Kultur | Aus meinem Bücherregal

AUBET, CUBET, QUERE

Posten, Chatten und Twittern das sind heute geläufige Begriffe, obwohl sie auch etwas komisch klingen. Aber kennen Sie Aubet, Cubet und Quere?
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1978 flatterte mir die sechste Ausgabe der ARUNDA ins Haus. Mit Aubet, Cubet und Quere konnte ich bis dahin wirklich nichts anfangen. Und gerade das war der Sinn der „Aktuellen Südtiroler Kulturzeitschrift“. Nämlich über Fakten zu schreiben, die man bis dahin noch kaum genannt und gekannt hatte. Und das Geheimnis war schnell gelüftet. Dr. Karl Gruber befasste sich in seinem Sonderheft mit der Wallfahrt zu den Heiligen Drei Jungfrauen von Meransen.

In der Pfarrkirche von Meransen stehen auf dem südlichen Seitenaltar drei vergoldete Holzfiguren aus der Zeit um 1500 und stellen die heiligen Aubet, Cubet und Querre dar. Sie werden als die drei heiligen Jungfrauen von Meransen verehrt.

Die Legende erzählt, dass zur Zeit des Hunnenkönigs Attila diese drei Jungfrauen in großer Gefahr gewesen seien. Ein guter Geist soll jedoch ihre Flucht begünstigt haben und sie so vor dem Verlust der jungfräulichen Reinigkeit bewahrt haben. Nach beschwerlichem Wege gelangten sie zum Berg, der von Mühlbach nach Meransen aufsteigt. Die Sonnenglut brannte und sie sehnten sich nach Wasser. Da sprudelte plötzlich eine frische Quelle aus dem Felsen. Ein Kirschbaum spendete Schatten. An dieser Stelle wurde eine kleine Kapelle errichtet und nennt sich heute noch „Jungfrauenrast“. Und es sollen dort viele Wunder geschehen sein.

In Meransen sind die drei Heiligen schon seit 1382 nachgewiesen. Eine ewige Montagsmesse wurde gestiftet zu Ehren des hl. Jakobus und der „lieben dreien Jungfrauen Sand Ampet, und sand Warbet und sand gewerget“. In einem weiteren Dokument heißt es, dass die drei Jungfrauen aus dem Heer der Heiligen Ursula von Köln stammen. Tatsächlich sind sie öfter zusammen mit St. Ursula dargestellt. Zahlreiche Spuren der drei Heiligen Jungfrauen finden sich im Rheinland, wie in Worms, Straßburg, Köln und Luxemburg und zwar unter den Namen Embede, Warbede und Wilbede. Die Form der Namen ist germanisch und die ähnlichen Endungen weisen vielleicht auf Schwestern hin. Immer wieder werden sie als heilig bezeichnet, obwohl sie von der Kirche offiziell nicht anerkannt sind, was der Verehrung jedoch nie ein großes Hindernis war. Die drei verchristlichten römisch-germanischen Müttergottheiten, matres genannt, werden um Kindersegen und Geburtshilfe angerufen, was in Meransen und Latzfons eindeutig erwiesen ist. Es kann auch ein Zusammenhang zu den Nornen, den Schicksalsgöttinnen Germaniens hergestellt werden. Eine germanische Dreifaltigkeit also, die wiederum auf Mond, Erde und Sonne hinweist.

Dr. Karl Gruber hält abschließend fest, dass Legenden nicht nur zur Erbauung des Volkes dienen, sondern auch in historisch, religiöser und volkskundlicher Hinsicht kostbare Zeugen früherer Kultur- und Geistesgeschichte sind.