Gesellschaft | Betreuung

Durchbruch für die Kleinsten

Im Streit um die Kinderhort-Tarife gibt es eine Einigung: neue Tarife, flexiblere Betreuungszeiten und eine weiterhin garantierte Co-Finanzierung durch das Land.

Noch bevor Landeshauptmann Arno Kompatscher den Beschluss der Landesregierung am Dienstag Mittag bekannt gibt, meldet sich bereits Christian Tommasini über Facebook zu Wort. “Accordo molto positivo sugli asili nido”, schreibt der Landesrat für italienische Bildung und Landeshauptmann-Stellvertreter in Großbuchstaben auf seinem Facebook-Profil. Die Entscheidung über ein neues Tarif-System für die Kinderhorte in Bozen, Meran, Leifers und Brixen war lange Zeit hinausgeschoben worden. Als bekannt wurde, dass die Tarife an jene der Tagesmütter und der Kindertagesstätten angepasst und  damit für viele Familien empfindlich erhöht werden sollte, liefen die vier betroffenen Stadtgemeinden, die die Horte führen, Sturm. Nach einer Reihe von Treffen und Gesprächen mit den Gemeinden, den Anbietern und dem Rat der Gemeinden hat es nun den Durchbruch gegeben, wie der Landeshauptmann heute (30. August) mitteilte. Vielmehr als ein Kompromiss sei eine “absolut einvernehmliche Lösung” erzielt worden, so Kompatscher. Mehr Flexibilität, einheitliche Tarife und eine weiterhin garantierte Co-Finanzierung durch die Provinz, so die Punkte, auf die sich Land und Gemeinden geeinigt haben.

“Die Neuerung ist nicht, dass die Eltern mehr zahlen müssen.”
(Landeshauptmann Arno Kompatscher)

Die Neuerungen

Ab 1. September 2017 können jene Eltern von Kindern zwischen 0 und 3 Jahren, die sich für ein Kinderhort entscheiden, zwischen einem Halbtages- und einem Ganztagestarif wählen. Bisher galt ein Tagestarif von mindestens 7 bis höchstens 17 Euro für die Ganztagesbetreuung. Künftig gilt für die Halbtagesbetreuung ein Mindesttarif von 5,40 bis höchstens 15 Euro, jener für den ganzen Tag beläuft sich auf mindestens 7,40 und maximal 18 Euro. Für alle Kinderhorte gelten dabei dieselben Tarife, wieviel Eltern für den Hort zahlen müssen, hängt von ihrem Einkommen ab. Dass, wie anfangs befürchtet, gewisse Familien, insbesondere jene, die in höhere Einkommensstufen fallen, in Zukunft mehr für die Betreuung in Kinderhorten zahlen müssen, schließt Kompatscher aus. “Wenn, dann fallen die Teuerungen nur geringfügig aus”, unterstreicht er. Im Durchschnitt sei allerdings nicht mit höheren Kosten für die Familien zu rechnen.

Neben flexibleren Betreuungsmodellen gibt es auch mehr Flexibilität bei den Betreuungszeiten. Der Beschluss der Landesregierung legt fest, dass Kinder mindestens 20 Stunden pro Woche, aufgeteilt auf 5 aufeinanderfolgende Wochentage, in einem Kinderhort untergebracht werden müssen (bei Tagesmüttern und Kindertagesstätten sind es 12 Wochenstunden). Darüber hinaus ist auch eine Verlängerung der Betreuungszeiten möglich. Dafür wird – wie bei Tagesmüttern und Kindertagesstätten – ein Stundentarif berechnet.

Eine für die Gemeinden wichtige Zusicherung vonseiten des Landes – um den finanziellen Mehraufwand nicht auf die Familien abwälzen zu müssen – ist, dass die Finanzierung der Kinderhorte durch das Land auch in Zukunft nicht auf Stundenbasis erfolgen, sondern wie bisher 50 Prozent der anerkannten Ausgaben ausmachen wird – abzüglich der Einnahmen durch die eingangs erwähnten (neuen) Tarifbeteiligung der Familien.

Wenn sich Christian Tommasini heute zufrieden zeigt, dann sei das insbesondere den Vertretern der Gemeinde Bozen, den Anbietern und den Familien selbst zu verdanken, die sich für den “guten Kompromiss” eingesetzt hätten, so der Landesrat.