Gesellschaft | Online-Medien

Gegen Hetze im Netz

Neue Sensibilisierungskampagne zur Diskussionskultur in Online-Medien. Achammer: "User, Betreiber und Herausgeber, aber auch die Community sind gefordert."

Eine Sensibilisierungskampagne, die auf die zunehmende Verbreitung von Online-Foren und Sozialen Netzwerken und der damit einhergehenden populistischen, häufig beleidigenden oder hetzerischen Diskussionskultur aufmerksam machen soll, ist am Freitag Mittag in Bozen präsentiert worden. "Handelt es sich hierbei noch um Meinungsfreiheit oder bereits um Menschenverachtung, wenn gezielt auf Minderheiten, Migranten oder andere Sprachgruppen losgegangen wird?", fragen sich die Initiatoren der Aktion, die Praxisgruppe InterCultura (PIC Group). Bei der Vorstellung mit dabei war neben VertreterInnen von PIC auch Integrations- und Jugendlandesrat Philipp Achammer.


Das Netz ist kein rechtsfreier Raum

"Beunruhigend" seien laut Achammer Richtung und Tonfall, die manche Diskussionen aktuell auf diversen Online-Portalen annehmen. "Es werden immer öfter Grenzen überschritten, wirkliche Grenzen. Es findet keine sachliche oder konstruktive Diskussion mehr statt, sondern Diffamierung und Diskriminierung", so der Landesrat. Die Verantwortung sieht er in erster Linie bei den Usern selbst, die sich allzu oft in (falscher) Sicherheit wiegen wenn sie, vor dem Computer sitzend, in die Tasten hauen. "Die Verfasser jeglicher Art von Kommentaren oder Beiträgen müssen sich bewusst sein, dass sie sich nicht in einem rechtsfreien Raum bewegen", stellt Achammer klar. Es könne zwar den Anschein erwecken, dass man sich hinter dem Bildschirm verstecken könnte, dabei kann aber jeder einzelne Eintrag jederzeit nachverfolgt werden.

Auf Flyern, die am Informationsstand der Kampagne festgemacht waren, waren Beispiele für hetzerische, beleidigende und populistische Kommentare aus Online-Foren wie Facebook, Suedtirolnews, stranieriinitalia.it, Tageszeitung Online, Alto Adige Online oder STOL angeführt.


Herausgeber und Community gefordert

Neben den Usern zieht der Landesrat aber auch die Betreiber von Online-Plattformen und Sozialen Netzwerken zur Verantwortung: "Die Herausgeber müssen sich die Frage stellen, inwieweit sie gewisse Diskussionen zulassen oder durch Nicht-Eingreifen sogar mittragen." Auf die Frage, wie er in dieser Hinsicht die Südtiroler Medienlandschaft bewerte, meint Achammer: "Es muss ganz klar differenziert werden, nicht jede Online-Plattform ist gleich. Auf gewissen Portalen wird den Usern mehr Raum gegeben, andere hingegen unterstützen und fördern sachliche Debatten." Besteht also noch Hoffnung für eine kritisch-konstruktive Online-Diskussionskultur? Einen wertvollen Beitrag dazu kann auch die Community leisten. Dass sich die Communities der einzelnen Online-Medien hierzulande unterscheiden, ist dem Landesrat nicht verborgen geblieben: "Es gibt gute Beispiele für Portale wo die Community reagiert. In anderen Fällen laufen die Diskussionen recht einseitig, es blasen praktisch alle in das gleiche Horn."

In einer offenen Diskussionsrunde kann nächsten Donnerstag, 4. Dezember, mit Südtiroler Medienvertretern, Experten aus dem Bereich Kommunikation sowie Vertretern der Jugendarbeit und Postpolizei zum Thema "Diskussionskultur in Online-Medien: Noch Meinungsfreiheit oder schon Menschenverachtung?" diskutiert werden.