewerbs und des Steuerdumpings (Finanztransaktionssteuer wird boykottiert und damit unterminiert, die Unternehmenssteuer zwecks Ansiedlung von Betrieben aus der EU soll erneut gesenkt werden (bis auf 17% wenn ich mich nicht täusche), die Erhöhung der Spitzensteuersätze für Top-Verdiener in EU-Ländern (z.B. Bankmanager in FRA) mit ausdrücklichen Lockangeboten untergraben). Solange ein so großes Land Dumping betreibt, sind die Bemühungen aller anderen, die aus vielen (makroökonomischen, sozialen, humanen) Gründen gebotene Reduzierung der Schere zwischen Arm und Reich anzugehen, zum Scheitern verurteilt. Paradigmatisch die Verlegung des Firmensitzes von Fiat (FCA) nach London.

So., 26.06.2016 - 11:02 Permalink
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Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Fr., 01.07.2016 - 11:01

Meine Meinung zu : EU-Politik neu gestalten

Nach dem Austritt Großbritaniens aus der Europäischen Union, gilt es, meines Erachtens, eine Politik der wesentlichen humanistischen Werte, der Bürgernähe  und der Effizienz (bei geringerer Bürokratie) in den Mittelpunkt zu stellen. Europa muss als Friedensprojekt vermittelt werden, als Raum für Freiheit und Solidarität, für Gerechtigkeit und Verlässlichkeit, als ein Raum, in dem Kultur als vorrangig erkannt und Wirtschaft  mehr als Ergebnis von Kooperation denn von Konkurrenz gestaltbar ist sowie regionale Waren-u. Finanzkreisläufe als wichtig anerkannt werden.
Europa muss für junge Menschen als Hoffnungsträger für sinnvolle Beschäftigung mittels permanenter Innovation durch Kreativität und Selbstvertrauen erfahrbar werden.
Dabei erscheint mir die Bildung einer EU-Föderation, basierend auf dem Prinzip der Subsidiarität, dem gegenseitigen Respekt und der Wertschätzung der Verschiedenheiten anstrebenswert. Falls nicht alle 27 Statten damit einverstanden sind, sollte eine EU der 2 Geschwindigkeiten umgesetzt werden. Das EU-Parlament sollte gesetzgeberische Kompetenzen erhalten und die Kommission (EU-Regierung mit dem Regierungspräsidenten) sollte vom Parlament gewählt werden. Den Staaten sollte die Funktion eines Regional-Rates (ähnlich dem Bundesrat der Länder in der BRD) zugedacht werden.
Als unverzichtbare EU-Kompetenzen erachte ich (zusätzlich zu den bestehenden Rechten) bei strenger Gewährleistung der Subsidiarität : die Aussenpolitik, die Verteidigungspolitik, die Sicherung des Lebensminimums und der Gesundheitsfürsorge für alle, Bildung, Wissenschaft und Forschung, die Wirtschafts- u. Finanzpolitik, die Umwelt- u. Ressourcen-Politik, die staatenübergreifende Verkehrspolitik.
Der Austritt Englands ist für das Projekt EU schmerzhaft, erschließt aber mehr Chancen dafür, der ausufernden Finanzspekulation, dem egozentrischen Neoliberalismus, der Verhinderung von TTIP ecc, entgegenzutreten und fairere Beziehungen mit Russland aufzubauen, sowie dem wachsenden Problem der kommenden Flüchtlingsströme (Kriegs- und Klimaflüchtlingen) menschenwürdig zu begegnen.

Karl Trojer, Terlan, 01.07.2016
[email protected]

Fr., 01.07.2016 - 11:01 Permalink