Wirtschaft | Arbeitszeit

Vollzeit, Teilzeit oder ganz raus aus dem Job?

Wie wirkt sich die Vollzeit- bzw. Teilzeitarbeit auf die wirtschaftliche Lage der Familienhaushalte aus? Eine Diskussion um Geld, Leistung und Werte.

Eine neue Studie des WIFO, des Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer sagt es nüchtern und deutlich: Die Erwerbstätigkeit beider Partner bzw. Elternteile ist nicht nur für die eigene Familie das Beste (im wirtschaftlichen Sinn), sondern auch für den öffentlichen Haushalt. Denn jene Familien, bei denen ein Elternteil ganz und gar aus dem Berufsleben ausscheidet um zuhause bei den Kindern zu bleiben, müssen nicht nur mit einem geringeren Einkommen leben, sondern verursachen auch höhere Kosten für die Gesellschaft. 

"Am besten gelingt das Teilzeitmodell," meint WIFO-Geschäftsführer Georg Lun in der Diskussionssendung des Mittagsmagazins auf RAI Südtirol. "Zwar gibt es auch hier finanzielle Einbußen, aber das verfügbare Haushaltseinkommen vermindert sich nicht einschneidend, weder im Erwerbs- noch im Rentenalter." Auch die Wirtschaft profitiere von diesem Modell, weil die Arbeitskraft mit ihrer Erfahrung und dem Know-How erhalten bleibt.

Familienlandesrätin Waltraud Deeg sieht die Rente als einen der wichtigen Dreh- und Angelpunkte in der Überlegung, ob frau oder mann für längere Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden sollten. "Was auf den ersten Blick nicht so dramatisch scheint, weil die Kindererziehungsjahre mit sozialen Transferleistungen (Kindergeld, Wohngeld, Mietgeld) überbrückt wurden, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt sichtbar: nämlich dass Arbeitsjahre fehlen, und somit eine Rente erzielt wird, die kaum zum Leben reicht."

Familien müssen noch deutlicher und noch besser darüber aufgeklärt werden, wie sich Lebensentscheidungen auswirken, auf die Familie, auf den Beruf, auf den eigenen Werdegang.

Von einem vollständigen Ausscheiden aus dem Beruf rät der Gewerkschafter Alfred Ebner ab, er sagt: "Man darf diese Diskussionen nicht nur ideologisch betrachten, sondern muss sachlich und überlegt an die Materie herangehen, und da ist in Zeiten wie diesen ein Arbeitsplatz auf jeden Fall zu erhalten." Nicht nur der Rente wegen, sondern auch um am Arbeitsmarkt im Spiel zu bleiben. Besonders einkommensschwache Familien überlegten sich das Zuhausebleiben eines der Elternteile, einfach weil die Transferleistunen der öffentlichen Hand gut und im Vergleich mit einem beruflichen Einkommen auch steuerlich von Vorteil sind.

Deswegen fordern Ebner und Lun mehr konkrete Einrichtungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und weniger soziale Transferleistungen. So könnten beide Familienpartner, beide Elternteile erwerbstätig bleiben.

Moment mal! findet zum Schluss Waltraud Deeg doch noch ein paar Worte zu jenen Werten wie Solidarität, Loyalität oder Lebensqualität, die doch dafür stehen, Elternzeit zuhause zu investieren. Nicht alles könne man volkswirtschaftlich aufrechnen, und es gebe Situtationen, wo die Familiensituation die Erwerbstätigkeit beider Elternteile einfach nicht zulassen. Das dürfe man nicht vergessen. Denn auch jene Diskussion sei noch zu führen, wie die Väter besser und effizienter Familienarbeit mitleisten und so ihren Partnerinnen den Wiedereintritt ins Arbeitsleben erleichtern. 

Auch dürfe man eine weitere Pflegesituation nicht vergessen, meint Alfred Ebner. Die Gesellschaft wird älter und somit pflegebedürftiger. Es gebe nicht mehr nur die Notwendigkeit der Kindererziehung und wie diese mit dem Berufsleben zu vereinbaren sei, sondern auch jene der Elternpflege. Dieses Erfordernis käme immer häufiger auf den älteren Arbeitnehmer zu, doch ebenfalls zu einer Zeit, wo dieser noch voll im Job steht. Und auch hier seien es sehr oft die Frauen, die die Pflege der kranken älteren Verwandtschaft auf sich nehmen.