Gesellschaft | Jugendstudie

"Die Jugendlichen" gibt es nicht

Eine österreichische Studie teilt die Generation Y in sechs Milieus ein. Allen gemein: Das Paradox zwischen mehr Optionen und weniger realen Chancen.

Geboren zwischen 1980 und 1995, wird die Generation Y – im Englischen ausgeprochen wie why, also "warum" – von manchen als "Generation Weichei" verspottet. Auch unter "Generation der Millennials" bekannt, wird vor allem in den Medien ganz unterschiedlich über die Jugend von heute erzählt.

Eine Jugendstudie, durchgeführt von den österreichischen Meinungsforschungsinstituten Integral und tfactory, zeigt nun ein differenzierteres Bild. In 32 mehrstündigen Interviews und 1000 Online-Befragungen wurde ein Blick in die Lebenswelten sowie Einstellung zu Arbeit und Mobilität der 14 bis 29-Jährigen geworfen. Ergebnis: "Die Jugendlichen" gibt es nicht – es sind vielmehr verschiedene Gruppen mit unterschiedlicher Motivation und Wertehaltung sowie verschiedenen Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Unsicherheiten und Widersprüchen. Sechs Jugendmilieus haben sich so herauskristallisiert:

  • Postmaterielle (10 Prozent der Befragten)
  • Performer (15 Prozent)
  • Konservativ-Bürgerliche (16 Prozent)
  • Adaptiv-Pragmatische (18 Prozent)
  • Digitale Individualisten (19 Prozent)
  • Hedonisten (22 Prozent)

Die Charakteristiken der einzelnen Gruppen sind in einer Fotogalerie angeführt.

Die Qual der Wahl

Gemein ist den Jugendlichen und jungen Erwachsenen von heute die Überfülle an Optionen, die ihnen zur Verfügung steht. Was enorme Erwartungshaltungen hervorruft. Junge Menschen empfinden häufig einen extremen Druck und glauben, dass ihr Wert hauptsächlich über ihre Leistungsfähigkeit bemessen wird. Das Gefühl, keine Zeit verlieren zu dürfen und schnell den richtigen Lebensweg einschlagen zu müssen, ist weit verbreitet. Gleichzeitig hat diese Generation weniger reale Chancen als die Generation vor ihr: "Sie sind die ersten, die hören, dass sie diesen Lebensstandard nicht halten werden können", erklärt Bertram Barth von Integral gegenüber der Presse.

Dieses Bewusstsein schlägt sich in einem "Re-grounding", einer Rückbesinnung auf traditionelle Werte nieder. Von Ideologien distanziert man sich gleichwohl wie von der Gesellschaft als Kollektiv. "Man schaut auf sich selbst", so Bernhard Heinlzmaier von tfactory.

Im Stream leben und sharen

Präsenz und Selbstdarstellung kennzeichnen die virtuelle und schnelllebige Welt, die das Leben der Jugendlichen und jungen Erwachsenen heute prägt. Die – vor allem auch mediale – Allgegenwärtigkeit dauerhafter großer Krisen ruft in den jungen Menschen ein Gefühl der Machtlosigkeit und Ohnmacht hervor. "Sie haben das Gefühl, die Welt rundherum ist nicht mehr beherrschbar", bestätigt Barth.

Was die Umfrage aber auch zeigt, ist eine neue Lust am Teilen. Nicht nur Fotos auf Facebook oder Instagram werden aus oben genannten Gründen mit virtuellen Freunden geteilt – es herrscht allgemein eine positive Einstellung zu Sharing-Modellen. Von Musik über Auto bis hin zum Wohnen.

Die Fotos in der Fotogalerie haben lediglich Darstellungscharakter.