Kultur | Integration

Hingeblickt

"Wo ist Heimat?" lautet der Titel einer TV-Koproduktion zwischen RAI Südtirol und dem ORF. Gezeigt werden Menschen, die in Südtirol nicht nur ein Zuhause gefunden haben.

Menschen aus fremden Ländern, die in Südtirol oder Tirol nicht nur ein Zuhause, sondern eine neue Heimat gefunden haben. Das sind die Protagonisten einer Koproduktion von RAI Südtirol und ORF, die am Freitag Abend TV-Premiere feiert. “Wo ist Heimat?” lautet der Titel der beiden Filme, die aus der Feder von Autorin Christine Helfer stammen und von Filmemacher Markus Frings realisiert wurden. Vor wenigen Tagen präsentierten die beiden gemeinsam mit Landesrat Philipp Achammer, Ressortdirektorin Vera Nicolussi-Leck, RAI-Koordinator Markus Perwanger und der Chefredakteur der ORF-Sendung “Südtirol heute” Siegfried Giuliani das Filmprojekt. Anwesend waren dabei auch einige der insgesamt 30 Mitwirkenden.

Eine der Protagonistinnen der Integrationsfilme ist Fazilah Khoja aus Afghanistan.

“Wo man sich wohl fühlt, da ist Heimat”, zitierte Achammer bei der Begrüßung den römischen Gelehrten Cicero. Er wies darauf hin, dass es wichtig sei, Beispiele für gelingende Integration zu zeigen, um Verallgemeinerungen zu entgegnen. Bewusst habe man sich Erfolgsgeschichten von Menschen, die schon länger im Land sind, ausgesucht, “um zu zeigen, wie Integration gut gehen kann”, unterstreicht auch Christine Helfer. Schwer, solche Menschen zu finden, hat sich die ehemalige salto.bz-Redakteurin und Filmemacherin nicht getan. “Teilweise über persönliche Kontakte, und irgendwie hat jeder aus dem Team jemanden gekannt, was zeigt, wie sehr diese Menschen inzwischen zur Realität gehören.” Etwas, was ihr im Laufe der Arbeiten an den Filmen aufgefallen ist, ist “die Tatsache, dass Konstrukte wie Kultur und Nationalität immer unwichtiger werden und in den Hintergrund rücken, wenn man die Menschen einmal kennengelernt hat”. Es steht also der Mensch im Vordergrund, nicht, woher er kommt.

Christine Helfer (1.v.r.) und Markus Frings (2.v.r.). Foto: LPA/Ingo Dejaco

Eine Begegnung ist Helfer dabei besonders in Erinnerung geblieben. Ein 63-jähriger Pakistaner, der schon in jungen Jahren nach Deutschland ausgewandert ist und dort als Gastwirt gut gearbeitet hat. “Seine Familie war stets in Pakistan, auch heute ist sie noch dort, und er in Südtirol”, berichtet Helfer. Beeindruckt hat sie, “wie er zurückblickt und über seine Zeit in Deutschland gesprochen hat, und dabei glänzende Augen bekommen hat”. Den wahren Grund, warum der Mann heute in Südtirol ist, hat sie nicht herausgefunden. “Die Beweggründe, warum sich diese Menschen in unserem Land aufhalten, sind nicht immer durchgedrungen”, gesteht Helfer. Nichtsdestotrotz ist sie zufrieden, es sei ihr “mehr oder weniger” gelungen, die Befindlichkeiten und Gefühle der Protagonisten herauszukitzeln. Das Ergebnis der Arbeiten wurde in zwei Filmen festgehalten. Im ersten Film, den “Lebensgeschichten”, werden Personen gezeigt, die die Filmemacher vor allem an ihrem Arbeitsplatz besucht haben. Und dabei einen Einblick erhalten haben, wie diese Menschen ihre eigene Existenz und die ihrer Familie sichern und sich in die Gesellschaft vor Ort integrieren. Die “Lebensgeschichten” werden zum ersten Mal heute, Freitag, 29. April, um 21.10 auf RAI Südtirol ausgestrahlt. Der zweite Film, “Familiengeschichten”, der von Beziehungen handelt, die wertvoll sind, um Menschen aus anderen Ländern in Südtirol das Leben leichter zu machen, läuft erstmals am kommenden Freitag, 6. Mai, ebenfalls um 21.10 auf RAI Südtirol. Die Wiederholungen sind jeweils am Tag danach um 18 Uhr zu sehen.