Gesellschaft | Förderung

"Schaffen wir keine Intelligenz-Schachteln"

Kritik der Studierenden an der neuen Fördermaßnahme für Hochqualifizierte: Weiten wir den Fokus über Technik und Wissenschaft hinaus aus, fordert die sh.asus.

Kein ungeteilter Applaus für die neue Fördermaßnahme des Landes gegen den Brain Drain. Während so mancher Unternehmer der Liebe eine stärkere Kraft zuweist als Landes-Zuschüssen für die Personalkosten von Hochqualifizierten, stört sich die Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus) vor allem an Definitionen. „Warum werden nun AbsolventInnen technisch-wissenschaftlicher Studienrichtungen als hochqualifiziert eingestuft“, lautet die Frage, mit der sich laut sh-Vertreter Andrej Werth seit Dienstag auch zahlreiche Studierende an die HochschülerInnenschaft gewendet haben.

Dabei werden Maßnahmen gegen den Braindrain von der sh.asus prinzipiell begrüßt. „Wir haben auch Verständnis dafür, dass die Landesregierung etwas unternimmt, wenn es zu wenig technisches Personal gibt“, sagt Werth. Ärgerlich sei aber, wenn Begriffe wie hochqualifiziert oder „Intelligenzmotoren“, wie Unternehmerverbandspräsident Stefan Pan es ausdrückt, ausschließlich an technisch-wissenschaftlichen Qualifikationen festgemacht werden. „Schaffen wir keine Intelliegenz-Schachteln, sonnst verbrennt man AbsolventInnen anderer Studienrichtungen als nicht hochqualifiziert“, so der sh-Vertreter. 

Was zählt bei der Studienwahl? 

Wie sehr aber lassen sich angehende Studierende von solchen Wertungen beeinflussen? Zumindest die Frage nach künftigen Berufsaussichten wird in den vergangenen Jahren immer häufiger gestellt, sagt Werth. Eindeutige Antworten darauf seien aber selbst trotz der großen Nachfrage nach technischen und wissenschaftlichen Berufsbildern schwierig zu geben. „Denn wir können nicht vorhersagen, was genau in fünf Jahren gefragt sein wird“, sagt Werth. Und: Obwohl sich jede und jeder bei der  Studien- und Berufswahl über künftige Chancen informieren sollte, sollten Leidenschaften und Begabungen immer noch wichtige Wegweiser sein.

Zumindest laut aktuellen Statistiken italienischer Universitäten scheint der Wunsch nach mehr Technikern gehört zu werden. Im Vergleich zu vor sechs Jahren legten beispielsweise die Ingenieurswissenschaften in der Beliebtheit von Studierenden um 20 Prozent zu, bei Elektro- und Informationstechnik wurde ein Plus von 13% verzeichnet. Start eingebrochen dagegen Recht (-22%), Wirtschaft (-21%) und allem voran Architektur (-43%).