Wirtschaft | Banken

Ménage à trois

Raiffeisen und Volksbank überlegen eine Beteiligung an der Sparkasse. In der Bank wollen manche aber lieber einen italienischen Partner von auswärts. Die Hintergründe.

Ende dieser Woche ist es soweit. Am Freitag sollen die Inspektoren der Banca d'Italia die Sonderprüfung bei der Südtiroler Sparkasse beenden. Es ist für alle eine Erleichterung. Seit Oktober geben sich in der Sparkassenzentrale die Prüfer sozusagen die Türklinke in die Hand. Zuerst prüften die Beamten der Börsenaufsicht Consob und danach die Inspektoren der Bankenaufsicht.

Das Endergebnis der Prüfungen steht zwar noch aus, in der Sparkassenzentrale hegt man aber begründete Befürchtungen, dass auf das Management und auf die Führung in den nächsten Monaten noch einige saftige Verwaltungsstrafen zukommen könnten. Selbst eine strafrechtliche Ermittlung steht im Raum.

Derzeit steht in der Bilanz ein Verlust von 220 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrund hat es der Verwaltungsrat durchaus eilig die geplante Kapitalerhöhung so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. In langen Verhandlungen mit den Prüfern hat man inzwischen auch den Wertberichtigungsbedarf genau abgegrenzt. Derzeit steht in der Bilanz ein Verlust von 220 Millionen Euro. Er könnte sich bis zur endgültigen Bilanzerstellung aber noch erhöhen. In der Folge wird die geplante Kapitalerhöhung deutlich mehr als 250 Millionen Euro betragen.

Südtiroler Lösung

In den vergangenen Monaten hat man auf höchster Ebene eine Art Südtiroler Nachbarschaftshilfe angedacht. Die Stiftung Sparkasse soll das Gros der Kapitalerhöhung übernehmen.
Gleichzeitig aber will man auch die Südtiroler Raiffeisenkassen und die Südtiroler Volksbank in die Pflicht nehmen. Konkret: Beide Südtiroler Konkurrenzbanken sollen sich mit je 50 Millionen Euro an der Kapitalerhöhung beteiligen. Dafür würden Raiffeisen und Volksbank je 10 Prozent an der Sparkasse halten. Der Vorschlag, von der Führungsebene der Stiftung und der Bank lanciert, wurde bereits vor Wochen politisch abgesichert.

Die Raika

Die Spitze des Raiffeisenverbandes hat dabei von Beginn an Interesse signalisiert. Am vergangenen Montag hat sich der Verwaltungsrat der Raiffeisen-Landesbank mit ganz knapper Mehrheit zwar gegen das Projekt ausgesprochen, doch das tut dem Plan keinen Abbruch.
Obwohl die Landesbank seit vielen Jahren als resoluter und nach außen hin autonomer Akteur auftritt und so tut, als würde die Zentralkasse die 47 Raiffeisenkassen im Land repräsentieren, ist es rein gesellschaftsrechtlich genau umgekehrt.
Die Landesbank ist zwar durchaus finanzstark, formal ist sie aber eine nachgereihte Hilfskörperschaft, die der Stärkung und der Ergänzung der Geschäftstätigkeit der Raiffeisenkassen verpflichtet ist. Ein Insider sagt das, was die mächtige Landesbank-Führung gar nicht gern hört: „Die Raiffeisenkassen sind die Bauern und die Landesbank ist der Knecht“.
Deshalb können die Südtiroler Raiffeisenkassen durchaus autonom entscheiden in die Sparkasse einzusteigen. In diese Richtung hat sich der Koordinierungsausschuss der Raikas auch schon ausgesprochen. Auch die Spitze des Raiffeisenverbandes liebäugelt mit einem Einstieg in die Sparkasse. Derzeit beraten die einzelnen Raiffeisenkassen auf Orts- und Bezirksebene.

Nach Informationen von salto.bz werden die Raiffeisenkassen im abgelaufenen Jahr einen Bilanzgewinn von insgesamt 90 Millionen Euro schreiben.

Erleichtert wird das Ganze durch den äußerst guten Geschäftsgang der Genossenschaftsbank. Nach Informationen von salto.bz werden die Raiffeisenkassen im abgelaufenen Jahr einen Bilanzgewinn von insgesamt 90 Millionen Euro schreiben. Demnach würde man etwas mehr als die Hälfte eines Jahresgewinns in das Abenteuer Sparkasse stecken. Das Risiko ist damit durchaus überschaubar.

Die Volksbank

Anders ist die Lage in der Volksbank. Die Volksbank hat erst am vergangenen Wochenende die Fusion mit der Banca Popolare di Marostica abgesegnet. Damit ist die traditionell als Juniorpartner verspottete Südtiroler Bank mindestens zum gleich großen Player geworden, wie es die Sparkasse war. Diese Operation hat die Aufmerksamkeit und die Ressourcen des Bankenmanagements bisher gebunden.
Deshalb hat die Volksbank-Führung ebenfalls noch keine Entscheidung gefällt. Man hat auf die Avancen der Sparkasse aber mit einem Gegenvorschlag reagiert. Wenn ein Einstieg, dann nur mit einem klaren weiterführenden industriellen Plan. Konkret: Die Volksbank will nicht nur Kapital einsetzen, sondern langfristig auch eine klare Perspektive. Wenn auch das Wort "Fusion" niemand in den Mund nimmt, so schimmert diese Vision aber am Horizont bereits durch.

 Wenn ein Einstieg, dann nur mit einem klaren weiterführenden industriellen Plan

Der Überlegungen dahinter: In Südtirol könnten am Ende zwei große Bankenpools entstehend. Auf der einen Seite das Genossenschaftsmodell der Raiffeisen-Gruppe und auf der anderen eine Art Südtirol-Bank als Aktiengesellschaft.

Die Querschüsse

Die Landespolitik forciert diese Südtiroler Lösung. Das wurde auch beim Treffen im Palais Widmann am Mittwoch deutlich. Damit aber scheint sich bei jenen, die ursprünglich um Hilfe gerufen haben, Angst auszubreiten.
Die plötzlichen Bedenken in der Vorstandsetage der Sparkasse haben zwei Hauptgründe. Zum einen würde die heutige Südtiroler Konkurrenz plötzlich in alle Karten der Sparkasse schauen können. Zum anderen aber, und das könnte entscheidend sein, weiß man nur zugut, dass man in diesem Modell langfristig Macht und Einfluss abgeben muss. Nicht jeder in der Sparkassen-Führung ist dazu aber bereit.

Mit diesem Modell muss man langfristig Macht und Einfluss abgeben. Nicht jeder in der Sparkassen-Führung ist dazu aber bereit.

Deshalb schielt ein Teil des Verwaltungsrates lieber auf einen Partner von außerhalb. Weil bei diesen Kritikern auch ethnische Bedenken mitspielen, ist der Wunschkandidat eine italienische Großbank oder Versicherungsgesellschaft. Der Hintergedanke: Ein auswärtiger Minderheitenaktionär investiert Geld, mischt sich ins Tagesgeschäft aber nicht ein.
So könnte am Ende die Südtiroler Lösung zu Grabe getragen werden noch bevor sie überhaupt geboren wurde. 

Bild
Profil für Benutzer Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Di., 03.03.2015 - 07:57

Es gibt wohl nichts Unlogischeres, als eine "Südtiroler Lösung" im Sinne einer Fusion zwischen Sparkasse und Volksbank, speziell aus der Sicht der Situation der jeweiligen Bankschalter im Lande. Da käme mir ein großer Partner für die Sparkasse mit einer internationalen Ausrichtung in der Angebotspalette schon zukunftsträchtiger vor. Die "Südtiroler Lösung" hatte die Sparkasse bis vor einigen Jahren selbst in der Hand. Die hat sie kläglich mißbraucht und an die Wand gefahren. Nun wird es wichtig sein, schnell zu handeln, mehr als nach patriotischen Lösungen zu suchen. Wenn sich die Abwanderung des Kundenstroms einmal in Bewegung gesetzt hat, ist er kaum zu bremsen. Die Konkurrenz sieht die "Südtiroler Lösung" eher darin, nach meiner Meinung.

Di., 03.03.2015 - 07:57 Permalink