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Brixner Abgesang

"Manchmal erkennt man den Wert einer Sache erst, wenn man sie verloren hat." W. Putin
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Mit dem unheilvollen Ausgang des Brixner Seilbahn-Referendums findet die Jahrhunderte alte Symbiose von Skigebiet und Stadt ein jähes Ende. Das „Nein“ zum Überflug ist ein „Ja“ zum Stillstand, zum Rückschritt und damit unweigerlich auch ein „Ja“ zum Niedergang der altehrwürdigen Bischofsstadt. „Ab Oktober werden Straßenschäden nicht mehr repariert werden, 2015 wird dann mit dem Abbau der Kletterhalle begonnen. Spätestens 2026, wenn die Revision der Domtürme fällig ist, wird Brixen zusperren.“ zeichnet Brixens erster Bürger ein düsteres Bild der Lage.

Auch der Chefredakteur einer Brixner Monatszeitschrift gibt sich niedergeschlagen. Er hat, bis auf eine neutrale Berichterstattung, alles versucht, um die Brixner gut auf die Wahlkabine vorzubereiten. Deshalb nimmt er auch alle Schuld auf sich und findet dabei sogar noch versöhnliche Töne: „Diese Abstimmung hat die Brixner tief gespalten. Die Franziskaner Pater grüßen die Klarissen nicht mehr, die Handballer gönnen den Fußballern die Luft in ihren Bällen nicht, Rienz und Eisack möchten in ein getrenntes Bachbett verlegt werden. In manchen Bars wird nur noch Meraner Mineralwasser aufgeschenkt! Für diese Zustände bin auch ich mit verantwortlich, durch meine Stimme im Gemeinderat für das Referendum habe ich auch den geistig Zurückgebliebenen die Möglichkeit gegeben, die Zukunft der Stadt zu versauen. Deshalb möchte ich auch den ersten Schritt machen, damit die Menschen wieder aufeinander zu kommen, und hiermit allen Nein-Sagern – diesen Hirnamputierten - meine Hand reichen.“

Unterdessen bereitet Vahrn bereits Auffanglager für die Brixner Wirtschaftsflüchtlinge vor. Die heurige Ballsaison im Haus Voitsberg fällt damit wohl aus, die Feldbetten füllen den gesamten Saal. Langfristig werde man die Brixner wohl in Schalders und Spiluck ansiedeln, so die Gemeindeverwaltung. „Dort können sie durch mögliche zukünftige Referenden am wenigsten Schaden anrichten, die Schalderer sind ein vernünftiges Völkchen und werden ihnen den Blödsinn schon austreiben.“

Und so ist es wohl eine zynische Fügung des Schicksals, wenn die Brixner in Zukunft mühsam und ohne Liftunterstützung, wie der Heiland nach Golgota, zur Karspitze hochwandern müssen und traurig auf die andere Talseite blickend, ihren Kindern vom verlorenen Paradies erzählen werden.

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Franz Linter Mi., 01.10.2014 - 08:42

Wer hätte gedacht, dass die salto Community solch kreative Zugänge gewinnt. Ich sehe das als eine Folge der Reaktionen von den PRO Seilbahn (aber nur vom Bahnhof aus) und bedanke mich dafür bei Albert Pürgstaller, Markus Huber und Willy Vontavon.

Mi., 01.10.2014 - 08:42 Permalink