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Golfspielen in Lichtenberg, wie die Götter

O REIM REIM,
WEIM WEART EPAR DIA SCHEIB SEIN,
DEI SCHEIB MEI KNIASCHEIB WEART FIR OLLE MIGRANTEN SEIN,
GEAT SIE GUAT HOBM SIES GUAT
SCHAUG WIA MEI SCHEIBALE WEIT AUSIGEAT
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Das Schlagen von brennenden Holzscheiben verbunden mit Wünschen für die Sommerzeit hat im Vinschgau eine lange Tradition. Der Brauch kommt aus einer alten heidnischen Kultur und kann bis ins Jahr 1090 zurückverfolgt werden. Damals entflammte eine brennende Holzscheibe ein Benediktinerkloster in Deutschland. Der Brauch findet immer am ersten Fastensonntag statt, also am ersten Sonntag nach Aschermittwoch.

Die Reime unterscheiden sich von Dorf zu Dorf oder Dorfteil. Frauen durften natürlich bis vor kurzem nicht dabei sein. Der Herd zu Hause konnte in Südtirol lange Zeit nicht einen Moment unbewacht gelassen werden. Heute sind alle Menschen herzlich Willkommen beim "Scheibenschlagen" und Frauen dürfen auch selber Hand anlegen. Traditionell beginnt die Tradition mit dem entzünden der "Larmstong", "Hex", "Zussel" oder des "Kreuzes", sagt das Prader Original Gilbert Stillebacher. In Prad beten die Scheibenschlager dazu den "englischen Gruß".

Man steckt eine Holzscheibe, auf eine zwei bis drei Meter lange Haselrute und hält diese ins Lagerfeuer bis sie feurig glüht. Dann schwingt man sehr eindrucksvoll seine Rute, singt dazu und schleudert die Scheibe mit viel Gefühl ins Tal hinunter. Der alte Feuerbrauch ist auch ein Sonnenkult schreibt Stillebacher schon vor einigen Jahren. In diesen fliegenden brennenden Scheiben, sahen unsere Vorfahren die Sonne in all ihren wohl bringenden Eigenschaften. Eine gute Ernte wünschen sich nicht nur Cannabis Liebhaber, die Agrarwirtschaft und die Kultivierung von Hanf hat in Europa schon lange Tradition.

Im Jahr 1650 wurde das Scheibenschlagen im Raum Innsbruck wegen einiger Vorfälle verboten. Nichtsdestotrotz überlebte das wunderschöne Schauspiel bis zum Jahr 2015. Prohibition ist nicht eine Lösung des Problems, das haben die Scheibenschlager schon lange verstanden. Das Ritual konnte weder von Monarchien, katholischer Kirche, Faschismus oder Nationalsozialismus ausgerottet werden. 25 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs erfreut der Brauch noch immer Groß und Klein. In der Schweiz, in Nordtirol, aber auch in Süddeutschland und natürlich im Vinschgau und Burggrafenamt wird der Feuerkult noch immer leidenschaftlich von Anhängern vollzogen. Oft bei altertümlichen Siedlungsplätzen, alten Kultstätten, oder wie in Lichtenberg in der alten Burgruine. Wo früher die Fürsten der Völlerei nachgingen, braten heute die Lichtenberger Bürger ihr knuspriges Spanferkel.