Kultur | Umfrage

Urtijëi:?

Muriel Senoners partizipatives Kunstprojekt wirft Fragen zu Tourismus, Architektur, Kultur und Nachhaltigkeit auf.

Der Tourismus lässt die Kassen klingeln. Auch in St. Ulrich ist er längst zur wichtigsten Einnahmequelle geworden. In den letzten Jahrzehnten hat das Dorf vor allem durch einen Bauboom zweifelhaften Ruhm erlangt. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts gewann in Gröden der Wintersport immer größere Bedeutung und somit auch die dazugehörige Infrastruktur. Bereits in den 1970er Jahren veranlasste dies Künstler aus dem Tal dazu, gegen die Auswüchse der Tourismusindustrie und die „Disneyfizierung“ des Landstrichs zu protestieren.

Mit ihrem Projekt Urtijëi:? gibt die Künstlerin Muriel Senoner nun Anstoß über die Sinnhaftigkeit mancher neuerer architektonischer Eingriffe nachzudenken und zeigt das Kunst eine soziale Funktion hat: „Ich bin in St. Ulrich aufgewachsen und zur Schule gegangen, habe anschließend im Ausland und in Italien Kunst studiert. Das Projekt Urtijëi:? ist durch diese mehrjährige Abwesenheit entstanden.
Ich erlebe den architektonischen Wandel der sich im Dorf vollzieht, immer wieder als einschneidend wenn ich nach St. Ulrich komme. Es interessiert mich besonders wie die Bevölkerung die laufenden architektonischen Veränderungen wahrnimmt, und welchen Standpunkt sie zu einigen zentralen Fragen im Zusammenhang mit Themen wie Tourismus, Architektur, Kultur und Nachhaltigkeit hat.“

Für ihr partizipatives Kunstprojekt „Urtijei“ hat die Künstlerin also eine Umfrage durchgeführt. Sie wollte wissen, was die St. Ulricher darüber denken, dass sich im Ort alles um den Tourismus dreht, dass Wellen des Kitschs das Dorf überschwemmen und ob sie darin noch die ladinische Kultur wiedergespiegelt sehen? 1.700 Fragebögen hat sie insgesamt verschickt. Sie zeugen von Empörung und Überdruss. Darin ist aber auch nachzulesen und zu sehen, was sich die Bewohner für Bauten für das Dorf wünschen.

Das kollektive Kunstwerk ist noch bis zum 29.03.2015 im Kreis für Kunst und Kultur – St. Ulrich zu besichtigen.