Wirtschaft | Bahnhof

"Darum sind wir besser"

Erste öffentliche Präsentation des überarbeiteten Kaufhaus-Projekts der Signa-Gruppe. René Benko glänzt mit Abwesenheit, Heinz Peter Hager gibt sich siegessicher.

Der Andrang war groß vor dem Showroom in der Mustergasse 2, in den Heinz Peter Hager und René Benko am Donnerstag Vormittag geladen hatten, um ihre Visionen vom zukünftigten Stadtbild Bozens vorzustellen. Nur einer fehlte dann, als es losging: René Benko selbst. Der war in Sachen Karstadt in Frankfurt unterwegs. "Leider ist es  nicht gelungen, ihn rechtzeitig ihm Privatflugzeug einzufliegen ", entschuldigte Hager den Signa-Gründer. Eine Zusammenkunft mit Benko in Bozen sei aber nach wie vor geplant.

Das neu entwickelte und bei der Gemeinde Bozen in letzter Sekunde eingereichte Projekt der Signa wurde dann von Heinz Peter Hager selbst vorgestellt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Kritik an den Kriterien der Gemeinde war der Bozner Wirtschaftsberater am Donnerstag voll des Lobs. Die Gemeinde habe Mut gezeigt und weitsichtig gehandelt, erklärte er.  Statt das ursprüngliche Projekt zu beschneiden, habe die Signa nun ein völlig neues Projekt eingereicht. Neben der vollständigen Erhaltung des Bahnhofsparks gehört dazu eine umfassende Infrastruktur- und Verkehrslösung für den gesamten Stadtteil. Dank Untertunnelungen soll der gesamte Personenverkehr unter die Erde verlegt und das Stadtviertel verkehrsberuhigt werden.  "Es braucht diese Grunderneuerung, weil das Viertel leider vernachlässigt worden und mit den Worten von Bürgermeister Spagnolli 'degradiert' ist", so Heinz Peter Hager. 

"In Südtirol ist es ja so, dass, wenn man nicht gerade ein Geschäft von den Eltern unter den Lauben geerbt hat, es unmöglich ist, ein eigenes zu eröffnen"

Details zur vorgesehen Requalifizierung lieferte der Innsbrucker Ingenieur Bernhard Pöll. Besondere Betonung fand dabei immer wieder die "grüne Achse", die zwischen Bahnhof und dem Waltherplatz geschaffen werden soll, eine "Flanierzone" mit Platz für Veranstaltungen, Kunstinstallationen und Gastgärten. Ingenieur Pöll zeigte sich zufrieden: "Die Anforderungen der Stadt Bozen, ein multifunktionales Zentrum zu schaffen, werden mit unserem Projekt und dem geplanten Kaufhaus, Hotel, Wohnungskomplex und Büroareal gänzlich erfüllt." Der Busbahnhof soll unterirdisch mit dem Kaufhaus verbunden und die Öffnungszeiten der dadurch entstehenden Kaufhaus-"Mall" an jene des Busbahnhofes angepasst werden. Damit biete man Busreisenden Einkaufsmöglichkeiten und ein Warten auf den Bus im Trockenen.

Hager ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, eine Liste mit elf Gründen aufzuführen, die für das Signa-Projekt und gegen "das andere", also jenes der Erlebnishaus GmbH sprechen würden. Darunter etwa die neuen Chancen, die das Kaufhaus-Projekt für Handel und Wirtschaft biete. "In Südtirol ist es ja unmöglich,  ein eigenes Geschäft zu eröffnen,  wenn man nicht gerade ein Laubengeschäft von den Eltern geerbt hat, ", erklärte Hager die angestrebte Verjüngung des lokalen Handels sowie die Ansiedelung neuer Firmen. Zudem würden geschätzte Steuereinnahmen von rund 15 Millionen Euro für die Stadt Bozen und die Provinz geschaffen, da die Gesellschaft, die das Signa-Projekt ausführen würde – die Kaufhaus Bozen GmbH – ihren Steuersitz in Bozen hat. 

"Es braucht diese Grunderneuerung, weil das Viertel leider vernachlässigt worden und mit den Worten von Bürgermeister Spagnolli 'degradiert' ist."

"Begeistert" zeigte sich Anna Pittarelli, Gründungspräsidentin des Vereins "Zukunft Bozen – Bolzano Domani" sowohl von Signa als auch vom eingereichten Projekt. Es bringe Innovation für Bozen und Südtirol, freute sich Pittarelli und erntete dafür spontanen Applaus. Den gab es auch für Hager, als er auf die Frage aus dem Publikum hin, was denn nun mit dem Virgl sei, meinte: "Die ursprünglich vorgesehene Aufwertung des Virgls ist aus dem neuen Projekt gestrichen worden, weil die Gemeinde Bozen in ihrem Plan für eine städtebauliche Umstrukturierung nur das Areal zwischen Südtiroler-, Perathoner-, Bahnhofsallee und Garibaldistraße, vorsieht. Aber wir haben bis Ende 2015 Zeit, Grundstücke auf dem Virgl zu kaufen und stehen gerne zur Verfügung mit allen, auch den Anwohnern, die bisher vergessen worden sind, weiterzuarbeiten."

Im Laufe der kommenden Wochen ist laut Hager eine Veranstaltung geplant, bei der interessierte Kaufleute über die Möglichkeiten im neuen Kaufhaus informiert werden sollen und bereits Vormerkungen für freie Handelsflächen tätigen können. Für die Zukunft könnte man sich auch vorstellen, den Landhausplatz neu zu gestalten, kündigte der Wirtschaftsberater an. Die Überlegung stehe zwar bereits im Raum, nun wird die Konzentration aber ganz und gar auf die Entwicklungen in der Dienststellenkonferenz und die Entscheidung im Duell Benko-Oberrauch gerichtet.