Gesellschaft | Essen + Trinken

Bergmilchbutter, Lammbratl und Birkenfond

Starkoch Norbert Niederkofler will Südtirol eine neue kulinarische Identität geben.

Cook the Mountain heißt das internationale Projekt, bei dem sich bekannte Köche aus Bergregionen im Abteital treffen, um Erfahrungen auszutauschen
und einer neuen Küchenphilosophie zu frönen. In der Standard-Beilage Rondo plaudert der Südtiroler Spitzenkoch Norbert Niederkofler aus der Schule. Er beziehe seine Lebensmittel inzwischen fast ausschließlich aus seiner Südtiroler Bergheimat, von Bauern, Erzeugern und Sammlern aus unmittelbarer Umgebung: "Ich habe mich deshalb darauf verlegt, ganz direkt mit den Erzeugern zusammenzuarbeiten. Gemeinsam evaluieren wir, wie sich die Dinge in wirklich herausragender Qualität machen lassen. Klar ist das mühsam, aber dadurch kann ich die Zwischenhändler ausschalten und den Bauern einen deutlich besseren Preis zahlen." Wichtig sei der ökologisch-kulturelle Aspekt der Rückbesinnung auf die Südtiroler Wurzeln und sonstige Lebensmittel der Bergregion. "Wir wollen Südtirol eine neue kulinarische Identität geben", so Niederkofler selbstbewusst.

Dazu hat er das interkontinentale Projekt Cook The Mountain ins Leben gerufen, bei dem sich Köche aus verschiedenen Bergregionen dieser Welt treffen, um Erfahrungen auszutauschen im Umgang mit Naturalien aus zum Teil schwindelerregenden Seehöhen. Und um gemeinsam an der Bewahrung ihrer Lebensräume zu arbeiten."Wir Menschen aus Bergregionen gleichen uns alle und unterscheiden uns von allen anderen", beteuert Gastgeber Niederkofler, "wir fühlen uns von den Bergen eingeschränkt und beschützt zugleich, wodurch ein sehr ähnlicher Menschenschlag entsteht, der gelernt hat, mit extremen Bedingungen umzugehen." Als Beispiel brauche man nur die Peruaner hernehmen, die ihre Kartoffeln seit Jahrhunderten in den Höhenlagen der Anden zwischen Steinen gefriertrocknen, um sie haltbar zu machen. "Bei uns in den Alpen hat man früher Kartoffeln angebaut, in dem man sie auf Steine und Felsen legte und mit Erde bedeckte, um die Weiden für das Vieh freizuhalten, und weil die Steine die Wärme der Sonne speicherten, was das Wachstum förderte", sagt Niederkofler und nennt als weiteres Beispiel für länderüberschreitende Bergkulturen den Urtiroler Graukäse, der einst nur im Sommer und auf der Alm aus den Resten der Milch nach der Butterherstellung erzeugt wurde - und für den es in Bhutan ein Pendant aus Yak-Milch gebe.
Hier der gesamte Text der Rondo-Reportage.