Politik | Sanität

Die Ärmel hochgekrempelt

...hat Gesundheitslandesrätin Martha Stocker. Sie will mehr Personal und Geld für die Sanität. Acht Experten kümmern sich indes um die Zukunft der Geburtenstationen.

Es brodelt im Sanitätssystem. Da ist einerseits das Dekret von Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin, das die Tür für die kleinen Geburtenstationen wieder einen Spalt breit geöffnet hat. Andererseits jene EU-Norm, die die Arbeits- und Ruhezeiten der Ärzte neu regelt und die aussichtslos scheinende Suche nach neuen Fachkräften in Südtirol noch zugespitzt hat. Doch in beiden Fällen ist die Landesregierung inzwischen tätig geworden.


Acht für die Geburt

Bereits am Mittwoch hat sie ein achtköpfiges technisches Komitee ernannt, das jene Qualitätsrichtlinien und Sicherheitsstandards rund um die Geburt in Südtirol überprüfen wird, die im Dezember 2010 im Abkommen der Staat-Regionen-Konferenz verankert wurden. “Dabei geht es zum einen darum, die Anfrage Südtirols um mögliche Abweichungen in Bezug auf die Mindestzahl von 500 Entbindungen im Jahr pro Geburtenabteilung in Südtirol zu formulieren”, teilt Gesundheitslandesrätin Martha Stocker mit. “Zum anderen gilt es, über das Dekret der Gesundheitsministerin hinaus die Möglichkeit einer flexiblen Handhabung des festgeschriebenen 24-Stunden-Aktivdienstes der vier für die Geburtenstationen geforderten Fachkräfte auszuloten und bei der gesamtstaatlichen Kommission einen entsprechenden Antrag vorzulegen”, so Stocker weiter. Diese Kommission, die vom Gesundheitsministerium, eingesetzt wird, wird bekanntlich auf Anfrage der Regionen und autonomen Provinzen die Möglichkeiten für eventuelle Ausnahmeregelung für Geburtenstationen in Berggebieten prüfen.

Das von der Landesregierung ernannte achtköpfige “technische Komitee für die Betreuung rund um die Geburt” wird nun die Situation in den Geburtenabteilungen analysieren sowie in der Folge die Datenübermittlung und die Anträge zu den Standards an die gesamtstaatliche Kommission vorbereiten. Mitglieder dieser Kommission sind der Arzt und Koordinator der operativen Einheit klinische Führung und Risikomanagement der Landesabteilung Gesundheit Horand Meier, der Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Oswald Mayr, der Primar für Neonatologie und neonatale Intensivtherapie am Krankenhaus Bozen Hubert Messner, der stellvertretende Primar der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe des Krankenhauses Schlanders Heinrich Stecher, der Primar der Abteilung Pädiatrie des Krankenhauses Brixen und Sanitätskoordinator des Gesundheitsbezirkes Brixen Markus Markart, der ärztliche Leiter, Anästhesist und Arzt für Notfallmedizin am Krankenhaus Bruneck Werner Beikircher, die Pflegekoordinatorin und Hebamme der Geburtshilfe/Gynäkologie am Krankenhaus Sterzing Sabine Nitz und der Regionalsekretär von "Cittadinanzattiva" Südtirol Stefano Mascheroni.


Mehr Personal, mehr Geld

In Sachen Fachkräftemangel kündigt der Sanitätsbetrieb indes an, Stellen für 35 Vollzeitkräfte, konkret Gynäkologen, Anästesisten, Pädiater und Hebammen, ausschreiben zu wollen. Diese Anzahl an Fachpersonal sei nötig, um den vorgegebenen Standards insgesamt zu entsprechen und damit die Gewähr zu geben, dass die Geburtenabteilungen an allen Krankenhäusern den Dienst weiter gewährleisten können.

Laut Sanitätsbetrieb wären dann noch zusätzliche 38 Ärztestellen erforderlich, um die Einhaltung und Abdeckung der neuen Arbeitszeitregelung in den verschiedenen Krankenhausabteilungen landesweit erforderlich. Auch beim Pflegepersonal soll nachgerüstet werden, wie die Gesundheitslandesrätin bekannt gibt. Nicht zuletzt das Beispiel der Reha-Abteilung am Meraner Krankenhaus hat gezeigt, dass die offiziellen Stellen akut Bedarf an Pflegerinnen und Pflegern zu haben scheinen. Daher werden zusätzliche Stellenausschreibungen im Bereich der Krankenhauspflege folgen, so Stocker. Auch, wie das zusätzliche Personal bezahlt werden soll, hat die Gesundheitslandesrätin bereits ausgelotet: “In Absprache mit dem Landeshauptmann in seiner Funktion als Finanzlandesrat können wir mit der Aufstockung der entsprechenden Finanzmittel für die Einstellung des erforderlichen zusätzlichen medizinischen Personals rechnen.” Den Auftrag zur “intensivierten Mitarbeiterwerbung” hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb somit erhalten. Dessen Aufgabe ist es nun, das so dringend benötigte Personal für einen Arbeitsplatz in Südtirol zu begeistern.