Wirtschaft | Sparkasse

Operation "Südtirol-Lösung"

Politisch gepushte Bankenrettung oder naheliegende Lösung? Südtirols Lokalbanken sitzen erstmals in Sachen Beteiligung am Verhandlungstisch.

Es ist eine Premiere in der jüngeren Südtiroler Wirtschaftsgeschichte: Die Vertreter der drei großen lokalen Bankenpools sitzen gemeinsam mit dem Landeshauptmann an einem Tisch – und verhandeln über eine Beteiligung. So geschehen am Mittwoch Morgen, als Arno Kompatscher sich mit den Führungskräften von Südtiroler Sparkasse, Volksbank und des Raiffeisensektors traf, um über eine mögliche „Südtirol-Lösung“ zu sprechen. So wird ein mögliche Minderheitenbeteiligung von Raiffeisen und Volksbank an der notwendigen Kapitalerhöhung des geschwächten Platzhirsches mittlerweile genannt.

250 Millionen Euro neues Kapital braucht die Südtiroler Sparkasse voraussichtlich, um ihre schwere finanzielle Krise zu überwinden. Definitiv entschieden wird darüber laut Sparkassen-Präsident Gerhard Brandstätter in den kommenden zehn Tagen. In diesem Zeitraum sollte sich auch klären, ob und in welcher Form die beiden lokalen Konkurrenten der Sparkasse zum Gelingen der Operation beitragen. Geht man davon aus, dass die Stiftung im Umfang bei ihrer Beteiligung von 67 Prozent mitzieht, müssten immerhin noch fast 100 Millionen Euro außerhalb aufgebracht werden. Eine Summe, die sicher nicht allein über Kleinaktionäre aufzubringen ist – vor allem nicht, in harten Zeiten wie sie die Bank gerade durchmacht. Deshalb wird bereits seit mehreren Wochen auch von Partnerschaften mit anderen Banken gesprochen. Allerdings immer mit Betonung auf den Wunsch nach einer Beibehaltung der Unabhängigkeit.

Kompatschers Interesse

Die ist offenbar auch dem Landeshauptmann ein Anliegen, der äußerst engagiert von einer „Stärkung des lokalen Bankensystems“ und einer „auch aus autonomiepolitischen Sicht wichtigen Lösung“ spricht. Wie viel Druck Arno Kompatscher nun auf die beiden anderen lokalen Player macht, ihrer großen Schwester beizustehen, ist schwer abzuschätzen. Zumindest aus dem Mund des Sparkassenpräsidenten klingt die Geschichte naturgemäß keineswegs nach Zwang. „Der Landeshauptmann hat sich einzig und allein als Wirtschaftslandesrat dafür interessiert, was in der Bankenwelt passiert und selber unterstrichen, dass er keinerlei Rolle in den Verhandlungen einnehmen will“, sagte Gerhard Brandstätter nach dem Treffen. Doch auch in Sachen Beteiligung gibt sich der Sparkassen-Präsident gewohnt unaufgeregt. „Wir haben immer externe Bankenbeteiligung bis zu 20 Prozent gehabt“, sagt Brandstätter. „Und wenn die lokalen Banken nun an der laufenden Kapitalerhöhung interessiert sind, könnte das sehr sinnvoll und konstruktiv sein.“

Inwiefern das in den Zentralen von Volksbank und des Raiffeisenimperiums ebenso gesehen wird, wird sich nun in den kommenden beiden Wochen zeigen. Zumindest der Verwaltungsrat der Raiffeisen-Landesbank soll sich laut Dolomiten gegen die Operation ausgesprochen haben; bei der Volksbank will man die eigenen Karten zumindest vor Abschluss der Prüfungen und Gespräche nicht offenlegen. „Wir können nur bestätigen, dass Gespräche stattfinden und die Volksbank aktiv mit am Tisch sitzt“, hieß es am Mittwoch in der Bankdirektion. Man sei aber in jedem Fall an einem stabilen heimischen Bankensystem interessiert. Allerdings investiert die Volksbank bekanntlich gerade anderswo kräftig. Erst am Montag wurde die Übernahme der Banca Popolare di Marostica von den Volksbank-Mitgliedern abgesegnet – und ihnen versprochen,  auch in Zukunft eine solide Rendite zu bieten. Wie sehr sich die Südtiroler Sparkasse dafür eignet, wird nun wohl genau überpüft werden. Es bleibt spannend. 

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Martin B. Mi., 25.02.2015 - 21:50

"Na bittschian net." Die SK-Führungs-Leute sollen das selbst ausbaden und hoffentlich auch finanziell mithaften. Ups: Bankiers kommen ja nicht nur davon sondern erhalten neben saftigen Auszahlungen auch noch bald irgendwo anders einen hochdotierten Job.

Mi., 25.02.2015 - 21:50 Permalink