Wirtschaft | Ausschreibungen

Wer vom Kuchen naschen darf

Angesichts der anhaltenden Kritik an der öffentlichen Ausschreibungspraxis werden nun Daten auf den Tisch gelegt. Und wie viel vom Kuchen geht tatsächlich an Auswärtige?

Der Chor gegen die Ausschreibungspraxis der öffentlichen Hand wird immer größer. Nach den Sozialverbänden ergriffen in dieser Woche die WirtschaftsvertreterInnen das Wort, um die „vielfach übereilte und widersinnige italienische Umsetzung von EU-Richtlinien“ zu kritisieren. Zu teuer, zu kompliziert, zu viel auswärtige Konkurrenz mit Dumping-Preisen, war das Resümee, das Bauunternehmerin Heidi Felderer bei einem Sommergespräch des lvh und der Südtiroler Wirtschaftszeitung zum heißen Thema dieser Wochen zog. Für Kleinunternehmen zahle sich eine Teilnahme an Ausschreibungen deshalb zur Zeit kaum mehr aus, erklärte die Unternehmerin.

Rückendeckung erhielt sie dabei nicht nur von Handelskammer-Präsidenten Michl Ebner, der sich viel Mut für eine möglichst großzügige Ausreizung von Grenzen und Schwellenwerten wünscht. Noch weit expliziter wurde Gemeindenverbands-Präsident Andreas Schatzer. Er bedauerte, dass viele seiner KollegInnen in den Gemeinden Aufträge bis 40.000 Euro immer noch nicht direkt vergeben. Zu wenig genutzt werden auch die 20-Prozent-Schwelle, die bei Projekten von über einer Million Euro ermöglicht, 20 Prozent der Aufträge auszugliedern und hierfür Betriebe direkt einzuladen anstatt sie im Vergabeportal zu veröffentlichen.

Genau um diese Aufträge ginge es dem Großteil der Südtiroler Kleinunternehmer, unterstrich der Marlinger lvh-Ortsobmann Roland Strimmer: Den Kleinbetrieben ginge es weniger um Millionenausschreibungen als um kleine Arbeiten sowie Reparatur- oder Wartungsaufträge. „Hier muss vor allem in den Gemeinden ein Umdenken stattfinden, sodass der lokale Handwerker zum Zug kommt und nicht eine Firma aus einer benachbarten Provinz“, forderte Strimmer.

Knapp 30 Prozent auswärtige Anbieter

Wie viel vom alljährlichen Ausschreibungskuchen tatsächlich an Anbieter außerhalb der Provinz geht, gab am Mittwoch die Vergabeagentur anhand der Daten von 2013 bekannt. Demnach verteilte sich die beachtliche Gesamtsumme von 818,2 Millionen Euro insgesamt zu knapp 69 Prozent auf in Südtirol ansässige Anbieter, zu einem Viertel auf Anbieter anderer Provinzen und zu rund sechs Prozent an ausländische Teilnehmer. Abweichungen ergeben sich in den unterschiedlichen Leistungskategorien: So ist der Anteil heimischer Unternehmen bei ausgeschriebenen Arbeiten mit knapp 84% besonders hoch, bei Lieferverträgen sinkt er dagegen auf knapp 37 Prozent.

Zumindest teilweise bestätigt werden von den Daten der Vergabeagentur die Klagen über den harten Preiswettbewerb der auswärtigen Konkurrenz: Mit Ausnahme der Dienstleistungen boten sie in allen Leistungskategorien höhere Abschläge als heimische Unternehmen. Den Rekord bilden dabei die Lieferungsverträge ausländischer Anbieter mit Abschlägen von 29 Prozent.

Spitzenreiter bei der Gesamtsumme der veröffentlichten Verfahren sind die Gemeinden, gefolgt von der Agentur für Verträge, dem Sanitätsbetrieb und schließlich der Provinz.